Erinnerung an Hatun Aynur Sürücü: Auch 2019 gab es 12 „Ehren“- Mordfälle in Deutschland

Gedenkstein für Hatun SürücüGedenkstein für Hatun Sürücü. Foto: © TERRE DES FEMMESAm Freitag, den 07.02.2020 jährt sich der Todestag von Hatun Sürücü zum 15. Mal. Ihr Streben nach einem selbstbestimmten, freien Leben abseits der patriarchalen Strukturen ihrer Familie endete für sie am 07. Februar 2005 mit dem Tod. Die Deutsch-Türkin wurde mit nur 23 Jahren von ihrem jüngeren Bruder erschossen, der die vermeintliche Familienehre wiederherstellen wollte.

Gemeinsam mit dem Berliner Arbeitskreis gegen Zwangsverheiratung gedenkt TERRE DES FEMMES der jungen Frau und aller weiteren Opfer eines „Ehren“-Mordes an diesem Tag mit einer Kranzniederlegung an ihrem Gedenkstein in der Oberlandstraße in Berlin um 14 Uhr und einer Gedenkveranstaltung im Rathaus Schöneberg um 18 Uhr.

TERRE DES FEMMES ist alarmiert über die vollendeten und versuchten „Ehren“- Morde, die sich 2019 in Deutschland zugetragen haben. Aufgrund aufwendiger und kritischer Internetrecherche haben wir 12 sogenannte Ehrenmorde gezählt. Noch immer leiden vor allem Mädchen und Frauen unter den rigiden Vorstellungen ihres sozialen Umfelds hinsichtlich des vermeintlich „richtigen“ Verhaltens einer Frau.

„Durch unsere langjährige Arbeit in Schulen wissen wir, dass die sogenannte ‚Ehre‘ immer noch sehr stark die Beziehungen zwischen Jungen und Mädchen prägt. Wir stellen mit großer Besorgnis fest, dass einerseits die nächste Generation mit patriarchalen Vorstellungen von Partnerschaften heranwächst und andererseits kaum staatliche Maßnahmen ergriffen werden, um Bedrohte oder Betroffene von Gewalt im Namen der Ehre zu schützen.“, so Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES.

In den von TERRE DES FEMMES recherchierten Fällen fallen sowohl Männer als auch Frauen, darunter 2 Paare, (versuchten) „Ehren-Morden“ zum Opfer.

 

Stand: 01/2020