„Für mich als Frau bedeutet ein friedliches Leben, ein gewaltloses Leben.“

Mariam Wahed, Bildrechte: privat
Mariam Wahed, Bildrechte: privat

Ein Interview mit Mariam Wahed. Eine deutsche Frau mit afghanischem Migrationshintergrund. Selbst ehemalige Betroffene von Gewalt und unermüdliche, friedliche Kämpferin für eine Welt ohne Gewalt.

Vielleicht kannst du ein bisschen über dich erzählen: Wo du herkommst, was dich ausmacht?

Zunächst möchte ich TERRE DES FEMMES für das mir entgegengebrachte Vertrauen danken, über dieses wichtige Thema zu sprechen.

Ich bin Mariam Wahed, Deutsche, mit einem afghanischen Migrationshintergrund. Ursprünglich komme ich aus Kabul, der Hauptstadt Afghanistans. Mein Vater war Offizier und ich wurde als 8. von 9 Kindern geboren. Im Jahr 1992 bin ich aufgrund des Bürgerkrieges und der religiösen Fundamentalisten aus meiner Heimatstadt geflohen. Dank meiner guten schulischen Leistungen durfte ich in St. Petersburg, Russland, studieren und mein Diplom ablegen, welches schließlich auch in Deutschland anerkannt worden ist. Seit 1995 lebe ich in Deutschland.

Da ich in Russland „Pädagogik und Psychologie“ studiert habe, war ich in den Augen der FundamentalistInnen nach meiner Heimkehr in Afghanistan eine unerwünschte Kommunistin. Nach dem Sturz der prosowjetischen Regierung und der Machtübernahme der Mudschaheddi („Heilige Krieger“) wurde mir auch die Ausübung meines Berufes, nach kurzer Tätigkeit als Dozentin an der Pädagogischen Hochschule in Kabul, verboten, da ich nicht deren Vorstellung einer muslimischen Frau entsprach. Ich wurde geschlagen und bedroht. Meine Familie hat mich innerhalb des Landes versteckt, bis es nicht mehr ging, sodass es keinen anderen Ausweg mehr gab, als über Umwege nach Deutschland zu kommen.

Durch diese Flucht habe ich Erfahrungen gesammelt, weiß, was Krieg und Frieden bedeuten und ich habe auch gesehen, wie grausam Menschen sein können: Kinder vergewaltigen, Waffen verkaufen, Menschen töten und viele andere unbeschreibliche Taten. Das alles hat mir die Stärke gegeben, die ich heute habe. Denn Erfahrung macht Menschen schlau.

 

 

TERRE DES FEMMES bedankt sich sehr für das informative Gespräch und hofft, dass Häusliche Gewalt weiter thematisiert und bekämpft wird! Wir danken Mariam auch für das sehr wichtige Video, damit Frauen wissen, dass sie nicht alleine sind. Das Interview führte die Praktikantin der Geschäftsführung, Lisa Müller.

Im Folgenden finden Sie YouTube Links zu Videos die Mariam in Afghanistan gedreht hat (leider nicht auf Deutsch verfügbar).

1. Mariam spricht über den Kampf gegen Gewalt an Frauen

2. Gespräch mit einer Gefangenen, die glücklicherweise durch Mariams Engagement befreit werden konnte

3. Interview von Mariam mit der Leiterin des Afghanischen Frauengefängnisses in Kabul

4. Mariam berichtet über die Arbeit von TERRE DES FEMMES gegen Gewalt an Frauen in Deutschland

5. Bericht von Mariam: Die tragische Lage der afghanischen Frauen in den Gefängnissen des Landes