Geschätzte 500.000 Frauen und Mädchen in der EU sind von weibliche genitalverstümmelung (FGM) betroffen und 180.000 sind jedes Jahr gefährdet. Um den Bedürfnissen dieser Frauen und Mädchen gerecht zu werden, ist es notwendig, dass die entsprechenden Stellen im Asyl-, Gesundheits-, Beratungs-, Rechts-, Strafverfolgungs-, Erziehungs- und Medien-/ Kommunikationsbereich der EU-Mitgliedsstaaten geeignete, qualitativ hochwertige und leicht zugängliche Unterstützungsangebote zur Verfügung stellen.
2015 bewilligte die Europäische Kommission der Cyprus University of Technology (CUT) die Mittel für ein 24-monatiges Projekt, im Rahmen dessen eine europäische, webbasierte Wissensplattform entwickelt werde sollte, die als EU-weite, vielsprachige Informations- und Bildungsforum dient. Sie sollte einfach zugängliche und kulturell angemessene Informationen bieten und Fachkräfte mit verschiedenen Backgrounds aus der gesamten EU helfen, Opfern effektive Unterstützung zu gewährleisten, das Bewusstsein für FGM zu stärken und betroffene oder gefährdete Frauen und Mädchen zu schützen.
TERRE DES FEMMES war eine von elf Partnerorganisationen, die einzige deutsche Organisation. Die CUT leitete das EU-weite Projekt. Weitere Partnerorganisationen sind
- AIDOS- Italian Association for Women in Development(IT)
- AkiDwA- National network of migrant women (IE)
- APF- Portuguese Family Planning Association (PT)
- End FGM European Network (BE)
- Excision, parlons-en! (FR)
- FORWARD- Foundation for Women's Health R & D (UK)
- GAMS- Group for the Abolition of Female Genital Mutilation(BE)
- INTACT (BE)
- Medicos del Mundo (ES)
- MIGS- Mediterranean Institute of Gender Studies- (CY)
Das Projekt lief von 2017 bis 2021. Die webbasierte Plattform war auf Deutsch unter www.uefgm.org seit 6.2.2017 bis Ende 2021verfügbar.
Ziele des Projekts
- Eine europäische, webbasierte Wissensplattform zu FGM zu entwickeln, die als Informations- und Bildungsforum dient.
- Leicht zugängliche und kulturell angemessene Informationen zu bieten.
- Fachkräfte zu unterstützen, damit sie effektiv Betroffenen helfen und Schutz- und Präventionsprogramme bieten können.
- Länder-spezifische Informationen zu EU-Mitgliedsstaaten zur Verfügung zu stellen.
- Einen Menschenrechtsansatz auf der Basis einer kultur- und geschlechter-sensiblen Perspektive in die Debatte einzuführen.
- Sicherzustellen, dass das Bewusstsein bestimmter Zielgruppen gestärkt, Stigmatisierung in den Medien verhindert und betroffene oder gefährdete Frauen und Mädchen geschützt werden.
- Zur Implemetierung der folgenden EU-Richtlinien beizutragen:
- Richtlinie über die Rechte von Opfern von Straftaten (Directive 2012/29/EU)
- Richtlinie zum internationalen Schutz, insbesondere zum Thema Qualifizierung (Directive 2004/83/EU)
- Richtlinie über Aufnahmebedingungen (Council Directive 2003/9/EC and Directive 2013/33/EU
Ergebnisse
Im Rahmen des Projektes wurde eine webbasierte Plattform entwickelt, welche zum einen einen „e-learning“-Kurs in Form von thematisch diversen Modulen für Fachpersonal und alle weiteren Interessierten anbietet.
Die Module sind insbesondere für Fachpersonal (bspw. SozialarbeiterInnen) konzipiert, um durch Handlungsstrategien und der Kenntnis von Interventionsmöglichkeiten auf Bedürfnisse von betroffenen Frauen und Mädchen reagieren zu können. Die Bandbreite der Module erstreckt sich über den medizinischen Bereich und sensible Kommunikation als auch auch über die Themen Gender, Religion und Kultur.
Zum anderen sind auf der Website länderspezifische Informationen zu weiblicher Genitalverstümmelung in Form von ‚Country Information Sheets’ zur Verfügung gestellt worden. Das länderspezifische Informationsblatt umfasst die aktuelle Rechtslage zu FGM in Deutschland, aktuelle Statistiken zur Verbreitung von FGM, sowie Adressen von Anlaufstellen, Beratungsstellen und medizinischen ExpertInnen zum Thema FGM, deutschlandweit verteilt. Somit bietet es eine optimale Grundlage, um einen umfassenden Überblick über die Thematik in Deutschland zu bekommen und ermöglicht in Ernstfällen auf die angegebenen Adressen zurückzugreifen.
Die deutschsprachige Plattform wurde am am 6. Februar 2017, dem Internationalen Tag Null Toleranz gegenüber Weiblicher Genitalverstümmelung auf der Fachkonferenz „Weibliche Genitalverstümmelung (FGM) in Deutschland überwinden“ vorgestellt. Die Konferenz richtete sich an Berufsgruppen, die mit Betroffenen oder von weiblicher Genitalverstümmelung Gefährdeten in Berührung kommen – vor allem aus den Bereichen Gesundheit, Beratung und Bildung. Die Fachkonferenz wurde von TERRE DES FEMMES und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend veranstaltet.
Ein einführendes Vorstellungsvideo mit weiteren Informationen zur Plattform: