© TERRE DES FEMMESHäusliche, sexualisierte und digitale Gewalt. Themen, die schwer sind und gleichzeitig angesprochen werden müssen. Auch wenn die Mehrheit der Väter, die bei dem STARK!-Projekttreffen am 24. März 2022 dabei gewesen sind, (noch) keine Berührungspunkte bei ihren Töchtern sehen, haben sie Angst, dass es ihre Töchter betreffen kann.
Gewalt durchzieht alle Gesellschaftsschichten. Dennoch bestehen Vorurteile, zum Beispiel, dass sie auf Gymnasien seltener ist als an Haupt- oder Realschulen.
Statistiken sprechen eine andere Sprache: Gewalt an Schulen nimmt zwar tendenziell mit steigendem Bildungsniveau ab, im Vergleich zu physischer Gewalt ist bei psychischer Gewalt der Unterschied jedoch gering.
Immer öfter kommt es zu Fällen von digitaler Gewalt wie Online-Belästigung, Cyber-Mobbing oder unerlaubter Verbreitung von Fotos. Ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen wurde bereits im Netz von Erwachsenen zu einer Verabredung aufgefordert, zwei Drittel der Betroffenen sind Mädchen. Am Beispiel der sogenannten Loverboy-Methode wird deutlich, dass digitale Gewalt eng verknüpft ist mit „analoger“ Gewalt.
Bei dem Treffen hat Agathe Scheuer, Junior-Referentin Gleichberechtigung und Integration, in einem Vortrag aufgezeigt, dass auch sexistische und gewaltvolle Songtexte eine Form von digitaler Gewalt bzw. Hassrede sind. Zur Veranschaulichung hat sie den Vätern das Video zur Kampagne #UNHATEWOMEN vorgespielt. „Das haut mich echt um. Ich wusste, dass es das gibt, aber es ist noch einmal etwas anderes, wenn man es hört“, war die Reaktion eines Vaters.
Im anschließenden Austausch hat ein anderer Vater gesagt, dass es wichtig ist, den Mädchen nicht Angst zu machen – denn Angst lähmt –, sondern ihnen Kompetenzen mitzugeben. Ein Mann vergleicht es mit Fahrradfahren lernen. So könnten die Töchter auch Schritt für Schritt auf die digitale Welt vorbereitet werden. Mögliche Gefahren müssen die Mädchen kennen, um darüber sprechen zu können. Vertrauenspersonen, wie Großmütter, sind hilfreich, falls es Probleme gibt, über die die Mädchen nicht mit dem Vater bzw. den Eltern reden möchten. Mädchen müssen ermutigt und bestärkt werden, auf ihre Gefühle zu vertrauen und Nein sagen zu dürfen, wenn sie sich unwohl fühlen, auch zum „Küsschen“ bei Verwandten, so Agathe Scheuer. Der Austausch mit anderen Eltern über aktuelle Trends, Plattformen oder Foren, die die Töchter nutzen, sei sinnvoll.
Bei einer „Reise in die Zukunft“ sollten die Väter sich ihre Töchter in ein paar Jahren vorstellen und Sätze beenden, die Sozialarbeiter Mozafer Kabbar vorgelesen hat. Was möchten die Töchter in ihrer eigenen Familie später genauso machen? Was war besonders schön in ihrer Kindheit? Wofür sind sie ihren Vätern dankbar? Mit diesen Gedanken ist das Treffen zu einem schönen Abschluss gekommen, der allen Teilnehmenden Zuversicht und Leichtigkeit zurückgebracht hat.