Rakieta Poyga, Gründerin der Association Bangr Nooma, auf Besuch in Berlin 2016.
Foto: © TERRE DES FEMMES
„Frauen müssen in jeder Hinsicht und besonders gegen traditionelle schädliche Praktiken gestärkt werden, damit sie mehr Selbstbewusstsein erlangen und eigenständig entscheiden können. Nur so werden wir auch die weibliche Genitalverstümmelung eines Tages besiegen. Dafür machen wir uns stark.“
Rakieta Poyga.
Projektgebiete:
Drei Provinzen im Königreich Mossi: Kadiogo, Sanmatenga und Nahouri sowie in Bezirken der Hauptstadt Ouagadougou mit umliegenden Wohnvierteln und Dörfern, Burkina Faso
Wird von TDF unterstützt seit: 1998
Zielgruppe: Dorfchefs, Religionsführer, LehrerInnen, ehemalige Beschneiderinnen etc., von FGM betroffene und bedrohte Mädchen sowie die gesamte Bevölkerung
Projektaktivitäten:
Projektgründerin/Leiterin: Rakieta Poyga
Kontakt: Ehrenamtliche Projektkoordinatorin Irma Bergknecht (burkina-faso@frauenrechte.de) oder TERRE DES FEMMES-Referat Internationale Zusammenarbeit (iz@frauenrechte.de)
Projektflyer: Informationsflyer Bangr Nooma (PDF-Datei)
Burkina Faso gehört mit zu den ärmsten Ländern der Welt. Weniger als ein Fünftel der Mädchen und Frauen kann lesen und schreiben. Nach Angaben von UNICEF aus dem Jahr 2013 sind im westafrikanischen Burkina Faso über 76% aller Mädchen und Frauen von Genitalverstümmelung betroffen (Female Genital Mutilation: FGM). Ihnen wird meist ohne Narkose und unter unhygienischen Bedingungen die Klitoris entfernt. In vielen Fällen werden zusätzlich die inneren sowie die äußeren Schamlippen teilweise oder vollständig abgetrennt (Exzision). Viele der betroffenen Mädchen und Frauen leiden ein Leben lang unter Schmerzen, verursacht durch Fistelbildungen Verwachsungen oder Infektionserkrankungen. Nicht selten verbluten Mädchen bei der Prozedur. Bei Schwangerschaften und Geburten kommt es häufig zu lebensgefährlichen Komplikationen für Mutter und Kind.
Genitalverstümmelung ist in Burkina Faso seit 1996 gesetzlich verboten, trotzdem wird sie weiterhin praktiziert. Hinzu kommt, dass vermehrt sehr junge Mädchen beschnitten werden. Denn die Beschneidung gilt vielerorts als Voraussetzung für eine Heirat. Religionsführer, Dorfchefs sowie die Beschneiderinnen selbst vertreten die Praktik von FGM und genießen hohes Ansehen innerhalb ihrer Dorfgemeinschaft, was die Arbeit von Bangr Nooma umso wichtiger macht.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ABN, die für die Aufklärungsarbeit zuständig sind (Animatrices/Animateurs). Foto: © TERRE DES FEMMESSeit über fünfzehn Jahren setzen sich Rakieta Poyga, die Gründerin und Leiterin der Assocation Bangr Nooma (ABN) sowie ihre MitarbeiterInnen für ein Ende der weiblichen Genitalverstümmelung in Burkina Faso ein. Sie arbeiten in den Provinzen Sanmatenga im Norden Zentralburkinas, in Nahouri im Süden des Landes, in Bezirken der Hauptstadt Ouagadougou sowie in umliegenden Wohnvierteln und Dörfern. Bangr Nooma bedeutet soviel wie "Es gibt nichts Besseres als Wissen". Die Organisation wurde 2001 offiziell als gemeinnützige Organisation anerkannt und zählt inzwischen über 300 ehrenamtliche Mitglieder und Aktive.
