Nach Angaben der EU, werden jährlich 500 000 Frauen von Menschenhändlern in europäische Länder gebracht, um sie hier als Prostituierte oder billige Arbeitskräfte zu verkaufen.
Hoffnungslosigkeit und wirtschaftliche Not in ihren Heimatländern verleiten viele Frauen dazu, sich auf attraktiv erscheinende Arbeitsangebote im Ausland einzulassen. Es sind meist junge Frauen aus Mittel- und Osteuropa.
Die Anwerber vor Ort können Bekannte sein oder auch Agenturen, die sie an Zuhälter und Bordelle weiter verkaufen, für 2.000 - 10.000 Euro. Auf diese Weise beschert der Handel mit Frauen dem organisierten Verbrechen weltweite Gewinne von ca. 12 Milliarden Euro pro Jahr.
Bereits deutsche Prostituierte erfahren ein hohes Maß an Erniedrigung und Gewalt, doch das Los ausländischer, hierher verschleppter, in die Prostitution gezwungener und permanent brutalster Gewalt ausgesetzter Frauen ist noch schlimmer.
Obwohl manche Frauen bereits vorher wussten, dass sie in der Prostitution arbeiten würden, hatten sie doch keine Ahnung, was es wirklich bedeuten würde: 20 Freier am Tag bedienen müssen, erpresst, bedroht und ausgebeutet und einem brutalen Zuhälter auf Gedeih und Verderb hilflos ausgeliefert zu sein.
Den Frauen selbst bleibt kaum ein Verdienst, da die Menschenhändler überhöhte Wohn- und Verpflegungskosten und angebliche Schulden für den Transport kassieren. Fehlende Ausweispapiere, illegaler Aufenthaltsstatus, sowie keinerlei Orts- oder Sprachkenntnisse machen die Frauen erpressbar.
Um gegen diese Praktiken und Zustände etwas zu unternehmen, rief TERRE DES FEMMES 1999 die Männerkampagne ins Leben. Sie forderte als eine der ersten Organisationen überhaupt Freier auf, Verantwortung zu übernehmen - hinzuschauen, wenn Wegschauen doch soviel leichter wäre. Es sind die Freier, die den engsten Kontakt zu den Prostituierten haben. Sie sind es, die bei bestimmten Anzeichen - Verletzungen, fehlende Sprachkenntnisse, die Frau nimmt das Geld nicht selbst entgegen - als erste handeln und Hilfe holen können.
TERRE DES FEMMES begrüßt daher die vielen regionalen und bundesweiten Kampagnen, die zur WM 2006 in Deutschland gestartet werden, um Frauenhandel und Zwangsprostitution auf die öffentliche Agenda zu setzen. Denn bei sportlichen Großereignissen steigt erfahrungsgemäß auch die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen.
Es freut uns, dass die von FiM initiierte Kampagne “Stoppt Zwangsprostitution" den Ansatz der Freieransprache aufgreift, um gezielt Männer für die Not der betroffenen Frauen zu sensibilisieren.
Zusätzlich bietet TERRE DES FEMMES die Wanderausstellung “Ohne Glanz und Glamour - Prostitution und Frauenhandel im Zeitalter der Globalisierung" an, die seit Herbst 2005 erfolgreich durch ganz Deutschland unterwegs ist und im Januar 2006 aufgrund der großen Nachfrage sogar dupliziert wurde. 26 großformatige Tafeln mit Fotos und Texten informieren über die Situation der Frauen und Freier und die Skrupellosigkeit der Menschenhändler und Zuhälter.