Erfolgreiche Premiere des Theaterprojektes „Mein Leben. Meine Liebe. Meine Ehre?“ – Prävention zu Ehrverbrechen an Schulen in Baden-Württemberg

Kurz vor den Sommerferien in Baden-Württemberg startete TERRE DES FEMMES das Theaterprojekt „Mein Leben. Meine Liebe. Meine Ehre?“ am Montagvormittag, den 7. Juli, in der Ernst-Heinkel-Realschule in Remshalden bei Stuttgart. Das Theaterstück wird bis Dezember an insgesamt 20 Schulen in verschiedenen Städten des Bundeslandes aufgeführt.

Bilkay Öney, Integrationsministerin Baden-Württembergs, stellt das von ihrem Ministerium unterstützte Präventionsprojekt zu Zwangsverheiratung vor. Foto: © TERRE DES FEMMESBilkay Öney, Integrationsministerin Baden-Württembergs, stellt das Präventionsprojekt zu Zwangsverheiratung vor.
Foto: © TERRE DES FEMMES
Die baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney, die das Projekt auch finanziell unterstützt, eröffnete die Premiere und begrüßte das Publikum. Knapp 90 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 9 besuchten das Theaterstück und vertieften das Gesehene anschließend in theaterpädagogischen Arbeitsgruppen. Der Beginn des Präventionsprojektes wurde ganz bewusst einige Wochen vor Ferienbeginn gelegt: Ferienzeit ist für die meisten Schülerinnen und Schüler die schönste Zeit des Jahres. Für Jugendliche aus streng patriarchalen Familien kann der Familienurlaub im Heimatland der Eltern in eine (Zwangs-)Hochzeit münden.

Die Methode des Forum-Theaters - Mitmachen erwünscht!

Tobias Gerstner, Intendant und Regisseur von „Mensch: Theater!“, und die Schauspielerinnen Canan Kir und Marie Scholz stellten Szenen aus dem Alltag von Jugendlichen dar. So wurde zum Beispiel dargestellt wie ein traditionelles Rollenverständnis einschränkt, Ächtung von Homosexualität, Jungfräulichkeit und Zwangsverheiratung. Die Szenen wurden direkt im Anschluss mit dem Publikum diskutiert. Die Jugendlichen konnten in das Geschehen eingreifen und Handlungsvorschläge machen, wie eine Situation entschärft oder zu einem anderen Ende kommen könnte. So wird ein nachhaltiger Lerneffekt erzielt. „So etwas habe ich vorher noch nie gesehen. Ich fand es gut, dass wir gleich mitreden konnten“ meinte eine Schülerin nach der Aufführung.


Szene aus dem Theaterstück „Mein Leben. Meine Liebe. Meine Ehre?“. Foto: © TERRE DES FEMMESSzene aus dem Theaterstück „Mein Leben. Meine Liebe. Meine Ehre?“.
Foto: © TERRE DES FEMMES

Zwangsheirat und Gewalt im Namen der Ehre – Ein Thema für den Schulalltag

Beim anschließenden Pressegespräch betonte Schulleiterin Monika Behrend ihre Offenheit gegenüber solchen Präventionsprojekten. Projektmitarbeiterin Sandra Stopper erläuterte warum Gewalt im Namen der Ehre ein Thema für die Schule ist: Laut einer Studie des Bundesfamilienministerium zu Zwangsheirat in Deutschland, die mithilfe von TERRE DES FEMMES erstellt wurde, sind 30 Prozent der betroffenen und bedrohten Mädchen unter 18 Jahre und damit schulpflichtig. Für sie ist die Schule oftmals der einzige Ort, um sich über Hilfe und mögliche Lösungen in ihrer Notsituation zu informieren - besonders vor den großen Ferien. Denn die Studie belegt auch, dass mehr als die Hälfte der Zwangsverheiratungen im Ausland stattfinden oder dort geplant sind.

Sandra Stopper (Projektkoordinatorin TERRE DES FEMMES), Monika Behrend (Schulleiterin Ernst-Heinkel-Realschule Remshalden), Monika Memmel (Evangelischen Gesellschaft/Beratungsstelle Yasemin), Tobias Gerstner (Intendant und Regisseur von „Mensch: Theater!“). Foto: © TERRE DES FEMMESSandra Stopper (Projektkoordinatorin TERRE DES FEMMES), Monika Behrend (Schulleiterin Ernst-Heinkel-Realschule Remshalden), Monika Memmel (Evangelischen Gesellschaft/Beratungsstelle Yasemin), Tobias Gerstner (Intendant und Regisseur von „Mensch: Theater!“).
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Das Theaterprojekt soll Diskussionen in den Familien anstoßen

Sandra Stopper stellte zudem die Ziele des Projekts vor, das neben der Sensibilisierung auch Betroffenen ganz direkt Unterstützungsmöglichkeiten vorstellt und über ihre Rechte informiert. Im Idealfall könnte die Diskussion in die eigene Familie getragen werden und dort eine Reflexion über traditionelle Muster anstoßen. Integrationsministerin Bilkay Öney wies darauf hin, dass Zwangsheirat seit 2011 ein eigener Straftatbestand ist und dies den Eltern vermittelt werden müsse. Monika Memmel von der Evangelischen Gesellschaft berichtete über die Betreuung betroffener Mädchen innerhalb der Beratungsstelle YASEMIN und verdeutlichte damit, wie wichtig die Förderung und der Unterhalt solcher Einrichtungen ist. Dem pflichtete Frau Ministerin Öney bei und würdigte das angelaufene Theaterprojekt als eine Methode, notwendige Diskussionen anzustoßen.

Das Theaterstück ist eine Kooperation von TERRE DES FEMMES mit der Beratungsstelle YASEMIN in Stuttgart und der mobilen Theaterbühne „Mensch: Theater!“. Es wird aus Mitteln des Europäischen Integrationsfonds und des Ministeriums für Integration Baden-Württemberg kofinanziert.

 

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