Ereignisse aus dem Jahr 2017

Projekt „STOP harmful traditional practices – Patriarchale Gewalt verhindern“

TeilnehmerInnen diskutieren im Rahmen der STOP-Schulung. Foto: © TERRE DES FEMMESTeilnehmerInnen diskutieren im Rahmen der STOP-Schulung. Foto: © TERRE DES FEMMESMit dem von Aktion Mensch geförderten Projekt „STOP harmful traditional practices – Patriarchale Gewalt verhindern“ schult TERRE DES FEMMES referatsübergreifend von Juni 2016 bis Juni 2019 verschiedene Zielgruppen und klärt über die Hintergründe der harmful traditional practices (HTP, dt: Schädigende traditionelle Praktiken) auf. Unter diese Bezeichnung fallen Gewaltformen wie Zwangsheirat, Ehrverbrechen, weibliche Genitalverstümmelung (FGM), Brautraub, Polygamie, Jungfräulichkeitstests oder Säureangriffe.

Das Projekt richtet sich durch Beratung sowohl an Betroffene selbst, als auch an MitarbeiterInnen von Stadtteil- und Familienzentren sowie Beratungsstellen. Bis Ende 2017 schulte TERRE DES FEMMES-Referentin Myria Böhmecke vom Referat Gewalt im Namen der Ehre (GNE) bereits 140 MultiplikatorInnen. Im September wurde die das Projekt begleitende Broschüre „STOP harmful traditional practices“ veröffentlicht, die kostenlos bei TERRE DES FEMMES bestellt werden kann.

Gedenkveranstaltungen Hatun Sürücü

Bei der Fahnenhissung in Neukölln v.l.r. Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey (SPD), Gleichstellungsbeauftragte Sylvia Edler, TDF-Referentin Myria Böhmecke. Foto: © TERRE DES FEMMESBei der Fahnenhissung in Neukölln v.l.r. Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey (SPD), Gleichstellungsbeauftragte Sylvia Edler, TDF-Referentin Myria Böhmecke. Foto: © TERRE DES FEMMESAm 7. Februar jährte sich der „Ehren“-Mord an Hatun Sürücü zum zwölften Mal. 2005 wurde sie von ihrem eigenen Bruder erschossen, weil sie sich aus ihrer Zwangsehe befreit hatte. Sie steht stellvertretend für die vielen Mädchen und Frauen, deren Leben durch traditionsbedingte Gewalt beengt oder beendet wurde. 2017 erinnerten erstmals zwei Veranstaltungen an Hatun Sürücü. Bei der alljährlichen Kranzniederlegung am Tatort in der Oberlandstraße in Berlin-Tempelhof verlas TERRE DES FEMMES die Namen von 14 Frauen, die im Jahr 2016 einem „Ehren“-Mord Angriff zum Opfer gefallen oder ausgesetzt waren. Die Neuköllner Gleichstellungsbeauftragte Sylvia Edler und die Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey (SPD) hissten eine Fahne auf dem Rathausplatz.

Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen in Kraft getreten

TERRE DES FEMMES hatte sich seit 2015 im Rahmen des zweijährigen Schwerpunktes „STOP Frühehen!“ vor allem für ein Mindestheiratsalter von 18 Jahren eingesetzt und dem Bundesjustizministerium im Mai 2016 108.811 gesammelte Unterschriften übergeben. Vor Beschlussfassung des Gesetzes zur Bekämpfung von Kinderehen gehörte TERRE DES FEMMES am 17. Mai 2017 zu den acht Sachverständigen, die in einer öffentlichen Anhörung des Rechtsausschusses Stellung nahmen.

Am 22. Juli  ist das Gesetz, das Frühehen verhindern bzw. Betroffene besser schützen soll, in Kraft getreten. Kernpunkt ist zum einen die Festlegung des Mindestheiratsalters in Deutschland auf 18 Jahre. Zum anderen werden Ehen, die im Ausland von Minderjährigen geschlossen werden, zukünftig in Deutschland nicht mehr anerkannt bzw. aufgehoben, und Jugendämter müssen minderjährig Verheiratete (vorläufig) in Obhut nehmen. Die Entscheidung, ob der Kontakt zum „Ehepartner“ zum Wohl der Minderjährigen ist, wird weiter im Einzelfall getroffen.

