© TERRE DES FEMMESWas sind Rollenbilder? Wie wirken sie sich auf das eigene Denken aus? Gibt es Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen den Mädchen und ihren Vätern? Mit diesen Fragen haben sich die ProjektteilnehmerInnen beim letzten STARK!-Treffen am 30. September 2021 beschäftigt.
Werbung, soziale Medien sowie das soziale und kulturelle Umfeld beeinflussen den Blick auf die Welt. Genau dies wollte das Projektteam anhand einer Übung hervorheben. Die Mädchen und ihre Väter wurden hierfür in zwei Gruppen geteilt und sollten diverse Bilder entsprechend ihrer Assoziationen den Begriffen „männlich“, „weiblich“ oder „geschlechtsunabhängig“ zuordnen.
Die Mädchen haben die meisten Bilder in der Mitte („geschlechtsunabhängig“) platziert. So auch das Bild eines Fußballs mit der Begründung, dass Fußball zwar mehr Jungen spielen, Mädchen aber auch Fußballspielen können. Trotzdem sind die Mädchen von ihrem persönlichen Umfeld beeinflusst: „Ich kenne mehr Ärztinnen, deswegen würde ich das Bild zu ‚weiblich‘ hängen, aber eigentlich können es genauso viele Männer wie Frauen sein“, sagte ein Mädchen.
© TERRE DES FEMMESDas Bild einer Werbung für einen Nähkurs ist von einem der Väter bei „männlich“ eingeordnet worden, weil er selbst Schneider ist und in seinem Heimatland viele Männer diesen Beruf ausüben. Von anderen, vor allem deutschen Vätern, wurde Nähen hingegen eher dem weiblichen Geschlecht zugeordnet. Die unterschiedlichen Auffassungen haben den kulturellen Einfluss auf Rollenbilder verdeutlicht.
Gleichzeitig sind Rollenbilder stetig im Wandel – die Väter erzählten, dass sie das ein oder andere Bild vor einigen Jahren noch anders platziert hätten. Einen Stadt-Land-Vergleich haben die TeilnehmerInnen ebenfalls gezogen: In einer Stadt wie Berlin lebe man freier und könne sich mehr ausprobieren als möglicherweise in einem Dorf. Wichtig ist, unabhängig von dem Ort, an dem man wohnt, sich diese Geschlechterstereotpye bewusst zu machen, um sich in einem zweiten Schritt von ihnen freizumachen.
„Das Bild einer starken Frau“
Im zweiten Teil des Abends hat Galina H. ihre Lebensgeschichte erzählt. Sie ist vor über 30 Jahren aus dem Norden Russlands geflohen und hat in der ehemaligen DDR politisches Asyl beantragt und erhalten. Innerhalb eines halben Jahres hat sie so gut Deutsch gelernt, dass sie eine Stelle als Kinder- und Familienpsychologin bekommen hat. Ihr Motto: „Wenn du tausend Stunden investierst, kannst du alles schaffen.“ Aber auch sie hat in ihrem Leben und beim Prozess des Ankommens viele Hürden überwinden müssen. Deshalb hat sie die Mädchen darin bestärkt, ihre Ziele zu verfolgen. Dabei könne man, wie beim Fahrradfahren, auch mal die Richtung wechseln – Hauptsache, man bleibe in Bewegung.
Galinas Lebensgeschichte hat insbesondere die Männer mit Fluchthintergrund sehr beeindruckt. Einer der Väter hat am Ende gesagt, sie sei das Bild einer starken Frau und ihre Geschichte sei wichtig und inspirierend für andere Geflüchtete.
© TERRE DES FEMMES