Bundesweit würdigten Gleichstellungsbeauftragte, Frauenrechtsverbände, Beratungsstellen und TERRE DES FEMMES Ehren- und Hauptamtliche den internationalen Tag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ auch 2019 wieder mit vielfältigen Aktionen und Informationsveranstaltungen. Selbstverständlich wurde auch „Flagge gezeigt“ und an vielen Orten weltweit die traditionsreiche TERRE DES FEMMES-Fahne „frei leben ohne Gewalt“ gehisst!
TDF Vorstandsfrau Jessica Espinoza betont in ihrer Ansprache vor dem Brandenburger Tor die Notwendigkeit Frauen in der Prostitution zu schützen und das Nordische Modell auch in Deutschland zu realisieren, aufgenommen am 25.11.2019. Foto: © Martin Funk
2019 stand die Fahnenaktion dabei ganz im Zeichen des Sexkaufverbotes. Unter der Losung #sexistunbezahlbar machte die TERRE DES FEMMES-Bundesgeschäftsstelle in einer medienwirksamen Aktion vor dem Brandenburger Tor auf Gewalt an Frauen in der Prostitution aufmerksam. Vorstandsfrau Jessica Espinoza und Fachreferentin für Frauenhandel und Prostitution Dr. Andrea Tivig überzeugten mit Redebeiträgen, in denen sie die Kriminalisierung von Sexkäufern bei gleichzeitiger Finanzierung von Schutz- und Ausstiegsprogrammen für Frauen in der Prostitution forderten. Unterstützt wurde die Aktion von Elisabeth Winkelmeier-Becker (MdB, CDU), Frank Heinrich (MdB, CDU) und dem MdB Büroteam Leni Breymaier (SPD). Erfahren Sie mehr zur Aktion vor dem Brandenburger Tor.
Auch in München benannte Bürgermeisterin Christine Strobl Prostitution als eine Form von massiver Gewalt und Erniedrigung. „Ich begrüße es, dass endlich in Deutschland Stimmen laut werden, die Prostitution generell ablehnen und sich dafür einsetzen, sie abzuschaffen. Frauen sind keine Ware und kein Gegenstand, den man sich kaufen kann. Prostitution verstößt gegen die Menschenwürde“, sagte die Bürgermeisterin.
Über Gewalt in der Prostitution aufzuklären, ist Anliegen und Motivation vieler ehrenamtlicher TERRE DES FEMMES-Mitfrauen. Deutschlandweit haben sich deshalb Städtegruppen unter dem Motto #sexistunbezahlbar organisiert und anlässlich des diesjährigen Tages „NEIN zu Gewalt an Frauen“ zahlreiche Podiumsgespräche, Filmvorführungen und ExpertInnen-Vorträge organisiert.
Die Frauen der ehrenamtlichen TERRE DES FEMMES-Städtegruppe Regensburg posieren am 18.11.2019 mit der Aktivistin Huschke Mau (links) und TDF-Vorstandsfrau Inge Bell (2.v.r.). Foto: © Patrizia Schmid-FellererSo fanden sowohl in Bremen als auch in Regensburg Veranstaltungen zum Thema „Die Ware Frau – Das Milliardengeschäft mit der Prostitution“ statt. Prominente Keynote-SpeakerInnen wie Sandra Norak und Manfred Paulus, die aus ihren persönlichen Erfahrungen als ehemals Betroffene bzw. als Kriminalhauptkommissar berichteten, sorgten in Bremen für volle Stuhlreihen. In Regensburg füllten TDF-Vorstandsfrau Inge Bell und Aktivistin Huschke Mau den Veranstaltungssaal. Aber auch in Städtegruppen in Herford, Hamburg und Dortmund stand das Thema „Sexkaufverbot“ im Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltungen zur Fahnenaktion. Die Städtegruppen in Berlin, Marburg und Stade organisierten öffentliche Filmvorführungen der ZDF-Dokumentation „Bordell Deutschland“. In Leipzig wurde die berühmte Nikolaikirche zum Schauplatz lautstarken Straßenprotests gegen Gewalt in der Prostitution.
Mädchen und Eltern über die Gefahren der sogenannten Loverboy-Methode zu informieren, nahmen sich andere ehrenamtliche TERRE DES FEMMES-Städtegruppe vor. In Rosenheim, Bielefeld, Herford, Nürnberg und Leipzig fanden und finden in den nächsten Tagen ebenfalls hochkarätig besetzte Veranstaltungen u. a. mit Sandra Norak, Maria Noichl, Karin Wagner, Christine Burmann und TDF-Vorstandsfrauen Jessica Espinoza und Inge Bell statt.
Die TERRE DES FEMMES Vorstandsfrauen Necla Kelek, Christa Stolle und Inge Bell (v.l.n.r.) hissten gemeinsam mit Boris Palmer, dem Tübinger Oberbürgermeister (B´90/Grüne), die „Frei leben ohne Gewalt“-Flagge. Foto: © TERRE DES FEMMESUnd auch das Tübinger Filmfest Frauenwelten positionierte sich durch sein Rahmenprogramm in diesem Jahr zum Schwerpunkt #sexistunbezahlbar. An der hochkarätigen Gesprächsrunde unter dem Titel „Sexkauf stoppen – Jetzt!“, die sich mit den Themen Prostitutionsmarkt, Menschenhandel und dem Sexkaufverbot im Rahmen des „Nordischen Modells“ beschäftigte, nahmen Sandra Norak, Kommissar Simon Häggström, Kommissar Helmut Sporer und TDF-Vorstandsfrau Inge Bell teil.
