TERRE DES FEMMES engagiert sich gegen Gewalt im Namen der Ehre und Zwangsverheiratung
Einer der Auslöser TERRE DES FEMMES 1981 zu gründen war ein Artikel über "Ehren"-Morde. Seither arbeiten wir intensiv zu dem Thema. Bis 2019 besaß TERRE DES FEMMES auch eine eigene Beratungsstelle, in der wir ca. 200-300 Frauen und Mädchen pro Jahr berieten.
Seit 2019 konzentrieren wir uns auf Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit, um sowohl auf Gesetzesebene als auch im Bewusstsein der Menschen etwas zu bewegen.

TERRE DES FEMMES klärt die Öffentlichkeit auf - mit Erfolg: Unsere Kampagnen "Stoppt Zwangsheirat" (PDF-Datei) und "NEIN zu Verbrechen im Namen der Ehre" (PDF-Datei) haben das Tabu gebrochen und die Verbrechen öffentlich gemacht. Mit unserem 2-jährigen Schwerpunktthema STOP Frühehen (PDF-Datei) haben wir uns national und international für eine Abschaffung von Frühehen/Zwangsheirat Minderjähriger eingesetzt.
Wir haben PolitikerInnen aufgerüttelt und den dringenden Handlungsbedarf aufgezeigt. Inzwischen führen immer mehr Bundesländer Projekte zum Schutz gegen Zwangsverheiratung durch. Gesetzesänderungen wurden bereits verabschiedet - so trat im Juli 2017 das Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen in Kraft. Nun gilt ausnahmslos das Mindestheiratsalter von 18 Jahren, und Minderjährige dürfen nicht mehr in einer religiösen oder traditionellen Handlung verlobt oder verheiratet werden. Ehen, die mit Minderjährigen (im Ausland) geschlossen wurden, sind entweder nichtig (Eheschließung unter 16 Jahren) oder aufhebbar (Eheschließung zwischen 16 und 18 Jahren). Seit 2011 kann Zwangsverheiratung mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden. Um Betroffene zielgerichtet zu unterstützen, wurden Fachkräfte unterschiedlicher Behörden fortgebildet. Weiterhin kann nun auch strafrechtlich verfolgt werden, wer eine Person nicht-deutscher Staatsangehörigkeit, die ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland hat, im Ausland zwangsverheiratet.
Seit Dezember 2018 ist die Webseite stopchildmarriage.de online, die zielgruppengerecht über das Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen informiert. Leicht verständlich und in verschiedenen Sprachen (u.a. Arabisch, Tigrinya, Rumänisch und Englisch) können sich junge Menschen nun darüber informieren, was beispielsweise mit ihrer Ehe passiert, wenn sie minderjährig und verheiratet nach Deutschland kommen: ob ihre Ehe aufgehoben oder nicht anerkannt wird, und ob sie Deutschland dann wieder verlassen müssen.
Jährlich veröffentlichen wir Anfang Februar eine Übersicht über mutmaßliche „Ehren“-Morde in Deutschland, die wir anhand von Presseberichten recherchieren. Damit möchten wir den Blick auf diese Gewaltform lenken und aufzeigen, das von Ehrverbrechen bedrohte Personen dringend spezialisierte Schutzmöglichkeiten benötigen.
Seit 2022 verstärken wir unsere Aufklärungsarbeit im Vorfeld der Sommerferien. Im Rahmen der Weißen Woche gehen wir an verschiedene Schulen Berlins und stellen im Rahmen von Workshops Warnzeichen, Hilfestellungen und Beratungsstellen vor. Diese Aktionen werden durch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit begleitet, um breitenwirksam das Thema der Früh- und Zwangsverheiratung in Deutschland zu thematisieren und wachzurütteln.
Erfahren Sie mehr über unsere derzeitigen Aktivitäten und unsere bisherige Arbeit.