„Are you willing to date black?“ – Das 2. CONNECT-Gruppentreffen 2018

Intensiver Austausch auf dem 2. CONNECT-Gruppentreffen. Foto: © TERRE DES FEMMESIntensiver Austausch auf dem 2. CONNECT-Gruppentreffen. Foto: © TERRE DES FEMMESAm 20. Juni fand das zweite Gruppentreffen in der TDF-Geschäftsstelle statt. Der Einladung zum Erfahrungsaustausch in entspannter Atmosphäre bei Sekt, Kaffee und Knabbereien folgten Patinnen aller vier CONNECT-Zyklen. Das CONNECT-Team, Désirée Birri und Rebekka Rohe, hieß die Patinnen herzlich willkommen. Diese eröffneten die Gesprächsrunde mit den Themen, die ihnen besonders am Herzen lagen.

Wohnungssuche und Verständigungsschwierigkeiten

Es waren sowohl Patinnen anwesend, die seit einem Jahr dabei sind, als auch solche, die vor knapp einem Monat eine Patinnenschaft übernommen haben. Lea erzählte von ihrem ersten Kennenlernen, nur wenige Stunden vor dem Gruppentreffen: „Sie war mir gleich sympathisch!“

So unterschiedlich die Patinnen, so ähnlich die Themen, die sie (zu Beginn) beschäftigen. Auch an diesem Abend ging es um den Dauerbrenner Wohnungssuche. Maren hat langen Atem bewiesen und gemeinsam mit ihrer Tandempartnerin eine Wohnung für sie gefunden. Sie berichtete von Rassismus-Erfahrungen. Bei einer Wohnungsbesichtigung hieß es, alle ohne deutschen Pass können direkt wieder gehen. Private Kontakte hätten schlussendlich zur Wohnung verholfen. Ohne Wohnberechtigungsschein (WBS), der für den Bezug von Sozialwohnungen erforderlich ist, gelinge die Wohnungssuche nicht. Weitere Tipps haben wir zusammengetragen: Zeitungsannoncen durchstöbern, sich auf die Warteliste von Wohnungsbaugesellschaften setzen lassen, selbst eine Anzeige im Internet schalten, aber vor allem jedem mitteilen, dass man eine Wohnung sucht, beispielsweise auch bei Elternabenden. Gute Erfahrungen wurden gemacht, indem die geflüchteten Frauen zu Wohnungsbesichtigungen begleitet wurden. Dies nimmt VermieterInnen die Angst, da sie merken, dass deutsche AnsprechpartnerInnen im Hintergrund sind. Wichtig ist es, ehrlich zu den Geflüchteten zu sein: Diskriminierung gibt es leider immer wieder, der Wohnungsmarkt in Berlin ist jedoch insgesamt schwierig – auch für BerlinerInnen mit Arbeit.

Wie können Kommunikationsschwierigkeiten überwunden werden? Auch diese Frage tauchte auf. Insbesondere zu Beginn des Tandems helfen die Kinder der geflüchteten Frauen aus, weil sie bereits besser Deutsch sprechen. Übersetzungs-Apps werden genutzt, Hände und Füße halten her. Teils erfolgt die Verständigung in einer gemeinsamen Sprache wie Englisch oder Französisch. Die Themen müssten den Sprachkenntnissen angepasst werden, so Theresa. Am Anfang habe sie mit ihrer Tandempartnerin viel über Essen gesprochen.

Mit rechtlichen Fragestellungen sehen sich die Patinnen ebenfalls konfrontiert: Wie sind die Erfolgsaussichten auf Asyl? Was ist bei einer bevorstehenden Abschiebung zu tun? Wir haben die Refugee Law Clinic, PRO ASYL und Amnesty International als kompetente AnsprechpartnerInnen empfohlen.

Man muss die Feste feiern, wie sie fallen

Neben Hürden berichteten die Patinnen von schönen Momenten der Patinnenschaft. Von selbstständigen geflüchteten Frauen ist die Rede. Dort, wo es anfangs noch Sprachdefizite gab, spricht Shafika mit ihrer Patin inzwischen über Scheidung oder auch Politik: „Du musst mir einen Termin machen bei Angela Merkel. Sie hat nicht verstanden, wie die Situation in Afghanistan ist.“ Kate aus Nigeria wiederum möchte ihre Patin verkuppeln: „Are you willing to date black?“

Das Zuckerfest, das unmittelbar im Anschluss an den Fastenmonat Ramadan begangen wird, feierte Maren mit ihrer Tandempartnerin Alaa. Sie war – wie auch die ErzieherInnen und LehrerInnen der Kinder – zu ihrer Tandempartnerin nach Hause eingeladen. Die beiden Lehrerinnen, die wir aufgrund ihrer Berufe als ein gemeinsames Tandem vernetzten, haben gemeinsam schon viel erlebt und immer noch eine Menge Spaß zusammen – und das obwohl ihre Tandempartnerin sich eine ganz andere Patin gewünscht hat: „Alaa hat eine zuverlässige und pünktliche Person gesucht und ist an mich geraten – ich komme immer zu spät“, sagte Maren mit einem Lächeln. Freundschaften sind über das vergangene, ereignisreiche Jahr entstanden, die Patinnenschaften zu Familientreffen geworden, bei denen in der Adventszeit gemeinsam Plätzchen gebacken wird.

Herzlichen Dank für das Teilen der schönen und auch der intensiven Momente sowie die gegenseitige Hilfestellung an diesem warmen Juni-Abend. Wir freuen uns bereits auf das nächste Gruppentreffen!

Euer CONNECT-Team

 

Stand: 07/2018