Kleinunternehmerinnen aus Nicaragua und ihre Geschichten. Foto: © TERRE DES FEMMES „Häusliche Gewalt fängt für mich nicht beim Schlagen an, sondern bei Fragen wie ‚Warum kommst du so spät nach Hause?‘ oder ‚Wo bist du schon wieder gewesen?‘. Dabei werde ich hellhörig“. Mit diesem Zitat einer Frauenhaus-Sozialarbeiterin eröffnete IZ-Referentin Birgitta Hahn bei der Vernissage am 24. September 2020 ihren Vortrag zum Thema der TERRE DES FEMMES-Ausstellung „¡Ni una menos! – Weg aus der Gewalt“ über häusliche und sexualisierte Gewalt in Nicaragua und Deutschland.
Fotografien und Fakten
Rund 60 Gäste fanden am vergangenen Donnerstag – trotz Maßnahmen zum Corona-Schutz - den Weg ins Frauenzentrum Affidamento am Richardplatz in Neukölln, um Fotografien der nicaraguanischen Fotokünstlerin und feministischen Aktivistin Itzel Chavarría (Künstlername Lucero) zu bestaunen. Die Bilder zeigen Frauen, die die Angebote der TDF-Partnerorganisation Asociación Proyecto MIRIAM in Managua und Estelí in Anspruch nehmen, um den Ausstieg aus der Gewalt zu schaffen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Die Frauen werden beim Nachholen ihres Schulabschlusses, in einer von vier zertifizierten Berufsausbildungen und nach Gründung ihres eigenen Unternehmens portraitiert. Auch die Beratungsarbeit von MIRIAM steht im Fokus. Auf Informationstafeln und Handouts erfahren die BesucherInnen mehr über die Zahlen und Hintergründe von Gewalt, ebenso wie über Gesetze und internationale Abkommen dagegen. Auch können sie die Lebensgeschichten einiger portraitierter Frauen kennenlernen. Ein kleiner Teil der Ausstellung zeigt die frauenrechtlichen Proteste rund um die politische Krise in Nicaragua seit April 2018. Dabei sind auch Aufnahmen des Fotografen Jorge Mejía Peralta zu sehen.
Musik und Reden
Neben erstklassiger Unterhaltung durch eine fünfköpfige Band, die die Gäste mit lateinamerikanischen Klassikern dem Kontinent musikalisch näherbrachte, gab es mehrere Reden: TDF-Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle stellte die Referate und aktuellen Projekte von TDF vor. Die ehrenamtliche Koordinatorin für das TDF-Partnerprojekt in Nicaragua, Wencke Loesener, berichtete von ihrem persönlichen Bezug zu MIRIAM und deren Schwerpunkten, hatte sie doch selbst fünf Jahre lang vor Ort gearbeitet. IZ-Referentin Birgitta Hahn ging in ihrem Vortrag der Frage auf den Grund, ob es sich bei häuslicher und sexualisierter Gewalt tatsächlich um „private Probleme“ der Betroffenen handelt. Denn jede dritte Frau weltweit war bereits von körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt in ihrer Beziehung oder von sexualisierter Gewalt außerhalb betroffen. Ein Häppchen-Buffet und eine Getränkebar rundeten die Vernissage kulinarisch ab.
Ausstellung und Verleih
Die Ausstellung ist noch bis zum 24. November 2020 im Frauenzentrum Affidamento, immer von Montag bis Freitag zwischen 10 und 16 Uhr, zu sehen.
Ab 2021 soll die Ausstellung deutschlandweit verliehen werden.
Danksagung
Herzlichen Dank an das Frauenzentrum Affidamento, wo wir die Exponate zeigen dürfen!
Unser Dank gilt auch dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dass die Ausstellung im Rahmen eines Projekts zur entwicklungspolitischen Bildungsarbeit finanziell unterstützt.