
Im Rahmen eines einjährigen Pilotprojekts schult TERRE DES FEMMES in zehn MultiplikatorInnen-Workshops in Baden-Württemberg MitarbeiterInnen von Behörden sowie SchulsozialarbeiterInnen zum Thema Gewalt im Namen der Ehre/Zwangsverheiratung. Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Integrationsfonds und vom Sozial- und Justizministerium Baden-Württemberg gefördert. Die Workshops sensibilisierten die TeilnehmerInnen mit Hintergrundinformationen zur Lebenssituation von Gewalt betroffener junger Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund. Das rege Interesse und die positiven Rückmeldungen auf die Workshops hat TERRE DES FEMMES veranlasst, zusätzliche Gelder zu beantragen, um auch in anderen Bundesländern die Workshops fortzuführen.
Der Film "Wo Mädchen wenig wert sind" wird mit Unterstützung von TERRE DES FEMMES realisiert. Der Film ist ein hervorragendes Mittel, um das Thema Gewalt im Namen der Ehre mit SchülerInnen zu behandeln. Die DVD zusammen mit Arbeitsblättern zum Thema Zwangsverheiratung wird allein über TERRE DES FEMMES mehr als 200 Mal verkauft.
Das Internetportal www.zwangsheirat.de wird kontinuierlich ausgebaut. Teile der Homepage werden ins Englische übersetzt. Mädchen und jungen Frauen stehen nun auch Adressen von Beratungsstellen im Ausland zur Verfügung.
TERRE DES FEMMES arbeitet in der Ad-hoc Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Erstellung eines Leitfadens zum Umgang mit Zwangsverheiratung in Schulen mit. Er entsteht unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Maria Böhmer, der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und erscheint 2010.
Gemeinsam mit der Lawaetz-Stiftung und Torsten Schaak - Büro für Sozialpolitische Beratung in Bremen erstellt TERRE DES FEMMES die erste wissenschaftliche Untersuchung zu Umfang und Ausmaß von Zwangsverheiratungen in Deutschland im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr 2011 vorliegen.
TDF ist in zahlreichen lokalen und landesweiten Arbeitskreisen zum Thema Gewalt im Namen der Ehre aktiv vertreten und setzt sich so deutschlandweit für mehr Rechte für Betroffene und eine bessere Prävention ein.
Im Frühjahr 2010 organisiert TERRE DES FEMMES zwei Mahnwachen in Berlin und Hamburg in Gedenken an die "Ehren"-Mord-Opfer Hatun Sürücü und Morsal Obeidi.

Mythos Jungfräulichkeit: Der Mythos vom Jungfernhäutchen wird immer wieder dazu genutzt, junge Frauen in ihrer Lebensführung zu begrenzen und ihnen ihre sexuelle Selbstbestimmung zu verweigern. In streng traditionellen, patriarchalischen Familien wird die Ehre der Familie mit der Jungfräulichkeit ihrer Töchter in Zusammenhang gebracht. TDF hat eine Arbeitsgruppe in Berlin gegründet, die derzeit an Aufklärungsmaterialien arbeitet. Im April 2010 lädt TERRE DES FEMMES zum Berliner Expertinnenforum "Mythos Jungfräulichkeit versus sexuelle Selbstbestimmung", bei dem der usbekische Dokumentarfilm "The burden of virginity" von Umida Akhmedova gezeigt wird. Außerdem führt TERRE DES FEMMES zwei Workshops zum Thema Jungfräulichkeit mit Jugendlichen in Berlin durch.
Geschichte des Films "Die Fremde" ähnelt sehr der Leidensgeschichte des "Ehren"-Mord-Opfers Hatun Sürücü aus Berlin. Sibel Kekilli, Botschafterin von TERRE DES FEMMES gegen Ehrverbrechen, spielt die Hauptrolle. TDF veranstaltet in Kooperation mit dem Filmverleih Majestics zum Weltfrauentag um den 8. März mehrere Previews in vielen deutschen Städten. Nach dem Film informieren TDF-Frauen über die Arbeit des Vereins. Im Juni 2010 erhalten Sibel Kekilli und Feo Aladag (Regisseurin) den Friedenspreis des Deutschen Films.
Im Oktober 2010 stellt das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf gegen Zwangsheirat vor. Er enthält einen eigenen Straftatbestand und ein verlängertes Rückkehrrecht für Betroffene, die gegen ihren Willen ins Ausland gebracht werden. Dazu erarbeitet TERRE DES FEMMES ein Positionspapier gemeinsam mit dem Forum Menschenrechte und beantwortet zahlreiche Anfragen von MedienvertreterInnen.
Seit vielen Jahren kämpft TERRE DES FEMMES für diese beiden im Gesetzentwurf enthaltenen Verbesserungen. Dieser Erfolg unserer kontinuierlichen Arbeit am Thema Zwangsverheiratung geht leider einher mit einer Erhöhung der Ehebestandszeit von zwei auf drei Jahre. Für EhepartnerInnen, die aus dem Ausland nach Deutschland ziehen, bedeutet das Gesetz ein weiteres Jahr in völliger Abhängigkeit vom deutschen Ehepartner. Mit einer Aktion vor dem Bundestag und einem öffentlichen Appell, dem sich 50 Frauenrechtsorganisationen und Beratungseinrichtungen anschlossen, protestiert TERRE DES FEMMES gegen die geplante Erhöhung.

Die Unterstützung für Aylin Korkmaz: Mehr als 10.000 Unterschriften überreicht die Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES am 10.12.2010, dem Tag der Menschenrechte, der Staatsanwaltschaft Baden-Baden, um die vorzeitige Haftentlassung von Mehmet Korkmaz zu verhindern. Er hatte im November 2007 versucht, seine Ex-Frau Aylin Korkmaz mit 26 Messerstichen zu töten, um seine vermeintlich verletzte "Ehre" wieder herzustellen. Nun soll er nach weniger als 7 Jahren vorzeitig aus der Haft entlassen und in die Türkei abgeschoben werden. In der Türkei wäre er ein freier Mann. Aylin Korkmaz hat größte Befürchtungen, dass ihr Ex-Ehemann illegal nach Deutschland einreist und erneut versuchen wird, sie umzubringen.