• 09.01.2024

Gemeinsam gegen Sexismus, sexualisierte Gewalt und Ausbeutung im Internet- 5. Netzwerktreffen für LehrerInnen und SozialarbeiterInnen

Obwohl heute jede dritte NutzerIn im Internet unter 18 Jahre alt ist, sind Kinder und Jugendliche im Netz nach wie vor nicht ausreichend geschützt. TERRE DES FEMMES bietet daher Workshops und Webinare zu den Themen Sexismus, sexualisierte Gewalt und Ausbeutung im Internet an, um Mädchen, Jugendliche und Fachkräfte für Gefahren zu sensibilisieren, über die rechtliche Lage aufzuklären und Hilfsangebote vorzustellen. Beim 5. Netzwerktreffen für LehrerInnen und SchulsozialarbeiterInnen am 22.11.2023 stellten die Referentinnen der Referate Häusliche und Sexualisierte Gewalt, sowie Frauenhandel und Prostitution ihre Themen und Angebote vor. Insgesamt nahmen 40 LehrerInnen und SchulsozialarbeiterInnen aus 14 Bundesländern teil.

Stärkung von Medienkompetenz

Digitale Medien sind für Jugendliche nicht nur Informationsquellen, sondern dienen auch der Selbstfindung. Zunehmend finden Sexualaufklärung und erste sexuelle Erfahrungen im Internet statt. Gleichzeitig sind Kinder und Jugendliche in virtuellen Räumen vielen Gefahren und Risiken ausgesetzt. Die Meldungen über Missbrauch im Netz sind von 23.000 Fällen im Jahr 2010 auf mehr als 725.000 Fälle im Jahr 2019 angestiegen.[1] Fast vier von fünf Mädchen (79 Prozent), erleben mindestens eine Form sexueller Gewalt online. 69 Prozent der Betroffenen wenden sich in solchen Fällen an Lehrkräfte.[2] Um sowohl bei LehrerInnen und SchulsozialarbeiterInnen, als auch bei den SchülerInnen wichtige Medienkompetenzen aufzubauen und zu stärken, bietet TERRE DES FEMMES Workshops und Webinare an. Sie sollen SchülerInnen wichtige Informationen vermitteln, die ihnen dabei helfen den komplexen und gefährlichen Raum des Internets zu navigieren und sich zu schützen. Folgende Themenschwerpunkte werden angeboten:

1. Sexting und Cybergrooming

Der Workshop "Medienkompetenz #StaySafe – Gemeinsam gegen Sexismus im Internet" wird entweder mit dem Themenschwerpunkt Sexting oder Cybergrooming angeboten und richtet sich an Mädchen im Alter von 14-19 Jahren.  Immer häufiger kommt es vor, dass Jugendliche Nacktbilder von sich versenden und diese im Freundeskreis oder innerhalb der Klasse weitergeleitet werden- das sogenannte Sexting. Laut Studien kennt jede/r zweite Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren jemanden, der/die schon einmal Nacktaufnahmen von sich an andere verschickt hat.[3] Beim Netzwerktreffen bestätigte sich dieses Bild- 59 Prozent der anwesenden LehrerInnen gab an, bereits Fälle von Sexting an der Schule erlebt zu haben. Der Begriff Cybergrooming beschreibt die gezielte Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen über das Internet. Eine Umfrage hat ergeben, dass fast ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen im Alter von 8 bis 17 Jahren online von Erwachsenen zur Verabredung aufgefordert wurden.[4]
Der Workshop #StaySafe vermittelt Handlungskompetenzen und wichtige Informationen zur rechtlichen Situation, sowie zu Hilfsangeboten und Beratungsstellen. Unter anderem diskutieren die Schülerinnen dabei auch Sexismus, das Phänomen Täter-Opfer Umkehr und die Wichtigkeit von Solidarität untereinander.

2. Loverboy-Methode

Die Loverboy-Methode ist eine Form des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, durch die besonders Mädchen und junge Frauen in die Prostitution gedrängt werden. Laut Bundeskriminalamt wurden im Jahr 2022 19,1 Prozent der Betroffenen mittels der Loverboy-Methode zur Prostitution gezwungen.[5] Auch beim Netzwerktreffen gaben 7 Prozent der Anwesenden an Fälle der Loverboy-Methode an ihrer Schule erlebt zu haben. Durch das 90-min. Schulungsangebot für die Klassenstufen 8-10 werden Schülerinnen und Lehrkräfte sensibilisiert. Dabei werden Hintergründe des Mädchen- und Frauenhandels vermittelt und eigene Handlungsmöglichkeiten erarbeitet. Das Online-Webinar soll den Schülerinnen dabei helfen sich selbst und andere vor Zwangsprostitution zu schützen.

3. Hate Speech

„Bring deine Alte mit, sie wird im Backstage zerfetzt, danach landet dann das Sextape im Netz“. Besonders im Deutschrap ist Hate Speech stark verbreitet. Mit der Kampagne #UNHATEWOMEN machte TERRE DES FEMMES 2020 auf solche frauenverachtenden Texte aufmerksam. Auch in den Kommentarspalten auf Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzwerken ist Hassrede Normalität. 94 Prozent aller 14- bis 24-jährigen haben bereits Hate Speech erlebt oder gesehen.[6] Was diese Sprache mit uns macht, erkunden wir in dem 90-minütigen Webinar Hate Speech- Worte prägen unseren Alltag. Dabei geht es u.a. auch um die rechtliche Situation, Hilfsangebote und Strategien, die man im Umgang mit rassistischen, antisemitischen und frauenfeindlichen Inhalten online anwenden kann.

Was kann Prävention erreichen?

Das Erleben von sexualisierter Belästigung und Gewalt im Internet hat für betroffene Kinder und Jugendliche schwere Folgen, wie beispielsweise psychische Erkrankungen, Leistungsabfall, Isolation und im schlimmsten Fall sogar Suizidgedanken. Scham und Schuldgefühle machen es ihnen oft sehr schwer sich Hilfe zu suchen. Mit den präventiven, niedrigschwelligen Workshop-Angeboten hilft TERRE DES FEMMES SchülerInnen sexualisierte Gewalt thematisch einzuordnen und vermittelt wichtiges Wissen über die Hintergründe, die rechtliche Situation und Hilfs- und Beratungsangebote. So lernen sie, wie sie sich und andere schützen können. Bei dem von TERRE DES FEMMES organisierten 5. Netzwerktreffen hatten Lehrkräfte und SozialarbeiterInnen die Möglichkeit sich zu sexualisierter Belästigung und Gewalt im Internet zu informieren, sich zu vernetzen und sich auszutauschen.

Die Anmeldung für den Workshop #StaySafe.

Die Anmeldung für den Workshop #UNHATEWOMEN.

Die Anmeldung für den Workshop Loverboy-Methode.


[1] beauftragte-missbrauch.de/themen/definition/sexuelle-gewalt-im-internet

[2]www.worldvision.de/sites/worldvision.de/files/pdf/World_Vision_Studie_2023_sexualisierte_Gewalt.pdf

[3] www.juuuport.de/infos/ratgeber/sexting

[4] www.medienanstalt-nrw.de/presse/pressemitteilungen-2022/2022/november/watchdog22-eindeutig-online-werbekennzeichnung-im-netz/immer-mehr-kinder-und-jugendliche-machen-erfahrungen-mit-cybergrooming.html

[5]www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/JahresberichteUndLagebilder/Menschenhandel/menschenhandelBundeslagebild2022.html

[6] jugendhilfeportal.de/artikel/junge-menschen-wirken-engagiert-und-gelassen-im-umgang-mit-hassrede-im-netz

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