Die Organisation vertritt einen ganzheitlichen Ansatz und bezieht die gesamte Bevölkerung eines Viertels oder Dorfs in die Sensibilisierungskampagnen ein. Eine Kampagne dauert in der Regel mehrere Jahre. Dazu bildet ABN Animatricen und Animateure aus, die mit den Menschen über das tabuisierte Thema der Genitalverstümmelung sprechen und über die negativen Folgen der Praktik informieren. Ein Schwerpunkt liegt in der Schulung und Fortbildung lokal einflussreicher Personen, die als MultiplikatorInnen fungieren. Dazu gehören neben den Dorfchefs, Religionsführern, LehrerInnen, PolizistInnen, VertreterInnen von Frauenorganisationen und traditionellen Hebammen vor allem auch die ehemaligen Beschneiderinnen.
Feierliches "Begräbnis" der Beschneidungswerkzeuge in Toukin nach erfolgreichem Abschluss der Aufklärungskampagne.
Foto: © TERRE DES FEMMESDie Aufklärungskampagnen von ABN verlaufen in drei Phasen:
Frauen beteiligen sich bei der Aufklärungsarbeit zur Weiblichen Genitalverstümmelung in Toukin: Foto: © TERRE DES FEMMES
Danach ist das eingesetzte Dorfkomitee verantwortlich für die Umsetzung des NEIN zu FGM. Die ehemaligen Beschneiderinnen spielen hier eine entscheidende Rolle, erfahren sie doch von geplanten Beschneidungen und können diese zur Anzeige bringen. Da mittlerweile immer häufiger Mädchen im Babyalter beschnitten werden, sorgen die Dorfkomitees besonders für den Schutz von neugeborenen Mädchen. Gemeinsam mit den Dorfkomitees vertieft ABN die Aktivitäten und macht regelmäßige Monitoring-Besuche, um einen nachhaltigen Erfolg der Aufklärungsarbeit zu gewährleisten. Danach arbeiten die Komitees unabhängig und führen die Arbeit eigenständig fort.
Im November 2016 wurde auf diese Art und Weise durch eine feierliche „Beerdigungszeremonie“ eine langjährige und erfolgreiche Aufklärungskampagne in Toukin beendet. 2200 Personen nahmen an der öffentlichen Bekundung des NEIN zu FGM teil, darunter auch die burkinische Familienministerin. Im Rahmen der feierlichen Zeremonie schworen 9 weitere Dörfer und 3 Gemeinden öffentlich der gefährlichen Praktik ab.
Aufgrund der weiblichen Genitalverstümmelung leiden viele Mädchen und Frauen unter schweren medizinischen Folgeschäden. Es kann zu Wucherungen, Verwachsungen oder zu schlimmen Fistelbildungen kommen (z.B. Vesico-Vaginal Fistulae). Mädchen und Frauen, die Opfer von FGM geworden sind und deshalb unter starken Schmerzen leiden, kann durch medizinische Eingriffe geholfen werden.
