15.03.2007: Film Bordertown und die Frauenmorde von Mexiko

Der Spielfilm “Bordertown" mit Jennifer Lopez und Antonio Banderas wirft ein aktuelles Licht auf die seit 15 Jahren ungesühnten und fortdauernden Frauenmorde in der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez. Da sich diese besonders grausamen Morde auch anderenorts in Mexiko und Mittelamerika häufen, ist gesteigerte Anteilnahme von Presse, Öffentlichkeit, Europa-Parlament und europäischen Regierungen dringend nötig. “Ich hoffe, dass “Bordertown" als ein der Realität sehr naher Film wahrgenommen wird und dazu beiträgt, dass sich auch ein breiteres Publikum für das Thema interessiert und aktiv wird" meint Filmfestleiterin von TERRE DES FEMMES Irene Jung, die an der Pressekonferenz während der Berlinale teilgenommen hat.

Großen Aufruhr verursachte der auf der Berlinale uraufgeführte Film. Dessen Hauptdarstellerin und Produzentin Jennifer Lopez wurde in Berlin im Beisein von mehreren Müttern von ermordeten jungen Frauen aus Ciudad Juárez mit einem Preis von amnesty international ausgezeichnet. Regisseur Gregory Nava widmete die Uraufführung den vielen mutigen Journalisten, die sich um Aufklärung bemühten, und z.T. dafür ihr Leben lassen mussten. Die Mütter schilderten eindrücklich bei der Pressekonferenz, der Film sei noch weit davon entfernt, das ganze Ausmaß des Grauens darzustellen, das in ihrer Stadt herrscht und baten die anwesenden Journalisten inständig, weiter darüber zu berichten.

Polemik entzündete sich an der Kritik von Journalisten an der typischen Hollywood-Action-Thriller-Machart des Films und an der Frage, wie tiefgehend das Engagement von Jennifer Lopez zum Thema tatsächlich sein kann. Der Film zeigt auf der anderen Seite inhaltlich jedoch alles auf, was es an Hintergründen zu den Morden zu sagen gibt - Korruption, Verwicklung der reichen Elite, der Weltmarktunternehmen, der Polizei und Politik vor Ort, und das Schweigen der US-Presse. Deshalb wollte kein Hollywood-Studio den Film produzieren, wurden die Dreharbeiten massiv behindert und gehen die Beteiligten erhebliche Risiken ein, auch für ihr Leben.

Das Thema Frauenmorde in Ciudad Juárez ist weiterhin brennend aktuell: im Februar wurden drei Frauen ermordet aufgefunden, und am 1. März wurde nach neuesten Informationen der 19-jährige Sohn des Staatsanwaltes der dortigen "Staatsanwaltschaft für Verbrechen gegen Frauen" getötet. Auch verschiedene aktive Angehörige von Verschwundenen sind in letzter Zeit auf entsetzliche Weise ums Leben gekommen.

Öffentlichkeit und Presse, europäisches Parlament und die europäischen Regierungen sind aufgerufen, sich weiterhin aktiv für die Verfolgung dieser Verbrechen einzusetzen. Besonders letztere haben weitreichende Druckmittel zur Verfügung, um die mexikanische Regierung zu schärferem und effizienterem Vorgehen zu bewegen. Neue Initiativen sind im Entstehen: im europäischen Parlament ist ein Rapporteur für die Frauenmorde in Mexiko und Mittelamerika ernannt, Raúl Romeva, der fordert, dass die EU dieses Thema in ihren Beziehungen mit Mittelamerika und Mexiko priorisieren und Sonderbeauftragte zum Thema in der Region ernennen solle.

TERRE DES FEMMES ihrerseits hatte im Jahre 2004 eine Rundreise des Dokumentarfilms zu den Frauenmorden  “Señorita Extraviada" zusammen mit der Menschenrechtsaktivistin Judith Galarza aus Ciudad Juárez durch elf deutsche Städte organisiert. “Besonders erfreut sind wir nun, dass die Stadt Esslingen im Juli 2007 Frau Galarza mit dem Theodor-Haecker-Preis für besonders mutige VerfechterInnen der Menschenrechte auszeichnen und Veranstaltungen zum Thema ausrichten wird," äußert Irene Jung. “Damit leistet Esslingen einen Beitrag dazu, dass die Frauenmorde von Mexiko weiterhin im Bewusstsein der Öffentlichkeit bleiben, als eine Aufgabe, für die fortdauerndes Engagement dringend nötig ist."

Kontakt für Nachfragen
Irene Jung, Filmfestleiterin TERRE DES FEMMES,
Tel. 07071/600883, E-Mail: filmfest@frauenrechte.de
TERRE DES FEMMES e.V., Konrad- Adenauer- Str. 40, 72072 Tübingen