Die Frau als Ware

Wenn Frauen in ihrem Land keine Perspektiven sehen und es schwer ist, legal im Ausland zu arbeiten, bezahlen sie hohe Summen an Menschenhändler, die ihnen gute Jobs versprechen. Doch statt der Beschäftigung in Restaurants oder Haushalten warten oft Bordelle auf die Migrantinnen, in denen sie zur Prostitution gezwungen werden. Auch die Migrantinnen, die sich bewusst ins Rotlichtmilieu vermitteln lassen, werden rücksichtslos bei ihrer Ankunft in Deutschland ausgebeutet.

Ausstellung zu Frauenhandel

Wenn Menschen andere Menschen unter Zwang, Betrug oder Täuschung anwerben, um sie für ihre Zwecke skrupellos auszubeuten, spricht die UN von Menschenhandel.
Dieser Definition hat sich die EU angeschlossen, um den Straftatbestand von Menschenhandel festzulegen. Deutschland hat im Sommer 2016 diese EU-Gesetzgebung umgesetzt. Bei Personen unter 21 Jahren muss keine Zwangslage oder besondere Hilflosigkeit gegeben sein, um den Straftatbestand zu erfüllen.
Laut UNODC sind weltweit 60% der Betroffenen von Menschenhandel Mädchen und Frauen; in Deutschland sind es sogar 95,2%. Frauenhandel passiert oft im Kontext von Migration als Folge von Armut und Konflikten.

Formen von Frauenhandel:

Frauenhandel in die sexuelle Ausbeutung: Frau werden unter Ausnutzung einer persönlichen oder wirtschaftlichen Zwangslage oder Hilflosigkeit zur Prostitution oder zu sexuellen Handlungen gezwungen. Bei Minderjährigen in der Prostitution spricht man automatisch immer von Menschenhandel.

Frauenhandel in die Ehe: Frauen werden im Rahmen der Heiratsmigration bewusst getäuscht oder ausgebeutet, mittels List, Zwang oder Schuldknechtschaft gezwungen, in einer Ehe zu verbleiben, ihre Selbstbestimmung einzuchränken und sie sexuelle, physische oder psychische Gewalt erleiden. TERRE DES FEMMES arbeitet vor allem zur Zwangsverheiratung von Mädchen in dem spezialisierten Referat Gewalt im Nahmen der Ehre und Zwangsverheiratung.

Bei Frauenhandel in die Arbeitsausbeutung handelt sich dabei in erster Linie um das Locken oder Verschleppen von Frauen aus wirtschaftlich schwachen Ländern in wirtschaftsstarke Länder, in denen sie unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. Oftmals erhalten sie keinen oder nur einen sehr geringen Lohn und erfahren vielfach auch psychische oder physische Gewalt. Ein Tätigkeitsfeld, in dem die Frauen häufig eingesetzt werden, ist der Haushaltshilfebereich oder in der Pflege.

Frauenhandel - die Zahlen

Schätzungen über die Anzahl der Betroffenen von Menschenhandel basieren auf unterschiedlichen Annahmen und Quellen. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO schätzt, dass im Jahr 2021 50 Millionen Menschen weltweit von Menschenhandel betroffen sind, mehr als die Hälfte davon sind Frauen. 6,4 Million davon werden in Europa und Zentral Asien täglich ausgebeutet.
Dagegen gab Eurostat 2021 7.155 Betroffene von Menschenhandel in der EU an, davon 68% Frauen und Mädchen. 3.984 sind Betroffene zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. In Deutschland zählt das Bundeskriminalamt (BKA) in abgeschlossenen Ermittlungsverfahren 2022 insgesamt 476 (453 weibliche, dies entspricht 95,2%) Betroffene von Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung. Die meisten Fälle des Frauenhandels fallen jährlich in den Bereich der sexuellen Ausbeutung.
Verlässliche Zahlen auf nationaler und internationaler Ebene können wegen der vielfältigen Erscheinungsformen von Frauenhandel nur schwer genannt werden, trotz offizieller Zahlen muss mit einem sehr hohen Dunkelfeld gerechnet werden, so dass das wahre Ausmaß des Menschen- und Frauenhandels weiterhin unklar bleibt.

Obwohl Frauenhandel in der Öffentlichkeit immer nur als grenzüberschreitendes Phänomen angesehen wird, sind 27,9 % der Betroffenen von Menschenhandel in die sexuelle Ausbeutung Deutsche, 71,9% der minderjährigen Betroffenen im BKA-Jahresbericht 2022 hatte die deutsche Staatsangehörigkeit (Tendenz steigend). Durch die sogenannte Loverboy-Methode bringen Männer Mädchen dazu, durch eine vorher aufgebaute emotionale Bindung sich zu prostituieren, und werden so ausgebeutet. Mehr über die Loverboy-Methode unter: www.maedchenhandel.de

Laut BKA, waren 74,6% der Täter männlich und 23,2 weiblich. Deutsche stellen die größte Gruppe der Tatverdächtigen dar, gefolgt von rumänischen und bulgarischen Tatverdächtigen. Das Europäische Parlament schätzt einen jährlichen Ertrag von ca. 25 Milliarden Euro in der EU (EP 2013).

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