Merjem Basar, Tobias Gerstner und Canan Kir vor den SchülerInnen der Philipp-Matthäus-Hahn Schule in Balingen. Foto: © TERRE DES FEMMESBis Ende 2020 können sich Schulen in Baden-Württemberg wieder für eine Aufführung des kostenfreien interaktiven Theaterprojekts bewerben!
„Ich habe gedacht, dass es niemanden interessiert wie Männer mit Frauen umgehen. Aber zu sehen, wie wichtig es anderen ist, ist voll toll.“ So reagierte eine 15-jährige Schülerin auf die Aufführung des Theaterstücks „Mein Leben. Meine Liebe. Meine Ehre?“ in ihrer Schule. TERRE DES FEMMES realisiert das Theaterprojekt zusammen mit der mobilen Theaterbühne „Mensch: Theater!“ und der Beratungsstelle YASEMIN aus Stuttgart. Durch eine Förderung des Ministeriums für Soziales und Integration Baden-Württemberg können bis Ende 2020 erneut 20 kostenfreie Aufführungen in Schulen stattfinden. Bereits 2014 und 2015 wurde das Theaterstück an 30 Schulen in Baden-Württemberg mit großem Erfolg gezeigt. Ende November startete das Projektteam mit der ersten Aufführung in der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Balingen.
Die Szenen zeigen Alltagssituationen von Jugendlichen, die fast alle kennen. Es geht um Selbstbestimmung, um Freiheit über das eigene Leben zu entscheiden, ob und wen man heiraten möchte und welche katastrophalen Folgen es haben kann, wenn die gesamte Familienehre vermeintlich vom Verhalten der weiblichen Familienmitglieder abhängt.
Bereits während des eigentlichen Stücks wird über die einzelnen Szenen zum Teil heftig diskutiert. Im Anschluss werden einzelne Fragen vertieft in Workshops mit den SchülerInnen reflektiert und besprochen - manche Gruppen spielen die Szenen nach.
Tobias Gerstner und Canan Kir spielen eine Szene des Theaterstücks "Mein Leben. Meine Liebe. Meine Ehre?" Foto: © TERRE DES FEMMES „Was mir gut gefallen hat, dass es um die Ehre und den Stolz einer Frau geht“, meinte eine Schülerin nach der Aufführung. „Ich finde, wir sollten weiter im Unterricht darüber sprechen, dass die Ehre einer Frau anders bewertet wird, als die eines Mannes.“
„Das Theaterstück trifft die Lebensrealität unserer Schülerinnen und Schüler“, meinte auch eine Lehrerin, die das Theater an ihre Schule geholt hatte. „Hier haben sie die Möglichkeit, sich untereinander und zum Teil im Theaterspiel auszutauschen und auszudrücken. Die Schule ist der Ort, an dem alle Jugendlichen an ihren Fähigkeiten arbeiten und sie selbstbestimmt entwickeln sollen.“
Um die Lehrkräfte und die Schulsozialarbeit bei dieser Aufgabe zu unterstützen, bietet TERRE DES FEMMES parallel zu den SchülerInnen-Workshops ein Infogespräch an, bei dem auch Infomaterial zu Beratungsstellen und Unterrichtsmaterial für die Nachbereitung zur Verfügung gestellt wird.
Die ersten zehn Aufführungen finden im Zeitraum November 2019 bis Mitte Februar 2020 statt. Nach den Sommerferien, ab September 2020 werden weitere zehn Aufführungen angeboten.
Schulen, die Interesse an einer Aufführung haben, können sich zur Terminabsprache und für weitere Details bei Sandra Stopper, Projektkoordinatorin in Baden-Württemberg melden: ehrverbrechen-bw@frauenrechte.de
Unterstützt durch das Ministerium für Soziales und Integration aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg.
Stand: 12/2019