Immer öfter kommen Eltern auf ABN zu. Sie haben ihre Töchter genitalverstümmeln lassen und wussten nicht, dass sie ihnen damit großen Schaden zugefügt haben. Erst deren leidvolle Schmerzen machen ihnen dies bewusst. Sie nehmen Kontakt mit Bangr Nooma auf und bitten um medizinische Notoperationen. ABN ist vernetzt mit Prof. Dr. Akotionga, der solche Operationen an von FGM betroffenen Mädchen und Frauen durchführt. Bangr Nooma stellt den Kontakt her und begleitet sie zu den medizinischen Eingriffen. Um die ehrenamtliche Tätigkeit von Prof. Akotionga zu unterstützen, hat die Städtegruppe Nürnberg 2015/2016 von zwei unterschiedlichen medizinischen Einrichtungen wertvolle Sachspenden in Form von OP-Instrumenten bekommen
Eine Besuchsdelegation aus Deutschland (TDF und Soroptimist Ellwangen) hat im November der Kampagnen-Abschluß-Zeremonie in Toukin beigewohnt (v.l.n.r.: Susanne Meister/TDF Nürnberg, Irma Bergknecht/TDF-Projektkoordinatorin Burkina Faso, Sabine Lehmann und Uschi Jordan/Soroptimist Ellwangen u.a.). Foto: © TERRE DES FEMMESDas Projektbüro von Bangr Nooma, welches mit Hilfe von TERRE DES FEMMES aufgebaut wurde, besteht seit 2005. Es ist eine wichtige Anlaufstelle für Mädchen und Frauen, die von Gewalt betroffen sind. Dort finden Mädchen, die vor einer drohenden Genitalverstümmelung fliehen, Beratung und Schutz. Für Frauen, die als Folge weiblicher Genitalverstümmelung unter massiven gesundheitlichen Problemen leiden, ermöglicht Bangr Nooma mit Unterstützung des Arztes Prof. Akotionga ca. 15-20 mal im Jahr Operationen für notleidende Mädchen und Frauen. In dieser Situation ist die Arbeit der Organisation unerlässlich und nicht mehr wegzudenken.
Im Projektgebäude von ABN werden die Animateure und Animatricen regelmäßig fortgebildet. So bleiben sie in der Lage, die Menschen auf den Dörfern über Jahre hinweg immer wieder zu besuchen und nachhaltig dafür zu sorgen, dass nicht wieder heimlich Mädchen beschnitten werden. Einen wichtigen Beitrag hierzu leisten die ehemaligen Beschneiderinnen, die sich mit Hilfe von Kleinkrediten durch Bangr Nooma eine neue Existenz aufbauen konnten und sich danach in die Arbeit von ABN einbringen.
Frau Safiata Zongo. Foto: © TERRE DES FEMMES
Frau Safiata Zongo ist 51 Jahre und lebt in Ouagadougou, Prof. Akotionga und ABN haben ihr mit einer medizinischen Notoperation im Jahr 2014 helfen können. In einem Interview mit TERRE DES FEMMES hat sie stolz davon berichtet (Juni 2015).
Bangr Nooma konnte mit Hilfe der kontinuierlichen Unterstützung durch TERRE DES FEMMES ein Umdenken bei vielen Menschen bewirken.
Bei einer Aktivität von ABN mit TDF-Besuch (2015 ). Foto: © TERRE DES FEMMESAuch in Zukunft benötigt Bangr Nooma finanzielle Unterstützung für:
UNTERSTÜTZEN AUCH SIE DIE ARBEIT DER ASSOCIATION BANGR NOOMA GEGEN GENITALVERSTÜMMELUNG AN FRAUEN UND MÄDCHEN!
Unterstützen Sie Bangr Nooma mit einer einmaligen Spende oder spenden Sie regelmäßig und werden Sie FörderIn!
Sie können auch mit dem Stichwort „Burkina Faso“ auf folgendes Konto spenden:
EthikBank
IBAN DE35 8309 4495 0103 1160 00
BIC GENODEF1ETK
Jahresberichte
Öffentlichkeitsarbeit
2016
Anlässlich einer Spendenaktion auf der Spendenplattform Betterplace, wurde im Jahr 2016 ein Video-Interview mit Rakieta Poyga erstellt.
2015
2014
Gewaltschutzgesetz für Mädchen und Frauen in Burkina Faso (PDF-Datei)
Weitere Informationen erhalten Sie bei
TERRE DES FEMMES e.V.
Brunnenstr. 128, 13355 Berlin
Tel: 030 - 40 50 46 99-0
E-Mail: Kontaktformular
oder bei der ehrenamtlichen TERRE DES FEMMES-Projektkoordinatorin Irma Bergknecht,
E-Mail: burkina-faso@frauenrechte.de