Seit 2015 haben rund 1,4 Millionen Menschen in Deutschland und weitere 400.000 in Frankreich Asyl beantragt. Die Hälfte von ihnen sind Frauen und Mädchen. Diese sind besonders schutzbedürftig. Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) bestätigt, dass Mädchen und Frauen nach ihrer Ankunft in der Europäischen Union besonders gefährdet sind, Gewalt in Aufnahmezentren und anderen Einrichtungen zu erleben. Die FRA weist auf das Problem der mangelnden Berichterstattung über geschlechtsspezifische Gewalt und der unzureichenden Sensibilisierung des Personals hin, um betroffene und gefährdete Mädchen und Frauen zu identifizieren, zu unterstützen und ggf. zu schützen zu können.
Das von der EU ko-finanzierte Projekt „Men Standing Up for Gender Equality“ fokussiert sich auf weibliche Genitalverstümmelung und Früh- und Zwangsverheiratung als Formen geschlechtsspezifischer Gewalt. Ziel ist es, innerhalb migrantischer Communitys und in Unterkünften für Geflüchtete zu diesen Themen aufzuklären und zu sensibilisieren, um langfristig diese geschlechtsspezifische Gewalt zu überwinden. Da Männer Schlüsselpersonen bei der Abschaffung dieser Gewaltformen sind, setzt sich das Projekt speziell für die Einbindung von Männern in die Arbeit gegen geschlechtsspezifische Gewalt ein.
Das Projekt „Men Standing Up for Gender Equality“ wird von TERRE DES FEMMES, Lessan e. V. und Femmes Entraide et Autonomie in Berlin, Hamburg und Paris umgesetzt.
In einem achtmonatigen Trainingsprogramm werden 30 männliche Mitglieder aus migrantischen Communitys zu sog. CHANGE-Mediatoren ausgebildet, die anschließend ihre Communitys sensibilisieren. Das Trainingsprogramm beinhaltet Einheiten zu Gender und Gleichberechtigung, Geschlechterrollen und -stereotypen, geschlechtsspezifischer Gewalt und insbesondere weiblicher Genitalverstümmelung und Früh- und Zwangsverheiratung.
Nach erfolgreicher Absolvierung des Trainingsprogramms führen die CHANGE-Mediatoren Aufklärungs- und Sensibilisierungsaktivitäten in Unterkünften für Geflüchtete durch und klären über die rechtlichen, kulturellen, religiösen, sozialen und gesundheitlichen Dimensionen von weiblicher Genitalverstümmelung und Früh- und Zwangsverheiratung auf. So stoßen sie eine Verhaltensänderung an, um die diese schädlichen Praktiken langfristig in Flüchtlingslagern und migrantischen Gemeinschaften in Berlin, Hamburg und Paris zu beenden.
Zusätzlich werden im Rahmen des Projektes Fachkräfte, die mit Geflüchteten arbeiten, zu weiblicher Genitalverstümmelung und Früh- und Zwangsverheiratung als Formen geschlechtsspezifischer Gewalt geschult. So sollen diese ermächtigt werden, betroffene Mädchen und Frauen zu erkennen und besser zu unterstützen bzw. bedrohte Mädchen effektiv zu schützen.