Grund zur Freude: Zweites alternatives Initiationsritual in Sierra Leone

Foto Artikel Sierra LeoneVorfreude auf das zweite alternative Initiationsritual in Sierra Leone © AIMEnde 2019 brach in Sierra Leone eine neue Ära an: Die TDF-Partnerorganisation Amazonian Initiative Movement (AIM) veranstaltete das erste „ritual without cutting“, ein Übergangsritual, das für Mädchen und Frauen den Eintritt ins Erwachsenenleben markiert – allerdings ohne weibliche Genitalverstümmelung (FGM). Der Distrikt Port Loko, in dem AIM seinen Sitz hat, machte mutig den Anfang. Nun, zwei Jahre später, findet das landesweit zweite alternative Initiationsritual statt. Aber nicht irgendwo. Das Undenkbare ist gelungen: Einer der am stärksten von FGM betroffenen Distrikte – Tonkolili – feiert es. AIM ist es in unermüdlicher Überzeugungsarbeit gelungen, zahlreiche Familien und Gemeinden ins Boot zu holen: 300 Teilnehmerinnen haben sich bereits angemeldet. Bedingt durch die Corona-Pandemie musste die Zeremonie mehrfach verschoben werden, nun ist es aber bald so weit. Ermöglicht wird das Ganze durch Fördermittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der NRO Pfefferminzgreen.

AIM kämpft seit vielen Jahren für ein gesetzliches Verbot von FGM und gegen erhebliche Widerstände von Seiten der sogenannten Frauen-Geheimbünde (Bondo-Society), deren Mitglieder Initiationsrituale durchführen, die traditionell FGM beinhalten. AIM hat das feste Ziel, FGM zu beenden, und klärt dafür in Gemeinden, an Schulen und in der Politik über die Hintergründe und schlimmen Folgen von FGM auf. In einem mithilfe von TDF betriebenen Schutzhaus kommen Mädchen unter, die akut vor Zwangsverstümmelung oder anderen Menschenrechtsverletzungen von zu Hause fliehen müssen. Mit der Einführung alternativer Initiationsrituale in Sierra Leone hat AIM einen großen Schritt in Richtung Mädchenschutz getan, ohne gesellschaftlich verankerte Traditionen abzuschaffen. Sogenannte Bondo-Schreine, d.h. Kultstätten, an denen Initiationsrituale (mit FGM) durchgeführt werden, ersetzt AIM zudem durch Schulen. Die King David Secondary School in Matotoka ist die erste Schule im Distrikt Tonkolili, die darauf abzielt, die Bondo-Society zu reformieren.

AIM hat schon viele Menschen überzeugen können, die das Credo: „Bildung ist für Mädchen wichtiger als Bondo-Schreine“ nun aktiv unterstützen. Erfolgreich appelliert die TDF-Partnerorganisation an die Bevölkerung und an Beschneiderinnen, Politikerinnen nicht zu erlauben, Bondo-Schreine zu bauen, sondern vielmehr von ihnen einzufordern, Mädchen qualitativ hochwertige Bildung zu ermöglichen. Unterstützt wird AIM dabei von einflussreichen FürsprecherInnen, wie von Pastor Samuel Ngobeh, der nicht nur gegen die Fortsetzung von FGM predigt, sondern auch immer wieder die Notwendigkeit einer schulischen Ausbildung für Mädchen hervorhebt.

Stand: 10/2021