Um das Gesetz bei Ämtern sowie auch bei Betroffenen und ihrem Umfeld bekannt zu machen, hat TERRE DES FEMMES eine Informationsschrift zusammengestellt. Für eine schnelle Kurzinformation gibt es zusätzlich auch eine komprimierte Zusammenfassung über die Neuregelungen. Beides kann im PDF-Format auf der TERRE DES FEMMES-Homepage heruntergeladen werden und wird von TERRE DES FEMMES seit Herbst 2017 an zuständige Stellen und alle Interessierte verteilt und versandt.

Die TERRE DES FEMMES-Mitarbeiterinnen stoßen auf die Durchsetzung des Gesetzes zur Bekämpfung von Kinderehen an. Foto: © TERRE DES FEMMESDie TERRE DES FEMMES-Mitarbeiterinnen stoßen auf die Durchsetzung des Gesetzes zur Bekämpfung von Kinderehen an. Foto: © TERRE DES FEMMES

Interaktive Theaterstücke zum Thema Gewalt im Namen der Ehre

Von Juni bis September 2017 wurde unser Schultheaterstück „Mein Leben. Meine Liebe. Meine Ehre?“ (MLMLME) erstmalig auch an Schulen in Hessen aufgeführt. Mehr als 700 SchülerInnen, die sich 62 verschiedenen Nationalitäten angehörig fühlen, sahen das Stück. MLMLME ist ein interaktives Theaterstück zur Prävention von GNE und Zwangsheirat. Die Aufführungen in Hessen wurden in Kooperation mit der Darmstädter Beratungsstelle Mäander e.V realisiert. Finanziert wurde das Projekt durch das Hessische Kultusministerium sowie das Hessische Ministerium des Innern und für Sport (Netzwerk gegen Gewalt). Bei der Theateraufführung an der August-Bebel-Schule in Offenbach machte sich der hessische Kultusminister Prof. Dr. Lorz selbst ein Bild von der Inszenierung.

Zwischen Oktober 2017 und Februar 2018 wurde das Theaterstück „Mein Weg, Mein Glück, Mein Ziel! Der Start in (m)ein neues Leben“, welches sich mit der Thematik Gewalt im Kontext von Flucht beschäftigt, erfolgreich an zehn verschiedenen Schulen in Baden-Württemberg gezeigt. Gesehen wurde das Stück von über 500 SchülerInnen. Dreiundfünfzig Nationalitäten waren bei den Vorstellungen vertreten. Das Theaterstück wurde von TERRE DES FEMMES teilfinanziert und vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg gefördert.

Beide Stücke wurden von TERRE DES FEMMRES in Zusammenarbeit mit der mobilen Theaterbühne „Mensch: Theater!“, der Beratungsstelle Yasemin und eines Mädchenbeirates aus ehemals Betroffenen von GNE entwickelt.

Sowohl in Hessen, als auch in Baden-Württemberg wurden während der Aufführung der einzelnen Szenen Moderationspausen eingelegt in denen die SchülerInnen das Gesehene reflektieren und diskutieren konnten. Auch der Ausgang der Szenen stand nicht fest, denn die SchülerInnen konnten den Verlauf des Stücks aktiv beeinflussen. Gemeinsam mit den SchauspielerInnen suchten sie Lösungsansätze und konnten ihre Ideen sogar selbst auf der Bühne ausprobieren. In den an die Stücke anknüpfenden Workshops hatten die SchülerInnen in Kleingruppen die Möglichkeit, über die Themen ausführlicher zu diskutieren und erhielten Informationen zu Unterstützungs- und Beratungsmöglichkeiten.

Informationsbroschüre zum Thema Jungfernhäutchen

Der Flyer zum Thema „Das Jungfernhäutchen – Fakten und falsche Vorstellungen“. Bild: © TERRE DES FEMMESDer Flyer zum Thema „Das Jungfernhäutchen – Fakten und falsche Vorstellungen“. Bild: © TERRE DES FEMMESDie informative Broschüre und der jugendgerecht aufgemachte Flyer zum Thema „Das Jungfernhäutchen – Fakten und falsche Vorstellungen“ wurden überarbeitet und neu aufgelegt und können im TDF-Shop bestellt werden.