Zwei Jahre Let’s CHANGE: Wie können wir FGM in der EU und darüber hinaus beenden?

Das Berliner Team von Let's CHANGE. Foto: © TERRE DES FEMMES

Am Dienstag, den 15. September 2020, fand die Abschlusskonferenz des zweijährigen, von der Europäischen Union kofinanzierten EU-Projekts Let’s CHANGE statt. Aufgrund der Covid-19 Pandemie hat die Konferenz online stattgefunden und wurde nur für einen kleinen Personenkreis live vor Ort in Paris umgesetzt.

Die Konferenz lief unter dem Titel: „How to overcome challenges in ending Female Genital Mutilation (FGM) in the European Union (and beyond)?“ (Wie können die Herausforderungen bei der Abschaffung von FGM in der Europäischen Union und darüber hinaus bewältigt werden?). Die Veranstaltung wurde simultan in Englisch und Französisch übersetzt.

Direkte Partizipation der Communitys

Über zwei Jahre haben sich die Projektpartner TERRE DES FEMMES (TDF; Berlin, Deutschland), Équilibres & Populations (Equipop; Paris, Frankreich), Federatie van Somalische Associaties Nederland (FSAN; Amsterdam, Niederlande) und Plan International Deutschland (Plan; Hamburg, Deutschland) zusammen mit dem europäischen Netzwerk End FGM (Brüssel, Belgien) für die Prävention und Abschaffung von FGM eingesetzt. Die Projektarbeit basiert auf der Theory of CHANGE, die die Projektpartner gemeinsam entwickelt haben. Kern dieses Ansatzes ist die direkte Partizipation von MultiplikatorInnen aus betroffenen Communitys, so genannten CHANGE Agents und CHANGE TrainerInnen.

Die Konferenz bildete den Projektabschluss und bot die Möglichkeit, die gemeinsame Arbeit der vergangenen zwei Jahre Revue passieren zu lassen. Nach einer Eröffnungsrede von Hélène Bidard, der Stellvertretenden Bürgermeisterin von Paris (zuständig für Geschlechtergleichstellung und Jugend) und Aurélie Gal-Régniez, Geschäftsführerin von Equipop, stellte Christa Jakobsson, Policy Officer in der Gender Equality Unit bei der EU-Kommission, die EU-Strategie zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen vor.
Eine Einführung in das Let’s CHANGE-Projekt, die Theory of CHANGE sowie einen Überblick über die Projektergebnisse lieferten die Projektkoordinatorinnen Charlotte Weil und Carolin Pranz anschließend.

Dann kamen die CHANGE Agents und TrainerInnen selbst zu Wort. In prägnanten Beiträgen wurden verschiede Aspekte ihrer Arbeit zur Abschaffung von FGM dargestellt. Es wurde deutlich, wie wichtig es ist, FGM nicht allein als ein afrikanisches Problem zu sehen, sondern eines, das global verstanden und bekämpft werden muss. Außerdem ist der Einbezug von Männern und religiösen Anführern in der Aufklärungsarbeit elementar. Auch die Fortbildung und Sensibilisierung von Fachkräften wie ÄrztInnen, SozialarbeiterInnen, Hebammen ist unabdingbar, um Betroffene zu unterstützen und bedrohte Mädchen zu schützen.

Europaweiter Austausch mit Stakeholdern

CHANGE Agent Samreen Suliman nimmt als Speakerin an der Podiumsdiskussion teil. Foto: © TERRE DES FEMMESCHANGE Agent Samreen Suliman nimmt als Speakerin an der Podiumsdiskussion teil. Foto: © TERRE DES FEMMESIn drei parallel stattfindenden Workshops gab es anschließend die Möglichkeit zur Diskussion mit den KonferenzteilnehmerInnen. Die Workshops behandelten

  1. die Rolle von Fachkräften sowie Dokumentation, Strafverfolgung und Lücken bei FGM-Fällen,
  2. die Versorgungssituation für Betroffene und Herausforderungen bei der Bereitstellung einer ganzheitlichen Unterstützung sowie
  3. Community Empowerment und wie ein nachhaltiger Wandel erreicht werden kann.

Neben Inputs von CHANGE Agents und TrainerInnen hatten hier die KonferenzteilnehmerInnen die Möglichkeit, Fragen zu stellen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam die Themen zu diskutieren.

Evaluation und Ausblick

Viele KonferenzteilnehmerInnen brachten bei einer abschließenden Online-Evaluation der Konferenz zum Ausdruck, wie wegweisend sie die Arbeit des Let’s CHANGE-Projekts finden und wie wichtig die länderübergreifende Zusammenarbeit ist, da FGM ein globales Thema ist. Der direkte Einbezug von den betroffenen Communitys gilt als Best Practice und soll in zukünftigen Projekten ebenfalls umgesetzt werden.

Sokhna Fall Ba, Projektkoordinatorin bei Equipop und VeranstalterIn der Konferenz in Paris, beendete die Konferenz mit einem Ausblick, in dem sie die elementaren Säulen bei der Prävention und Abschaffung von weiblicher Genitalverstümmelung zusammenfasste und betonte:

  1. Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit in betroffenen Communitys und auf institutioneller Ebene;
  2. Community Empowerment und direkter Einbezug der betroffenen Communitys;
  3. Förderung, Umsetzung und Evaluation von Präventions- und Aufklärungsprojekten;
  4. die stetige Aktualisierung der Daten zu FGM sowie
  5. ein nicht diskriminierender Umgang mit Betroffenen.

Auch TERRE DES FEMMES wird die Arbeit fortsetzen und weiterhin eng mit den Communitys zusammenarbeiten, um weibliche Genitalverstümmelung zu beenden.

Wir bedanken uns bei allen, die zu der erfolgreichen Umsetzung der Konferenz beigetragen haben sowie bei all jenen, die an der Konferenz teilgenommen haben!

Stand 9/20