Leiterin der TDF-Partnerorganisation in Sierra Leone zur stellvertretenden Ministerin ernannt

Ministerinnenernennung Rugiatu Neneh TurayAm 13. März 2016 hat der sierra-leonische Präsident Ernest Bai Koroma verkündet neun neue MinisterInnen für sein Kabinett zu ernennen, darunter drei Frauen. Dies erhöht die Anzahl der Ministerinnen auf vier. Inklusive der stellvertretenden MinisterInnen arbeiten nun 11 Frauen im Kabinett. Dies bedeutet die größte Umstrukturierung seit Ernest Bai Koromas Amtseinführung in 2007. Grund dafür scheinen Streitigkeiten zwischen dem Minister für Soziales, Frauen und Kinder Alhaji Moijueh Kaikai und seinem Stellvertreter Mustapha Bai Atilla zu sein. Zudem werden Korruption und Ineffektivität der Regierung bemängelt.

Nachdem sich der Präsident entschieden hatte, den Minister für Soziales, Frauen und Kinder sowie seinen Stellvertreter ihres Amtes zu entheben, wurden neue MinisterInnen ernannt. Eine von ihnen ist Rugiatu Neneh Turay. Sie ist Leiterin des TDF-Partnerprojekts Amazonian Initiative Movement (AIM) in Sierra Leone und seit Neustem stellvertretende Ministerin für Soziales, Frauen und Kinder. Hier wird sie die Ministerin Dr. Sylvia Blyden bei ihrer Arbeit unterstützen. Ihr jahrelanges Engagement für Geschlechter­gleichberechtigung in Sierra Leone qualifiziert sie besonders für dieses Amt.

AIM setzt sich u.a. für den Kampf gegen weibliche Genitalverstümmlung (Female Genital Mutilation (FGM) ein, indem sie Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit und Schutz für bedrohte Mädchen und Frauen anbietet. Es geht darum in Schulen, in religiösen Gemeinden, in Dorfgemeinschaften und in der Politik über die negativen Folgen von FGM aufzuklären und falsche Annahmen aufzudecken. Hinzu kommt der praktische Schutz. Hier hat AIM gemeinsam mit TDF ein Schutzhaus gebaut, in dem Mädchen Rettung vor drohender Genitalverstümmelung und gemeinsam mit professionellen BetreuerInnen eine Lösung finden können.

Rugiatu Neneh Turay hat AIM im Jahr 2003 auf Grund ihrer persönlichen Erfahrungen gegründet. Nach dem Tod ihrer Mutter wurde sie im Alter von 12 Jahren selbst beschnitten und wäre fast verblutet. Erst nach einer Woche konnte sie wieder gehen. Zur selben Zeit wurde ihre Cousine beschnitten – und starb. Auch heutzutage, ist das Thema immer noch sehr aktuell. Bislang gibt es in Sierra Leone kein Gesetz, das weibliche Genitalverstümmelung verbietet. So kommt es, dass in Sierra Leone über 90% der Mädchen und Frauen beschnitten sind. Ein öffentlicher Diskurs findet nicht statt. Über FGM zu sprechen ist ein Tabubruch.

Deshalb geht es Rugiatu Neneh Turay heute darum, das Schweigen über FGM zu brechen und diese Praxis zu beenden. „Eines Tages möchte ich mit dem Wissen aufwachen, dass Mädchen keine Angst mehr vor weiblicher Genitalverstümmelung haben müssen. Ich möchte sehen, wie junge Männer unbeschnittene Frauen heiraten, Eltern die Entscheidungen ihrer Kinder respektieren und die Regierung denen Schutz gewährt, die ihn benötigen. Ich möchte sehen, wie Frauen in Sierra Leone Führungspositionen übernehmen. Dafür kämpfe ich.“

Somit ist ihre Ernennung zur stellvertretenden Ministerin für Soziales, Frauen und Kinder ein weiterer Erfolg in ihrem Kampf und ein Schritt in die richtige Richtung. Frauen übernehmen mehr und mehr Führungspositionen in Sierra Leone und gewinnen an Einfluss - nun auch immer deutlicher auf höchstem politischen Level, im Kabinett. In ihrem neuen Aufgabenfeld wird Rugiatu Neneh Turay sicher in der Lage sein, den Kampf gegen FGM auf dem politischen Level voranzubringen. Wir gratulieren Rugiatu NenehTuray herzlich zu dieser Ernennung und werden sie und ihre Anliegen weiter unterstützen.

Stand: 03/2016