Selbstredend hisste Filmfeststandort und TDF-Heimatstadt Tübingen auch in diesem Jahr wieder die „frei leben ohne Gewalt“-Flagge auf dem Marktplatz. TDF-Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle und Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (B´90/Grüne) hissten die Fahne gemeinsam mit weiteren UnterstützerInnen in bewährter Tradition.
Die TERRE DES FEMMES FLAGGE „frei leben ohne Gewalt“ wehte deutschlandweit
So wie in Tübingen wehte die Flagge bundesweit an zahlreichen Orten - von A wie Alzey-Worms über V wie Viernheim und Wermelskirchen nach Z wie Zeitz. Eine beträchtliche Anzahl an Gemeinden, Klein- und Großstädten ließ die Fahne wehen und problematisierte damit Gewalt an Frauen und Mädchen öffentlich und solidarisch. Allein durch Presseartikel konnte TERRE DES FEMMES die Beteiligung von über 180 AkteurInnen nachverfolgen, die sich hinter von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen stellten. [1]
Denn ganz egal ob das Schwerpunktthema Prostitution im Vordergrund stand oder andere Formen der geschlechtsspezifischen Gewalt thematisiert wurden, ohne die tatkräftige Unterstützung von Gleichstellungsbeauftragten, Fraueninitiativen, Verbänden und Rathäusern im ganzen Bundesgebiet wäre das große „NEIN zu Gewalt“ auch in diesem Jahr nicht möglich gewesen.
Viele der MitstreiterInnen engagierten sich lokal mit besonders einfallsreichen Aktionen. In Frechen sorgten lila Blumensträuße unter dem Aufruf „Veilchen sind nur als Blumen schön“ für Aufmerksamkeit. In Dortmund wurde der ÖPNV mit einem „frei leben ohne Gewalt“-Bus und einem S-Bahn-Zug ausgestattet und sorgten so für weiträumige Aufmerksamkeit.
Während die neu gegründete und erste österreichische TERRE DES FEMMES-Städtegruppe in Wien zum Gruppenfoto mit Alice Schwarzer posierte, hisste Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle die „frei leben ohne Gewalt“-Fahne in Würzburg. Gemeinsam mit Landrat Eberhardt Nuß (CSU) und Mitfrau und Gleichstellungsbeauftragten Carmen Schiller wurde die TDF-Ausstellung „Mit dem Malstift gegen eine geraubte Kindheit“, die sich mit Zwangs- und Frühverheiratung auseinandersetzt, eröffnet. Auch in Salzhausen wurde das Thema mit einer Buchvorstellung von Rukiye Cankirans „Zwangsheiraten in Deutschland. Eine Bestandsaufnahme“ in den Fokus gerückt. In Frankfurt stieß die Städtegruppe Rhein-Main die Diskussion um das Thema Gewalt im Namen der Ehre durch die Vorführung des von Sandra Maischberger produzierten Films „Nur eine Frau“ an. Von Radolfszeller Mitfrauen wurde der Film „Female Pleasure“ gezeigt, der gleich mehrere Formen von geschlechtsspezifischer Gewalt anprangert und über diese aufklärt.
Wie bereits im vergangenen Jahr wehte die Fahne mit Unterstützung der dortigen Städtegruppe und der Senatorin für Arbeit, Soziales, Familie und Integration Dr. Melanie Leonhard auch heuer wieder prominent am Hamburger Rathaus. Im Städtischen Museum für Hamburger Geschichte konnte man sich zudem an einem großen Infostand über die Arbeit von TERRE DES FEMMES informieren. Ebenso engagiert organisierte die Städtegruppe in Freiburg einen Infostand in der Innenstadt. Im Rahmen der großangelegten Münchener Tage gegen Gewalt veranstaltete die dort ansässige TERRE DES FEMMES-Städtegruppe eine Lesung zum Thema Leihmutterschaft. Einem weiteren wichtigem Thema, zu dem der Verein Stellung bezieht.
Wieder dabei waren dieses Jahr auch viele Fraueninitiativen, Beratungsstellen und Vereine gegen Gewalt, beispielsweise in Düren, wo der Verein HObAS das Thema häusliche Gewalt auf den Weihnachtsmarkt brachte, in dem Sie dort einen Infostand anboten. Auch privat Personen und engagierte UnternehmerInnen waren in diesem Jahr wieder dabei. Ein Novum dagegen war die Hissung der TERRE DES FEMMES-Flagge in einem Fußballstadion; die Fußballprofis vom SV Werder Bremen zeigten sich auch abseits des Spielfelds engagiert und setzten gemeinsam mit der ortsansässigen TERRE DES FEMMES-Städtegruppe vor dem Weser-Stadion ein Zeichen für Fairplay und Gleichberechtigung.
Doch auch die Politik griff die Fahne als wichtiges Zeichen auf. Neben zahlreichen Rathäusern bundesweit, wurde die Fahne u. a. am Berliner Abgeordnetenhaus und im Brandenburgischen Landtag gehisst. Ein Mitglied des baden-württembergischen Landtages, Brigitte Lösch MdL (B´90/Grüne BW), brachte die Fahne sogar ins Digitale und teilte ein Foto mit der "frei leben"-Fahne in den sozialen Medien.
Rundum konnte der 25. November so erfolgreich als Gedenk- und Aktionstag genutzt werden. Gewalt an Frauen und Mädchen kann nicht länger akzeptiert werden, diese Botschaft war an diesem Tag überall zu spüren.
Sollten auch Sie noch weitere Fotos ins Netz bringen wollen, senden Sie uns bitte unter Angabe der Fotorechte eine E-Mail an fahnenaktion@frauenrechte.de.
[1] Aktuelle Erhebung von TERRE DES FEMMES-Fahnenhissungen in der Presse.