Tag der genitalen Selbstbestimmung am 7. Mai – Koordinierungsstelle FGM_C fordert effektiven Schutz von gefährdeten Mädchen

Vor neun Jahren wurde im sogenannten Kölner Urteil am 7. Mai entschieden, dass alle medizinisch nicht-indizierten Eingriffe eine strafbare Körperverletzung darstellen. Vor diesem Hintergrund fordert die Berliner Koordinierungsstelle FGM_C erneut effektiven Schutz vor weiblicher Genitalverstümmelung_Beschneidung. Denn weltweit sind mehr als 200 Millionen Frauen betroffen, jährlich kommen Millionen hinzu. Verschärft wird die Situation auch in Deutschland als eine direkte Folge der Pandemie durch Lockdown, Schulausfall und die wirtschaftlichen Auswirkungen. Für eine bestmögliche Unterstützung und Sensibilisierung wurde vor genau einem Jahr die Berliner Koordinierungsstelle gegen FGM_C als eine Kooperation von Familienplanungszentrum BALANCE, TERRE DES FEMMES und dem Desert Flower Center gegründet. Gefördert wird sie von der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung.

Im Sinne einer ganzheitlichen Unterstützung bietet die Koordinierungsstelle neben medizinischer Beratung und Behandlung auch psychologische Begleitung und psychosoziale Gruppenangebote für Betroffene an. Ein weiterer Fokus liegt auf der Sensibilisierung und Befähigung von Fachkräften im Umgang mit Betroffenen sowie auf der Community-Arbeit. „Anlässlich des weltweiten Tages der genitalen Selbstbestimmung möchten wir erneut auf die Dringlichkeit unserer Arbeit aufmerksam machen. Jede Frau muss bestmöglich unterstützt und jedes Kind effektiv geschützt werden“, erklärt Anna Grewe, Projektkoordinatorin der Berliner Koordinierungsstelle gegen FGM_C. „Im Familienplanungszentrum BALANCE versorgen wir betroffene Frauen gynäkologisch und begleiten sie auf Wunsch durch unsere psychologische Beratung“, ergänzt Dr. Constanze Hach, Gynäkologin im Familienzentrum BALANCE.

Dr. Cornelia Strunz vom Desert Flower Center: „Die weibliche Genitalverstümmelung_Beschneidung umfasst alle Eingriffe, bei denen Teile von weiblichen Genitalien aus nicht-medizinischen Gründen entfernt oder verletzt werden. Weibliche Genitalverstümmelung ist eine extrem gewaltvolle Praxis. Eine mögliche Rekonstruktion ist dabei nur ein Schritt auf einem langen Weg, wobei psychologische Begleitung in der Regel zusätzlich notwendig ist.“

Communities, in denen FGM_C praktiziert wird, spielen eine Schlüsselrolle bei der Beendigung der Praxis. „Ausgebildete Multiplikatoren_innen aus den Communities treten in einen Dialog durch Peer-to-Peer-Beratung. So wollen wir einen nachhaltigen Wandel der Einstellungen und Werte gegenüber dem Thema bewirken. Indem wir zudem Fachpersonal schulen, gehen wir auf die hohe Nachfrage von unter anderem Sozialarbeiter_innen, Hebammen, Ärzten_innen oder Lehrer_innen ein.“, erläutert Sina Tonk von TERRE DES FEMMES den Ansatz der Sensibilisierungsarbeit.


Hintergrund:

FGM_C (Engl. Female Genital Mutilation_Cutting)
Weltweit sind mehr als 200 Millionen Frauen und Mädchen betroffen. In Europa leben schätzungsweise 600.000, davon in Deutschland 75.000 betroffene Personen. 180.000 Frauen und Mädchen sind europaweit gefährdet, in Deutschland ca. 20.000. In Berlin leben schätzungsweise 4.400 betroffene Frauen und knapp 800 gefährdete Mädchen. Die Praxis ist in mindestens 92 Ländern der Welt verbreitet. Wichtig zu wissen ist, dass FGM_C keine Frage des Glaubens ist und dass es auch innerhalb eines Landes große Unterschiede hinsichtlich der Praxis geben kann.

Berliner Koordinierungsstelle gegen FGM_C


Die Berliner Koordinierungsstelle gegen FGM_C berät, begleitet und bestärkt Ratsuchende, Communities, Fachkräfte, Organisationen und Interessierte bei allen Fragen rund um weibliche Genitalverstümmelung_Beschneidung. Ziel der Koordinierungsstelle ist es, berlinweit Angebote interdisziplinär zu bündeln und weiterzuentwickeln, Fachkräfte in Umgang mit dem Thema zu stärken, Aufklärungsarbeit in unterschiedlichen Communities zu leisten sowie die Öffentlichkeit zum Thema zu sensibilisieren. Neben medizinischer Beratung und Behandlung, Community-Arbeit und Fachkräfteschulungen, bietet die Koordinierungsstelle auch psychologische Begleitung und psychosoziale Einzel- und Gruppenangebote für von FGM_C betroffene Personen an. Eine Hotline bietet zudem die erste Anlaufstelle und Beratung für Betroffene und Fachkräfte und ermöglicht eine einfache und niedrigschwellige Vermittlung.

Die Berliner Koordinierungsstelle gegen FGM_C wird aus Mitteln der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung gefördert. Unter der Koordination von Familienplanungszentrum BALANCE wird das Projekt mit den Kooperationspartnern TERRE DES FEMMES und dem Desert Flower Center Waldfriede realisiert.

Kontakt für Presseanfragen:
Anna Grewe, Projektkoordinatorin
E-Mail: team@koordinierungsstelle-fgmc.de
Telefon: 030 236 236 846

Mehr Informationen zur Koordinierungsstelle finden Sie auf der Webseite: www.koordinierungsstelle-fgmc.de.