Stellungnahme zu dem Artikel „Feministischer Kampftag: Kämpft ihr eigentlich mit uns?“ von Lee Jansen, Edition F vom 8.3.2021

Folgende Stellungnahme wurde mit Bitte um Veröffentlichung an die Chefredaktion von Edition F am 17. März 2021 gesendet. Die Bitte wurde von der Chefredaktion von Edition F abgelehnt.

Der folgende Text ist eine Gegendarstellung zum Beitrag von Lee Jansen, der in Edition F am 8.3.2021 auf der Startseite veröffentlicht wurde.

Der Text nimmt zu Beginn die „nicht-sexarbeitenden cis-Feministinnen“ in die Pflicht, und zwar mit einer polemischen Rhetorik, bei der in einem Nebensatz gleich vier ungeheuerliche, unbelegte und falsche Vorwürfe gegen TERRE DES FEMMES e.V. erhoben werden:

„Habt ihr protestiert und gefordert, dass „Terre des Femmes“, eine Organisation, bei der anti-muslimische, rassistische, trans*- und sexarbeitsfeindliche Positionen an der Tagesordnung sind, aus dem Bündnis ausgeschlossen wird?“

Eine solch grobe Fahrlässigkeit in der journalistischen Ausführung, wie sie sich hier zeigt, ist inakzeptabel. Grobe Verallgemeinerungen zu gleich mehreren Themen werden nonchalant in einen großen Topf geworfen und bleiben dann ohne weitere Belege oder Erläuterung stehen.

Doch Behauptungen sind weder eine Meinung, noch werden sie zu Tatsachen, wenn man sie oft wiederholt.

Mit Tatsachen können wir weiterhelfen: Mit dem Verweis auf unsere Website. Dort steht alles, wofür TERRE DES FEMMES einsteht. Nicht mehr und nicht weniger. Im Falle der in dem Artikel herausgepickten Themen bedeutet das in aller Klarheit:

Wir sind entschieden für das Nordische Modell, bei dem Sexkäufer, nicht aber die Prostituierten, sich strafbar machen. Wir setzen uns, wie auch der Verein für Betroffene SISTERS e.V., für eine Welt ohne Prostitution ein. Eine Welt, in der (Frauen)-Körper nicht zum Kauf stehen. Dazu findet man auf unserer Webseite ein Positionspapier und Informationen zum Nordischen Modell.

TERRE DES FEMMES hat folgende Position zu Transgender, die man in Gänze lesen sollte und in der klar steht: „Transgender bilden eine vulnerable Gruppe, weil auch sie nicht den patriarchalen Vorstellungen entsprechen. TDF unterstützt Transgender in ihrem Recht, ihr empfundenes Geschlecht selbstbestimmt ausdrücken zu können.“

TERRE DES FEMMES e.V. kämpft seit inzwischen 40 Jahren darum, Gewalt an Frauen und Mädchen sichtbar zu machen und zu verhindern. Der Fokus unserer Arbeit liegt auf Menschenrechtsverletzungen, die aufgrund des weiblichen Geschlechts geschehen: Weibliche Genitalverstümmelung, Zwangsehen, sexualisierte und häusliche Gewalt, Frauenhandel und Prostitution. Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, dass Mädchen und Jungen in der Schule nicht gegeneinander, sondern miteinander aufwachsen, indem wir uns für ein Kinderkopftuchverbot an Schulen und öffentlichen Bildungseinrichtungen stark machen sowie für das Neutralitätsgesetz, das für neutrale öffentliche Räume sorgt. Im Rahmen des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung machen wir uns für die Abschaffung der §218 und §219a stark, da diese die Selbstbestimmung von Frauen bei einem Schwangerschaftsabbruch untergraben.

All diese Themen haben eines gemein: Wir sehen Frauen, die von diesem Unrecht betroffen sind, als Menschen, denen die gleichen (Menschen-)Rechte wie allen anderen zustehen. Der Name unseres Vereins ist auch das Leitbild, das unserer Arbeit zu Grunde liegt: TERRE DES FEMMES e.V. - Menschenrechte für die Frau. Wir unterscheiden dabei nicht unter Frauen. Wir stehen auf der Seite aller Frauen, die von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind und stehen immer auf der Seite derer, die Gewalt erleiden. Transfrauen haben selbstverständlich unsere uneingeschränkte Unterstützung, wenn sie Gewalt erleiden oder betroffen sind.

Noch wichtiger: Wir setzen uns immer für Mädchen und Frauen ein und gegen Verbrechen. Wir setzen uns nie gegen Menschen ein. Das wiederum unterscheidet uns von Lee Jansen.

Wir glauben, dass gerade in gesellschaftlichen Debatten über Diskriminierung die Verallgemeinerung und Gleichsetzung von Begrifflichkeiten vermieden werden sollte.

Wer für Frauenrechte als Menschenrechte kämpft, schließt damit Transpersonen nicht aus.

Wer sich für das Nordische Modell stark macht, will nicht Prostituierte illegalisieren.

Wer sich für neutrale und säkulare staatliche Einrichtungen einsetzt, ist nicht islamfeindlich oder gar rassistisch.

Auch bei Themen, zu denen FeministInnen unterschiedliche Meinungen haben, sollte ein sachlicher Dialog stattfinden können. Eine Frontenbildung nützt letztlich nur den Falschen – den Verfechtern des Patriarchats.

Wir machen unsere Arbeit weiter. Wer uns unterstützen möchte, ist herzlich willkommen. Wer unsere Arbeit an den oben genannten Themen verhindern möchte, trägt dazu bei, dass Mädchen und Frauen, die von Gewalt betroffen sind, keine oder noch weniger Hilfe bekommen.

Wir fordern eine Richtigstellung des journalistisch unrichtigen und verleumderischen Artikels von Lee Jansen und die sofortige Veröffentlichung dieser Gegendarstellung an prominenter Stelle in Ihrem Magazin.

Für ein Gespräch mit der Redaktion und mit Lee Jansen stehen wir gern zur Verfügung.