• 20.08.2022

Richtigstellung: #saveTDF – aber wovor?

Inge Bell, stellvertretende Vorstandsvorsitzende von TERRE DES FEMMES, ruft seit über zwei Wochen öffentlich zum Rücktritt des ehrenamtlichen Vorstands und zur Entlassung der TDF-Geschäftsführerin, die vor 32 Jahren die Geschäftsstelle gegründet und anschließend professionalisiert hat, auf.

Anlass der aggressiven, öffentlichen und vereinsschädigenden Kampagne, die unter dem Hashtag #saveTDF von Frau Bell und einigen Mitstreiterinnen ins Leben gerufen wurde, ist die mehrheitliche Entscheidung des Vorstands, sich von dem Positionspapier „Transgender, Selbstbestimmung und Geschlecht“ zu distanzieren und es von der Website zu nehmen. Frau Bell hatte als einzige Vorständin diese Vorstandsentscheidung nicht mitgetragen.

Mit allen Mitteln versucht nun Frau Bell ihre Sichtweise von TERRE DES FEMMES durchzusetzen und den Verein in eine exkludierende Richtung zu lenken: Mit einer klaren Abgrenzung zwischen Frauen und Transfrauen und gegen ein Selbstbestimmungsgesetz. Unterstützt wird sie in den sozialen Medien von radikalen Frauen, teils Mitfrauen bei TDF, und auch Männern, die Transfrauen als für Frauen gefährliche Männer ansehen.

In einem Interview mit Cicero vom 18.08 „Mädchen und Frauen werden wegen ihres biologischen Geschlechts diskriminiert“ erklärt Frau Bell, warum ihr Weg für TERRE DES FEMMES der richtige sein soll.

Der Artikel ist unter dem Link https://www.cicero.de/kultur/transgender-streit-bei-terre-des-femmes-transphobie-interview-bell aufzurufen. Dieses Interview gibt ausschließlich die persönliche Meinung von Frau Bell wieder, nicht diejenige des Vorstands von TDF. Da er teilweise unzutreffende Behauptungen enthält, sind nachfolgende Klarstellungen erforderlich:

Nach den Vorstellungen von Frau Bell soll TDF zukünftig wohl nur noch eine selektive (Frauen-)Solidarität praktizieren. Dabei behauptet sie, dies sei durch die Vereinsziele vorgegeben. In dem Interview sagt sie: „Wir sagen es aber auch klar in unseren Vereinszielen: Die Zugehörigkeit zum weiblichen biologischen Geschlecht ist es, wegen der Mädchen und Frauen diskriminiert werden“.

In der TDF-Satzung, in der die Vereinsziele beschrieben sind, ist das Adjektiv „biologisch“ jedoch gerade nicht enthalten.

Vielmehr werden Ziele und Zweck des Vereins in der TDF-Satzung wie folgt bestimmt:

"§ 2 Ziel und Zweck

TERRE DES FEMMES wendet sich gegen jede Form von Menschenrechtsverletzungen, die an Mädchen und Frauen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht, ungeachtet ihrer konfessionellen, politischen, ethnischen und nationalen Zugehörigkeit sowie ihrer sexuellen Identität begangen werden. TERRE DES FEMMES macht sich stark für ein selbstbestimmtes und freies Leben von Mädchen und Frauen weltweit. Ziel ist ein partnerschaftliches und gleichberechtigtes Geschlechterverhältnis."

Weiterhin widerspricht sie ohne Begründung Aussagen der Mehrheit des Vorstandes, u.a. zum Thema Frauenhäuser, deren Bewohnerinnen aus ihrer Sicht durch Transfrauen gefährdet werden sollen, und zieht für ihre Sichtweise äußerst fragwürdige Einzelfälle als Erklärungsmodell an (siehe Fall aus München-Haar).

Frau Bell: „Wir haben neulich in der Psychiatrie in München-Haar den Fall gehabt, dass eine Transfrau eine andere Patientin getötet haben soll. Die Transfrau war im Frauentrakt untergebracht. Natürlich haben wir keine Masse an Fällen, denn es gibt in Deutschland ja noch kein Selbstbestimmungsgesetz. Wir kennen aber solche Fälle von Übergriffen in Frauenschutzräumen in anderen Ländern Europas oder den USA, in denen ein solches Gesetz schon in Kraft ist.“

Zum Hintergrund: TDF hat sich mit den Verbänden und Leitungen von Frauenhäusern zu diesem Thema ausgetauscht und konnte deswegen die fundierte Aussage treffen, dass die Gefährdung von Frauenschutzräumen sich in der Arbeitsrealität von Frauenhäusern als weitaus unbedeutender darstellt als im Positionspapier angenommen.

Weitere Aussagen, die Frau Bell in dem Interview betätigt, wie zum Beispiel die Aussage zum Bündnis mit dem KOK sind falsch.

TERRE DES FEMMES hat in seiner Vereinsarbeit noch nie unter Frauen unterschieden: Frauenrechte sind Menschenrechte. Diese 40jährige TDF-Leitidee, dass Frauen Menschenrechte besitzen, kann per se niemanden exkludieren. Jeder andere Weg für den Verein wäre ein Abweg. Jede Frau, die von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen ist, erhält unsere Unterstützung. Dabei ist nicht die Frage, welche Frau unsere Unterstützung gegen Gewalt erhält. Die Frage für TDF ist: Welche Gewaltform wird offensichtlich geschlechtsspezifisch an Mädchen und Frauen verübt und wie können wir sie bekämpfen und Betroffenen helfen.

Wir werden weiter zu unseren Kernthemen weibliche Genitalverstümmelung, häusliche und sexualisierte Gewalt, Frauenhandel und Prostitution, sexuelle und reproduktive Rechte, Ehrenmorde, Zwangsverheiratung und Kinderkopftuchverbot arbeiten. Die globalen aktuellen Krisen – Taliban Herrschaft in Afghanistan, Covid 19 weltweit, Ukrainekrieg - zeigen: Wir werden dringend gebraucht, mehr denn je.

 

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