Let’s CHANGE Advocacy Meeting im Europäischen Parlament – Community-AktivistInnen appellieren an die Politik

Foto: © End FGM EU

Anlässlich des Internationalen Tags „Null Toleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung“ haben die Partnerorganisationen von Let’s CHANGE am 4. Februar 2020 ein Advocacy Meeting im Europäischen Parlament organisiert, das von unterschiedlichen Mitgliedern des Europäischen Parlaments unterstützt wurde.

So reisten die ProjektparterInnen gemeinsam mit je zwei CHANGE Agents bzw. CHANGE Trainers aus den unterschiedlichen Ländern nach Brüssel, um dort ihre Forderungen zur Abschaffung der weiblichen Genitalverstümmelung an die Politik heranzutragen. Das Advocacy Meeting wurde von Dr. Pierette Herzberger-Fofana MdEP (Grüne/EFA), Frances Fitzgerald MdEP (EVP), Hilde Vautmans MdEP (Renew Europe) und Marisa Matias (GUE/NGL) ausgerichtet.

Nach einer kurzen Einführung in das Projekt durch die Projektkoordinatorin Charlotte Weil (TDF) ergriffen die Gastgeberinnen das Wort. Sie nahmen ihre Verantwortung sehr ernst und versprachen, das Thema weibliche Genitalverstümmelung weit vorne auf die politische Agenda zu setzen. Dabei bedankten sie sich auch für das Engagement der Community-AktivistInnen und betonten deren Schlüsselrolle bei der Abschaffung der Praxis.

Forderungen von Seiten der Communitys

Im ersten Panel unter dem Titel „Demystifying FGM – FGM Is a European Issue“ (FGM entmystifizieren – FGM ist ein europäisches Problem) sprachen die CHANGE Agents/Trainers Habiba Al-Hinai (TDF), Russom Mebrahtu (Plan), Sekou Kaba (TDF) und Marly Bah (Equipop) über ihre Erfahrungen aus der Community-Arbeit gegen weibliche Genitalverstümmelung und forderten unter anderem, dass FGM als globales Problem anerkannt werden muss, womit auch die finanzielle Förderung von transkontinentalen Projekten einhergeht, und dass Projekte zur Überwindung von FGM langfristig finanziert werden müssen, weil eine Jahrtausende alte Praxis nicht im Rahmen eines 2-Jahres-Projekts abgeschafft werden kann. Außerdem müssen AnhörerInnen und DolmetscherInnen im Asylverfahren für weibliche Genitalverstümmelung als Grund für geschlechtsspezifisches Asyl sensibilisiert werden. Sekou Kaba verwies auf die Macht von Worten und appellierte an die Politik, eine kultursensible Wortwahl zu wählen, wenn es um FGM geht, um Betroffene nicht zu stigmatisieren und keinen Platz für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu lassen.

Das zweite Panel stand unter dem Motto „Ensuring Spaces for Community Voices – Breaking the Barriers” (Raum für Stimmen der Communitys sichern – Barrieren abbauen). SpeakerInnen waren die CHANGE Agents/Trainers Aminata Dango (Equipop), Khalid Ali (FSAN), Aalia Hashemi (Plan) und Youssif Ouro-Akondo (FSAN). Alle vier betonten, dass FGM nur überwunden werden kann, wenn die betroffenen Communitys in die Arbeit eingebunden werden. Die Präventions- und Aufklärungsarbeit ist nur dann wirksam, wenn sie aus den Communitys selbst herauskommt. So appellierten sie an die Politik, ihre Rolle bei der Abschaffung der Praxis und ihre Arbeit als kulturelle MediatorInnen anzuerkennen und entsprechend zu entlohnen. Die AktivistInnen sind oft mit Widerstand und Ablehnung von Seiten der Communitys konfrontiert und investieren Zeit, Kraft und Energie in die herausfordernde Sensibilisierungsarbeit. Dies muss offiziell anerkannt werden.

Darüber hinaus erklärte Aalia Hashemi die Schlüsselrolle von Fachkräften, die mit betroffenen und gefährdeten Mädchen und Frauen in Kontakt kommen, bspw. ErzieherInnen, LehrerInnen, SozialarbeiterInnen, ÄrztInnen und Hebammen. Diese müssen zu FGM sensibilisiert werden, damit Betroffene die ihnen zustehende Unterstützung erhalten und von FGM bedrohte Mädchen effektiv geschützt werden können.

Großes Interesse an der Arbeit der Community-AktivstInnen

Neben den Gastgeberinnen nahmen verschiedene weitere Mitglieder der Europäischen Parlaments sowie zahlreiche VertreterInnen der EU-Kommission an dem Meeting teil. Das Interesse an der Arbeit und den Erfahrungen der CHANGE Agents und CHANGE Trainers war sehr groß und im Anschluss wurden noch viele Fragen an die AktivistInnen gestellt.

Alle waren sind einig, dass weibliche Genitalverstümmelung nur in Zusammenarbeit mit den Communitys überwunden werden kann.

Wir hoffen, dass die Politik ihre Verantwortung wahrnimmt und die geforderten politischen Maßnahmen einleitet, um weibliche Genitalverstümmelung zu beenden.

 

 

Stand 02/2020