09.04.2008: Rechtsverletzungen durch Discounter-Firmen auch in Billiglohnländern

Der neueste Überwachungsskandal bei Lidl zeigt nur eine Seite: Nicht nur hier, sondern auch in den Billiglohnländern, wo Lidls Bekleidungsartikel hergestellt werden, gibt es massive Arbeitsrechtsverletzungen. Nicht nur der Verkauf, sondern auch die Produktion von Waren zu Discountpreisen erfolgt auf Kosten der MitarbeiterInnen!

Die Broschüre “Wer bezahlt unsere Kleidung bei Lidl und KiK? Arbeitskraft zum Discountpreis - Schnäppchen für alle" der Kampagne für ’Saubere' Kleidung (Clean Clothes Campaign = CCC) beschreibt die Arbeitsrechtsverletzungen bei Lieferanten von Lidl und KiK am Beispiel von Bangladesch: Unbezahlte Überstunden bis spät in die Nacht, Bezahlung von Niedrigstlöhnen und Verhinderung jeglicher gewerkschaftlicher Organisierung.

Vom 10.- 12. April wird Khorshed Alam, Partner der CCC, der die Recherchen für die Broschüre in Bangladesh geführt hat, in Berlin für Fragen der Presse zur Verfügung stehen.

Gisela Burckhardt ist Mitautorin und Redakteurin der Broschüre. Burckhardt betont: “Die massiven Arbeitsrechtsverletzungen bei den untersuchten Lieferanten von Lidl in Bangladesch stellen keine Einzelfälle dar. Mit dieser Untersuchung will die CCC vielmehr darauf hinweisen, dass systematisch Arbeits- und Menschenrechte bei den Lieferanten zahlreicher Discounter verletzt werden."

Die Broschüre beschreibt auch die Folgen der Discountierung bei den Verkäuferinnen hier: Nicht nur die Waren, auch die Verkäuferinnen in Deutschland sollen billig sein. Arm trotz Arbeit ist die Folge, Stellen für Vollzeitbeschäftigte sinken, Teilzeitbeschäftigte mit Niedrigstlöhnen machen die Arbeit. Und dies trifft vor allem Frauen - 70 Prozent der Beschäftigten im deutschen Einzelhandel sind weiblich. Neben Niedrigstlöhnen nun auch noch Bespitzelung am Arbeitsplatz. Das Grundrecht auf Privatsphäre wurde von Lidl ebenso wenig beachtet wie die Menschen- und Arbeitsrechte der vorwiegend weiblichen Mitarbeiter in den Herstellerfirmen.

Der Lidl- Skandal in Deutschland ist nur die Spitze des Eisbergs. Bevor die Waren von den deutschen Discountern zum Verkauf angeboten werden, wurden sie bereits unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert. Dies sollte, bei aller Entrüstung über den Spionageskandal, nicht vergessen werden. Lidl hat sich bei seinen deutschen Mitarbeiter/innen entschuldigt. “Wann nimmt Lidl endlich seine soziale Verantwortung für die Frauen an den Nähmaschinen wahr?", fragt Gisela Burckhardt.

Bestellung der Broschüre bei INKOTA-netzwerk:
Tel. 030-4289111, E-Mail: inkota@inkota.de

Weitere Informationen:
Dirk Saam, NETZ Partnerschaft für Entwicklung und Gerechtigkeit e.V.,
Koordinator des Besuchs Khorshed Alam, Tel.: 0160-93431707, saam@bangladesch.org
Evelyn Bahn, INKOTA-netzwerk: 0177-3243408, bahn@inkota.de

Die Kampagne für Saubere Kleidung / Clean Clothes Campaign ist ein internationales Netzwerk aus Gewerkschaften und Nicht-Regierungsorganisationen wie TERRE DES FEMMES, das sich für eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der ArbeiterInnen in der globalen Textil- und Bekleidungsindustrie einsetzt.