07.02.2006: Vergesst niemals Hatun! Ein "Ehren"-Mord-Opfer

Ein "Ehren"-Mord-Opfer wird zum Symbol für den Freiheitskampf junger Migrantinnen in Deutschland.

Heute vor einem Jahr wurde Hatun Sürücü von ihrem jüngsten Bruder auf offener Straße in Berlin erschossen. Zwei weitere Brüder stehen unter Verdacht an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Der Grund für den Mord: Hatuns westlicher Lebensstil bedrohte die Familienehre.

“Der Mord an der Deutsch-Türkin hat die Bevölkerung aufgerüttelt," berichtet Myria Böhmecke, Leiterin der Kampagne “NEIN zu Verbrechen im Namen der Ehre!" der Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES. “Das Problem der Ehrverbechen in Deutschland wurde zuvor als Einzelschicksale abgetan."

Der Verein macht auf die Situation junger Frauen mit Migrationshintergrund aufmerksam und berät Betroffene. “Seit dem Mord stehen unsere Telefone nicht mehr still, so viele Frauen suchen Hilfe" erzählt Böhmecke. In Deutschland werden Mädchen und Frauen mit Migrationhintergrund im Namen der Familienehre unterdrückt, misshandelt, zwangsverheiratet und sogar ermordet. Zahlen über die Ausmaße fehlen bisher.

Trotz der öffentlichen Aufmerksamkeit hat sich für die Betroffenen nicht viel geändert. Die zuständigen Behörden sind nicht in der Lage, die Frauen zu schützen. Häufig sind sie nicht ausreichend sensibilisiert, es wird gar nicht oder zu spät gehandelt.

Es gibt zu wenig spezielle Beratungs- und Zufluchtseinrichtungen. Erfolgreiche Projekte wie das Mädchenwohnhaus Rabea, die einzige Zufluchtsstätte in Nordrhein-Westfalen, wird aus Geldmangel gerade wieder geschlossen.

Dringend notwendig ist vor allem die verstärkte Präventionsarbeit in Schulen, damit Mädchen frühzeitig über ihre Rechte und Hilfsmöglichkeiten aufgeklärt werden. Außerdem fordert TERRE DES FEMMES die Verbesserung des Aufenthaltstatus bedrohter Frauen.

In Kooperation mit TERRE DES FEMMES wird zum Internationalen Frauentag am 08.03.06 in der Kölner Fachhochschule die Konferenz “Vergesst niemals Hatun! Kampagne gegen Ehrenmorde" mit internationalen Rednerinnen stattfinden.

Für Nachfragen und Interviewwünsche stehen wir gerne zur Verfügung.

Bitte wenden Sie sich an:
TERRE DES FEMMES, Rahel Volz oder Sibylle Schreiber
Tel. 07071/79 73-25,
E-Mail: ehrverbrechen@frauenrechte.de