© TERRE DES FEMMES„Wann musstet ihr schon einmal loslassen?“ Diese Frage stellte das Projektteam, bestehend aus TDF-Referentin Désirée Birri und Sozialarbeiter Mozafer Kabbar, den Vätern zu Beginn des STARK!-Treffens am 10. November 2022 im Refugio Berlin.
Für einige Väter war das Verlassen des Elternhauses ein einschneidendes Erlebnis. Der Auszug aus einer behüteten, sicheren Umgebung, die irgendwann zu eng wurde. Ein Vater wusste damals: „Ich gehe weg und bleibe weg.“ Ein anderer hatte viel Vertrauen in die Eltern-Kind-Beziehung: „Meine Mama hat mir Wurzeln gegeben. Ich wusste, unsere Beziehung hält das aus und ich kann jederzeit wiederkommen.“
Ein weiterer Vater hat mit dem Loslassen von Gefühlen zu kämpfen. Er musste seiner sehr kleinen Tochter die Entscheidung über Leben und Tod abnehmen – im Krieg bleiben oder die gefährliche Flucht wagen. Das Verarbeiten eines solchen Schuldgefühls dauert. Die Einsicht sei ein erster Schritt, so Mozafer Kabbar, der begleitende Sozialarbeiter. Anschließend könne man der Tochter erzählen, wie man sich fühlt. „Wir müssen uns unseren Töchtern anvertrauen, sodass sie es eines Tages auch machen“, Mozafer Kabbar weiter.
„Wir Papas können mehr als Beschützer sein. Freund und emotionale Stütze zum Beispiel.“
Die Väter einte, dass sie ihre Töchter vor Schmerz und schlechten Erfahrungen schützen wollen, die die Welt für sie bereithält. Schnell haben sie eingesehen, dass sie das nicht können. Was sie jedoch machen können: Ihre Töchter stärken, damit sie genügend Selbstvertrauen haben, sich nicht unterkriegen lassen und wissen, dass sie immer zu ihren Vätern kommen können. Das ist auch wichtig, wenn die Mädchen älter werden und in die Pubertät kommen.
Über die emotionalen sowie körperlichen Veränderungen während der Pubertät sprach das Projektteam mit den Vätern in der zweiten Hälfte des Abends. Die Pubertät ist sowohl für Kinder als auch für Eltern eine turbulente Phase. Der Körper verändert sich, Mädchen bekommen ihre erste Periode und entdecken ihre Sexualität. Wie können Eltern gut damit umgehen? Manche Väter waren der Meinung, dass Aufklärung über Sex und Pubertät nicht früh genug passieren kann, damit die Mädchen vorbereitet sind und Bescheid wissen. Auch über die eigene Pubertät zu erzählen, sei eine Möglichkeit, den Töchtern diese Phase zu erleichtern und ihnen zusätzlich die Jungen-Perspektive aufzuzeigen.
Wichtig ist vor allem, dass sich die Väter in Bezug auf die pubertären Entwicklungen offen und verständnisvoll zeigen. Sie sind ein Referenzpunkt für ihre Töchter. Wenn Väter mit ihren Töchtern darüber sprechen können, wie normal beispielsweise ihre Menstruation ist, lernen die Mädchen damit, auch gegenüber Jungen, einen selbstbewussteren Umgang.
Zum Abschluss machten die Männer eine Atemübung, angeleitet von Mozafer Kabbar. Tiefes und schnelles Ein- und Ausatmen brachten die Gedanken zur Ruhe und stärkten die Konzentration auf den eigenen Körper, bevor es wieder zurück in den Alltag ging.