TERRE DES FEMMES macht mit einer spektakulären Aktion auf die weltweite Problematik von Frühehen aufmerksam
Mit einer Hochzeitszeremonie vor dem Brandenburger Tor hat die Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES am Internationalen Gedenktag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ ihre Forderung unterstrichen, weltweit Frühehen zu stoppen. „Wir wollen, dass Deutschland wie Schweden und die Schweiz ein Vorbild im Kampf gegen Frühehen wird und das gesetzliche Mindestheiratsalter auf 18 Jahre ohne Ausnahme festlegt sowie begleitende Präventions- und Aufklärungsmaßnahmen anbietet", erklärt TERRES DES FEMMES Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle. Deshalb hat die Frauenrechtsorganisation die Unterschriftenaktion: "Frühehen stoppen – Bildung statt Heirat!“ gestartet.
Eine weiße Kutsche fährt vor dem Brandenburger Tor vor. Der strahlende Bräutigam steigt aus, begrüßt die Hochzeitsgäste und hält eine kurze Dankesrede. Freudig verkündet er, nun seine Braut vorzustellen, die auch er erst am selben Tag kennen lernen durfte.
Die Braut steigt aus und lüftet ihren Schleier. Darunter kommt ein 10-jähriges Mädchen zum Vorschein. „Ich bin doch noch ein Kind, ich möchte zur Schule gehen und keine Ehefrau sein!“ bittet sie die Beistehenden.
Im Rahmen des 2-jährigen Schwerpunktes „STOP Frühehen!“ und anlässlich des Internationalen Gedenktages „NEIN zu Gewalt an Frauen“ hat TERRE DES FEMMES am 25.11.2015 eine Hochzeitszeremonie vor dem Brandenburger Tor inszeniert.
Während sich viele der PassantInnen erleichtert zeigten, dass es sich bei dem Hochzeitspaar um SchauspielerInnen handelte, war ihnen gleichzeitig eine große Betroffenheit anzumerken. Denn was hier nur inszeniert war, ist für viele Mädchen eine bittere Realität. Täglich werden weltweit 39.000 Mädchen unter 18 Jahren verheiratet! Die Folgen für die jungen Frauen sind verheerend. Die Mädchen erleben nach einer frühen Heirat oftmals häusliche oder sexualisierte Gewalt. Zudem müssen viele entweder die Schule oder die Ausbildung abbrechen.
Auch in Deutschland ist es möglich, bereits mit 16 Jahren zu heiraten, vorausgesetzt, der künftige Ehegatte ist volljährig und das Familiengericht erteilt eine Befreiung vom Volljährigkeitserfordernis. Eine Tatsache, die bei den ZuschauerInnen am Brandenburger Tor Verwunderung und Unverständnis hervorgerufen hat. TERRE DES FEMMES sieht das ebenso kritisch, denn Deutschland kann sich nur dann glaubwürdig weltweit für ein Ende von Frühehen einsetzten, wenn auch hierzulande das gesetzliche Mindestheiratsalter auf 18 Jahre festgelegt wird. Eine Studie des Bundesfamilienministeriums aus dem Jahr 2011 belegt zudem, dass ein Drittel der 3.443 betroffenen Personen in Deutschland, die sich im Jahr 2008 wegen angedrohter oder vollzogener Zwangsheirat an Beratungsstellen gewandt haben, minderjährig war. Hier besteht ein deutlicher Handlungsbedarf.
Foto: © evgenyatamanenko - Fotolia.com TERRE DES FEMMES fordert deshalb die Bundesregierung auf, das gesetzliche Mindestheiratsalter auf 18 Jahre ohne Ausnahme festzulegen. Dazu hat die Frauenrechtsorganisation die Unterschriftenaktion: "Frühehen stoppen – Bildung statt Heirat!“ gestartet.
Die Aktion am Brandenburger Tor war ein großer Erfolg. Neben dem hohen Andrang durch die Presse, fanden sich für die Aktion auch viele UnterstützerInnen aus der Politik am Brandenburger Tor ein. So waren Elke Ferner, die parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel (CDU), die Bundestagsabgeordnete Dr. Dorothee Schlegel (SPD), die frauenpolitische Sprecherin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag Cornelia Möhring, die stellvertretende Vorsitzende der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen sowie Sprecherin für Frauen- und Queerpolitk im Abgeordnetenhaus von Berlin Anja Kofbinger, die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Bezirks Neukölln Sylvia Edler, die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg Petra Koch-Knöbel sowie die TERRE DES FEMMES Vorstandsfrauen Ingrid Staehle und Dr. Necla Kelek vor Ort.