Berlin, 25.11.2016. Frauen, die an Türen anklopfen, verzweifelt um Einlass bitten und um das letzte freie Bett in Frauenhäusern anstehen, dieses Bild bot sich Passanten heute vor dem Brandenburger Tor. Mit ihrer Aktion „Tür auf!“ unterstrich die Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES zum Internationalen Gedenktag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ ihre Forderung nach mehr Schutzräumen für von Gewalt betroffene Frauen. Fast täglich wird neusten Erhebungen des Bundeskriminalamtes zufolge in Deutschland eine Frau Opfer von Mord oder Totschlag in Partnerschaften. „Wir brauchen genügend Zufluchtsorte sowie eine einheitliche und flächendeckende Finanzierung von Frauenhäusern“, fordert Maja Wegener, Fachbereichsleiterin von TERRE DES FEMMES.
Hier ist die Politik gefragt. „Deutschland muss seiner menschenrechtlichen Verpflichtung, Frauen vor Gewalt zu schützen, besser nachkommen“, sagt Wegener. Bundesweit ist jede vierte Frau von häuslicher Gewalt betroffen. Möchte sie aus dieser Situation fliehen, wird sie oft vor der Tür abgewiesen. Allein 2011 waren es 9.000 Frauen. Grund: In knapp 400 Frauenhäusern und Zufluchtswohnungen stehen nur 6.800 Plätzen für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder zur Verfügung. Dieser untragbare Zustand muss ein Ende haben. Jede schutzsuchende Frau muss unabhängig von Alter, Herkunft, Behinderung, psychischen Problemen oder Sprachkenntnis in Deutschland einen Ort der Zuflucht finden, fordert TERRE DES FEMMES.
2011 beschloss der Europarat die Istanbul-Konvention – eine Übereinkunft, die sich gegen Gewalt an Frauen richtet. Laut der Konvention hat sich Deutschland verpflichtet, Frauenhäuser flächendeckend auf alle Regionen zu verteilen: Pro 10.000 EinwohnnerInnen sollte Platz für eine Familie sein. „In Deutschland trifft das jedoch längst nicht zu“, erklärt Wegener. Gerade im Osten der Republik und in ländlichen Regionen haben Frauen, die vor häuslicher Gewalt fliehen, große Schwierigkeiten einen Zufluchtsort zu finden.
Mit der Aktion „Tür auf!“ erinnert TERRE DES FEMMES die Regierung an ihre menschenrechtliche Verpflichtung gegenüber schutzbedürftigen Frauen. Denn jede vierte Frau war oder ist von häuslicher Gewalt betroffen. Darüberhinaus sind 82 Prozent der Betroffenen von Gewalt in Partnerschaften Frauen.
Hintergrund zum Aktionstag
Der Internationale Gedenktag geht zurück auf die Ermordung der Schwestern Mirabal in der Dominikanischen Republik. Sie waren am 25. November 1960 vom militärischen Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet worden, weil sie gegen den Diktator Trujillo protestiert hatten. Die Vereinten Nationen haben 1999 den 25. November als offiziellen Gedenktag anerkannt. TERRE DES FEMMES hat 2001 erstmals Fahnen mit der Aufschrift „frei leben – ohne Gewalt“ gehisst, um auf den Todestag der Schwestern und damit gegen Menschenrechtsver letzungen an Frauen aufmerksam zu machen. Mittlerweile gibt es Fahne und Banner in sieben Sprachen: auf deutsch, englisch, spanisch, französisch, türkisch, arabisch und persisch.
Pressefotos der Aktion vor dem Brandenburger Tor unter Pressefotos.
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Für Nachfragen und Interviews stehen wir gerne zur Verfügung.
Bitte wenden Sie sich an TERRE DES FEMMES Marion Brucker, Pressereferentin, Tel. 030/40504699-25 oder per E-Mail an: presse@frauenrechte.de.