Bundesweiter Start des Films “Nur eine Frau“ am 09. Mai 2019

Gedenkveranstaltung zum 14. Todestag von Hatun Sürücü. Foto: © TERRE DES FEMMESGedenkveranstaltung zum 14. Todestag von Hatun Sürücü. Foto: © TERRE DES FEMMESDas Leben von Hatun Sürücü - Zwangsheirat und sog. "Ehrenmorde" gehören nach wie vor nicht der Vergangenheit an

Der Film „Nur eine Frau“ erzählt die wahre Geschichte von Hatun Sürücü, die am 7. Februar 2005 von ihrem eigenen Bruder auf offener Straße erschossen wurde, weil sie angeblich die Ehre der Familie verletzt hatte:

Hatun, die sich selbst und von Freunden und Familie Aynur genannt wurde, begleitet nichts ahnend ihren Bruder Ayhan zur Bushaltestelle. Doch bevor sie an der Haltestelle in Berlin-Tempelhof ankommen, wird Aynur von ihrem eigenen Bruder auf offener Straße erschossen. 
Zuhause liegt ihr fünfjähriger Sohn Can im Bett und schläft. Er weiß noch nicht, dass er seine Mutter nie wiedersehen wird…

Mit unkonventionellen Stilmitteln und einer außergewöhnlichen Erzählstruktur gelingt es der Regisseurin Sherry Hormann dem Zuschauer einen authentischen Einblick in das Leben einer mutigen Deutsch-Türkin zu ermöglichen.

Jung, selbstbewusst und freiheitsliebend möchte Hatun der Gewalt in ihrer Ehe und ihrer Familie entfliehen. Um selbstbestimmt leben zu können, zieht Hatun mit ihrem Sohn in eine kleine eigene Wohnung und beginnt eine Ausbildung zur Elektroinstallateurin. Hatun ist sich bewusst, dass sie mit ihrem „westlichen“ Lebensstil, gegen die uralten Traditionen ihrer Familie verstößt und sich damit in Gefahr bringt. Doch ihr Wunsch nach Freiheit überwiegt. Behörden versäumen es einzuschreiten, obwohl die Drohungen von Hatuns Brüdern immer ernster werden. Bis für Hatun jede Hilfe zu spät kam. Der Mord auf offener Straße und der Prozess sowohl in Deutschland als auch in der Türkei, gegen drei ihrer Brüder, katapultierte das Thema „Ehrenmord“ in den öffentlichen Diskurs.

Auch in Deutschland stellen Zwangsverheiratung und „Ehren“-Morde 14 Jahre nach Hatuns Tod bei weitem keine Einzelfälle dar. Doch da in Deutschland Morde nicht nach Motiv erfasst werden, existiert keine polizeiliche Statistik, die Aufschluss über das Ausmaß von „Ehren“-Morden in Deutschland gibt.  Recherchen von TERRE DES FEMMES ergaben, dass es in den vergangenen drei Jahre 35 Mord(-versuchs)fälle mit explizitem Ehrmotiv gab (Statistik zu den Jahren 2018/19 - PDF-Datei) Aufgrund geringer gesicherter Hinweise und der Tatsache, dass viele solcher Übergriffe auch im Ausland stattfinden, ist die Dunkelziffer vermutlich weitaus höher. Auch in Deutschland werden Ehen unter Zwang geschlossen. Dies belegen Zahlen einer Erhebung des Berliner Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratung. Allein in Berlin seien im vergangenen Jahr 570 Fälle von versuchter oder bereits erfolgter Zwangsverheiratung bekannt geworden. Auch hierbei ist die tatsächliche Zahl vermutlich erheblich höher, da sich viele Betroffene aus Angst vor ihren Familien nicht trauen, behördliche Hilfe aufzusuchen. Diese Zahlen machen deutlich, dass Präventionsarbeit im Bereich Gewalt im Namen der Ehre nach wie vor von höchster Wichtigkeit ist.

TERRE DES FEMMES setzt sich mit Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit gegen Zwangsheirat und Gewalt im Namen der Ehre ein. Wir gehen in Schulen und klären die Öffentlichkeit auf, wir sensibilisieren und schulen Lehrkräfte sowie MitarbeiterInnen von Jugendamt, Polizei und anderen Behörden und wir setzen uns dafür ein, dass Gesetze zugunsten der Betroffenen geändert werden.

Weitere Informationen zu TERRE DES FEMMES Arbeit im Bereich Gewalt im Namen der Ehre.

 

Stand: 06/2019