Hintergrund

© APDF

Im Human Development Index des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen liegt Mali auf Platz 186 von 191 (Stand 2021), das Land zählt zu den ärmsten in Afrika: Rund 42 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Zudem gibt es einen Bevölkerungszuwachs von jährlich 3 Prozent, was die Wirtschaft vor große Probleme stellt. Seit dem Militärputsch im März 2012 und der parallel dazu voranschreitenden Besetzung des Nordens des Landes zunächst durch die Tuareg und später durch islamistische Extremisten ist Mali fortwährend politischen Unruhen ausgesetzt. Seit Juli 2013 bemüht sich die UNO-Mission MINUSMA (zu Dt.: Multidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali) um Sicherheit und Konsolidierung, doch nach wie vor herrscht ein Klima der Instabilität, und besonders die weibliche Bevölkerung leidet unter nicht aufgeklärten und teils noch weiter erfolgenden Kriegsverbrechen.

Im August 2020 putschte das malische Militär gegen die Regierung des demokratisch gewählten Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta, weniger als ein Jahr später folgte im Mai 2021 ein weiterer Putsch gegen die Übergangsregierung unter Bah N’Daw. Als neuer Übergangspräsident wurde Oberst Assimi Goïta vereidigt, der Wiederaufbau stabiler demokratischer Strukturen steht bis heute in weiter Ferne. Zugleich verschärft sich die Sicherheitslage immer weiter: UN-Angaben zufolge befinden sich rund 75 Prozent des Hoheitsgebiets unter der Kontrolle extremistischer Gruppierungen, dschihadistisch motivierte Terroranschläge sind an der Tagesordnung. Auch den malischen Sicherheitskräften selbst werden immer wieder schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Lage für Frauen und Mädchen

Die Situation der weiblichen Bevölkerung ist besonders besorgniserregend. Eine Übersicht von UN OCHA zu den humanitären Bedarfen 2022 zeigt, dass angesichts der prekären Sicherheitslage in Mali, die geprägt ist von bewaffneten Konflikten, Terroranschlägen, Spannungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen sowie erhöhten Flucht- und Migrationsbewegungen, in fast allen Regionen des Landes ein verstärktes Risiko von sexualisierter Gewalt für Frauen besteht. In ganz Mali wurden allein von Januar bis August 2021 rund 5.486 Fälle von geschlechtsbedingter Gewalt dokumentiert. Dies stellt einen Anstieg um 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar. 98 Prozent der Betroffenen waren Frauen, 54 Prozent noch unter 18 Jahren. Die Dunkelziffer sexualisierter Übergriffe liegt aller Wahrscheinlichkeit nach noch wesentlich höher.

Auch außerhalb der Krisenregionen haben Frauen in Mali einen besonders schwierigen Status. Eine malische Frau bekommt im Durchschnitt 5,7 Kinder. Früh- und Zwangsehen sind weit verbreitet, 54 Prozent der Mädchen heiraten vor Vollendung des 18. Lebensjahrs, 16 Prozent sogar vor ihrem 15. Geburtstag. Ein weiteres Problem ist die unverändert weit verbreitete weibliche Genitalverstümmelung (engl. Female Genital Mutilation - FGM): 89 Prozent der Mädchen und Frauen werden beschnitten, die meisten von ihnen vor ihrem 5. Geburtstag. Als eines von nur sechs Ländern weltweit hat Mali bis heute kein gesetzliches Verbot gegen FGM erlassen. Zu den Hintergründen zählt vor allem der Fortbestand von Gewohnheitsrecht und traditionellen Praktiken, welche sich an patriarchalen Herrschaftsstrukturen ausrichten und nach wie vor hohe gesellschaftliche Akzeptanz in Mali erfahren. Die Benachteiligung von Mädchen bei der Teilhabe an Bildung ist ebenfalls gravierend. Laut der Internationalen Bewegung ONE zur Bekämpfung extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten bis 2030 liegt Mali auf Platz 6 der Länder, in denen Mädchen die größten Schwierigkeiten haben, zur Schule zu gehen (2017).

Aus all diesen Gründen sind Frauenrechtsinitiativen wie die TDF-Partnerorganisation APDF unverzichtbar.

Newsletter

Der TERRE DES FEMMES-Newsletter erscheint mehrmals im Jahr!
Wir informieren Sie über aktuelle Projekte und Aktionen.

nach oben
Jetzt spenden