Aktuelles zum Thema Gewalt im Namen der Ehre und Zwangsverheiratung

Polizeiliche Kriminalstatistik für 2021 veröffentlicht: 73 Fälle von versuchter oder vollzogener Zwangsverheiratung in Deutschland

Die im April 2022 veröffentlichte Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) wirft erneut ein Schlaglicht auf das Themenfeld der Früh- und Zwangsverheiratungen in Deutschland. Demnach wurden im Berichtsjahr 2021 73 Fälle von Zwangsheirat von der Polizei erfasst, davon 46 Versuche.

Von den insgesamt 79 registrierten Opfern* einer versuchten oder vollzogenen Zwangsverheiratung sind 71 Mädchen bzw. Frauen.

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„Je früher wir eingreifen, desto besser!“

Interview mit Maria Macher – Projekt Stadtteilmütter in Neukölln

Marial MacherMaria Macher ist Projektleiterin und Mitinitiatorin der Stadtteilmütter Neukölln. Wir haben uns mit ihr über die Ausbildung der Stadtteilmütter unterhalten und wie die Arbeit direkt in den Familien aussieht.

Das Projekt Stadtteilmütter richtet sich an arbeitslose Mütter nicht deutscher Herkunft die in verschiedenen Themen zur Erziehung, Bildung und Gesundheit qualifiziert werden. Die Frauen sind vorrangig türkisch oder arabisch sprechende Muttersprachlerinnen. Der Qualifizierungskurs dauert sechs Monate, danach geben die geschulten Stadtteilmütter ihr Wissen weiter und besuchen andere Familien ihrer Communities.

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„Es ist meine Entscheidung, nicht eure – Ich heirate aus Liebe!“

Vorhang auf für eine weitere Vorstellung von „Mein Herz gehört mir“

Am 16.03.22 hat die fünfte Aufführung des interaktiven Theaterstücks „Mein Herz gehört mir“ – gegen Zwangsverheiratung und Frühehen an einer Schule in Berlin-Wilmersdorf stattgefunden, an der rund 70 SchülerInnen der 8. und 9. Klassen teilgenommen haben.

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Prozessauftakt im Berliner „Ehren“-Mordfall: Brüder sind angeklagt, ihre Schwester aufgrund ihres „Lebenswandels“ ermordet zu haben

TERRE DES FEMMES fordert mehr Präventionsarbeit an Berliner Schulen und niedrigschwellige Angebote für Betroffene

Am Mittwoch, den 02. März, begann am Berliner Landgericht der Mordprozess gegen zwei Brüder. Die 27 und 23 Jahre alten Männer sind angeklagt, ihre Schwester Maryam H. aufgrund ihres „Lebenswandels“ ermordet zu haben. Die 34-jährige Mutter von zwei Kindern (10 und 14 Jahre alt) wurde in Afghanistan mit 16 Jahren zwangsverheiratet und konnte sich schließlich aus der gewaltsamen Ehe befreien.

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Premiere des Schultheaterprojektes: „Mein Herz gehört mir“

TERRE DES FEMMES startet Sensibilisierungskampagne gegen Zwangsverheiratung an Berliner Schulen

20220119 091623TERRE DES FEMMES geht im Rahmen des Projektes „Mein Herz gehört mir“ mit einem Theaterstück an 20 Berliner Schulen und klärt zu Zwangsverheiratung und Frühehen auf. In einer Tempelhofer Schule fand am 19.01. die Premiere des Forumtheaterstückes mit anschließenden Workshops statt. Die 60 SchülerInnen der 8. Klassen gestalteten die einzelnen Szenen aktiv auf der Bühne mit und probierten spielerisch neue Denk- und Handlungswege jenseits patriarchaler Strukturen aus. In anschließenden Workshops wurde das Erlebte weiter vertieft und Themen wie Zwangsverheiratung, freie Lebensgestaltung und Homosexualität intensiv diskutiert. „Mädchen dürfen abends nicht alleine raus gehen, denn wenn es zu sexuellen Übergriffen kommt, ist die Ehre der gesamten Familie in Gefahr“ äußerte sich ein Schüler im Workshop. Parallel zu den Workshops wurden Lehrkräfte geschult. Die begleitende Beraterin stand für Gesprächsanfragen von Seiten der SchülerInnen zur Verfügung.

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Im Gedenken an Hatun Sürücü: Gewalt im Namen der Ehre nach wie vor unvermindert hoch

Jedes Jahr veröffentlicht TERRE DES FEMMES anlässlich des Todestages von Hatun Sürücü am 07. Februar sogenannte Ehrenmordfälle, um an weitere Opfer dieser Verbrechen zu erinnern. Hatun Sürücü wurde am 07.02.2005 von ihren Brüdern in Berlin ermordet, weil sie frei und selbstbestimmt leben wollte und damit in den Augen der Brüder gegen die Familienehre verstieß.

 

0ffc0b1e 92ab 48f7 b983 fff30025ffd1Gedenkveranstaltung zum Todestag von Hatun Sürücü am 7.2.2022 (Bildrechte: TDF)Für die Jahre 2021 und 2020 wurden 25 Fälle versuchter oder vollzogener tödlicher Ehrverbrechen identifiziert: 

„14 Frauen, 11 Männer fielen einer vermeintlichen Ehrvorstellung des Täters zum Opfer – dabei starben 5 Männer und 6 Frauen, bei den anderen Personen blieb es beim Mordversuch. Auffallend hierbei ist, dass auch viele Männer bei „Ehren“-Morden ums Leben kamen. Diese waren in der Mehrheit der Fälle die (vermeintlich) neuen Partner der Ehefrau oder deren Brüder. Dies verdeutlicht, dass „Ehren“-Morde nicht per se mit Femiziden gleichzusetzen sind – diese Begriffsdebatte wurde vergangenes Jahr verstärkt durch den Mord an Maryam H. durch ihre Brüder diskutiert. Gleichzeitig zeigt dies, dass Gewalt im Namen der Ehre viele Menschen (be)trifft und sowohl an Frauen aber auch an Männern feste Erwartungsbilder (von früh an) geknüpft werden. So wurde in einem Fall der Bruder der Ex-Frau des Täters von diesem umgebracht, weil er nichts gegen die Trennung seiner Schwester von ihrem Ehemann unternommen hätte (1. Fall in der unten aufgeführten Übersicht).

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