Trotz oder gerade wegen Corona: Die CHANGE Agents sind weiterhin aktiv!

Angeregte Diskussionen bei CHANGE Agent Sana Diedhiou. Foto: © TERRE DES FEMMESAngeregte Diskussionen bei CHANGE Agent Sana Diedhiou. Foto: © TERRE DES FEMMESSeit Beginn der COVID-19-Pandemie arbeitet das Let’s CHANGE-Team an kreativen Lösungen, um die Projektaktivitäten weiter fortzuführen. Denn die aktuelle Situation stellt gerade auch im Hinblick auf weibliche Genitalverstümmelung (female genital mutilation, FGM) eine Bedrohung für Mädchen dar. Durch Kita- und Schulschließungen fallen wichtige Kontrollmechanismen für den Schutz der Mädchen weg. Während zurzeit jährlich schätzungsweise 4,1 Millionen Mädchen in ihren Genitalien verstümmelt werden, gehen die Vereinten Nationen davon aus, dass allein durch die Corona-Maßnahmen 2 Millionen Mädchen bis 2030 zusätzlich beschnitten werden.

Hier setzen die CHANGE Agents an und gehen direkt in ihre Communitys, um dort zu weiblicher Genitalverstümmelung und den negativen Folgen aufzuklären. Während des Lockdowns haben die CHANGE Agents teilweise virtuelle Treffen organisiert, um den Kontakt zu den Communitys zu halten und zu FGM aufzuklären.

Behaviour Change Aktivitäten wieder „live“ möglich

Mit den ersten Lockerungen konnten dann auch wieder persönliche Treffen stattfinden. So organisierte CHANGE Agent Audrey Ledjou im Juni zwei Aktivitäten: eine bei sich zu Hause und eine im Afrika-Haus in Berlin. Sie lud Menschen aus Côte d’Ivoire, Mali, Guinea und Kamerun, um über FGM zu diskutieren. Dazu setzte sie auch künstlerische Methoden ein und es wurde gemalt, gesungen und getanzt. Am Ende entwickelte sie gemeinsam mit den Gruppen Pläne, wie gemeinsam gegen die Praxis vorgegangen werden kann.

Behaviour Change Aktivität im Park. Foto: © TERRE DES FEMMESBehaviour Change Aktivität im Park. Foto: © TERRE DES FEMMESAuch CHANGE Agent Sahra Mahamud hat im Juni und Juli insgesamt drei Behaviour Change Aktivitäten durchgeführt. Dafür lud sie Mitglieder der äthiopischen und eritreischen Community ein, um sie über die Folgen von weiblicher Genitalverstümmelung aufzuklären. Besonders kontrovers wurde dabei die Frage diskutiert, ob und inwiefern FGM eine kulturelle bzw. religiöse Praxis ist. Es wurden aber auch Ideen entwickelt, wie man noch weitere Menschen erreichen und zu FGM aufklären kann, zum Beispiel durch einen Infostand. Außerdem fanden die TeilnehmerInnen es besonders wichtig, das Wissen auch an die Menschen in ihrem Herkunftsland weiterzugeben. Alle waren sich einig, dass es an Wissen fehlt und Aufklärungsprojekte notwendig sind.

Der CHANGE Agent Sana Diedhiou hat am 31.08.2020 ebenfalls eine Aufklärungsaktivität durchgeführt. Er lud 15 Männer aus der senegalesischen, gambischen und malischen Community zum Essen zu sich nach Hause ein, um gemeinsam über weibliche Genitalverstümmelung zu diskutieren.

Zu Beginn führte er einem kurzen Inputvortrag in die Praxis ein. Dann fragte er die Meinung von allen 15 Teilnehmern ab und bat um deren Argumente für und gegen die Praxis. Daran anknüpfend klärte er dann noch mal vertieft zu der Praxis, ihren unterschiedlichen Formen und den Konsequenzen auf. Es folgte eine Diskussion unter den Teilnehmern, wo auch die unterschiedlichen Argumente noch mal kritisch beleuchtet wurden. Besonders kontrovers wurde die Frage diskutiert, ob ein Verbot von FGM nicht eine Attacke gegen die eigene Tradition sei. Dennoch waren am Ende fast alle Teilnehmer der Überzeugung, dass FGM keine „gute Tradition“ ist, da sie negative Folgen für die Betroffenen hat. Die Männer wünschen sich verstärkte Aufklärung in den Communitys, damit weibliche Genitalverstümmelung nicht mehr praktiziert wird.

Wir bedanken uns bei den CHANGE Agents für ihren unermüdlichen, starken Einsatz gegen weibliche Genitalverstümmelung und für Kinder- und Frauenrechte!

Stand 8/2020