• 25.10.2023

Rückschau auf die Veranstaltungsreihe „Let her learn!“

Auf dem Podium sitzen Fachexpertinnen. Darunter Bahishta Zahir, Programmberaterin für Schulen und Empowerment des Afghanischen Frauenvereins, Sajia Behgam, Rechtsexpertin von Medica Afghanistan, Hila Limar, Vorstandsvorsitzende von Visions for Children, und Mariam Heidari, frühere Leiterin des von TDF geförderten Neswan-Frauenbildungszentrums

über das Menschenrecht von Mädchen und Frauen auf Bildung

Präsenzveranstaltung mit Fachpodium in Berlin-Neukölln

Der Auftakt fand am 12.10.2023 im Refugio in Berlin-Neukölln mit rund 70 Gästen statt. Durch den Abend begleitete die Moderatorin Daniela Schneider. Nach einer Begrüßung durch die TDF-Geschäftsführerin Christa Stolle legte die ehemalige Frauenministerin und Leiterin der unabhängigen Menschenrechtskommission für Afghanistan, Sima Samar, in einem digitalen Beitrag dar, warum die Unterdrückung der Menschenrechte der Frau für die Taliban keine religiöse oder kulturelle, sondern eine politische Frage ist. Anschließend gab die TDF-Referatsleiterin für Internationale Zusammenarbeit, Birgitta Hahn, Einblicke in die frauenrechtlichen Errungenschaften und Herausforderungen der letzten 20 Jahre in Afghanistan.

Ein Fachexpertinnen-Podium mit Bahishta Zahir, Programmberaterin für Schulen und Empowerment des Afghanischen Frauenvereins, Sajia Behgam, Rechtsexpertin von Medica Afghanistan, Hila Limar, Vorstandsvorsitzende von Visions for Children, und Mariam Heidari, frühere Leiterin des von TDF geförderten Neswan-Frauenbildungszentrums, widmete sich anschließend der Frage, wie frauen- und kinderrechtliche Arbeit im heutigen Afghanistan noch stattfinden kann. Eigentlich sollte auch auf die Herausforderungen im Umgang mit den Taliban sowie die Möglichkeiten und Grenzen von digitaler Mädchen- und Frauenbildung eingegangen werden, die Debatte nahm aber rasch eine politische Wendung. Wo sich einige Gäste ausschließliche eine Verurteilung der aktuellen Frauenrechtsverletzungen wünschten, berichteten die Vertreterinnen der Frauen- und Kinderrechtsorganisationen auch aus ihrer Praxis vor Ort, die den Spagat zwischen der Ermöglichung aller noch nutzbarer Zugänge zu Frauen- und Mädchenbildung und politischer Lobbyarbeit zur Druckausübung auf die Taliban schaffen muss. Die unterschiedlichen Erwartungen offenbarten sich insbesondere, als das Podium für Publikumsfragen geöffnet wurde. Frosan Klimek begleitete als Dolmetscherin den Austausch.

In den anschließenden, produktiven Arbeitsgruppen zu drei Themen – Bildungsperspektiven für Mädchen und Frauen in Afghanistan, Bildungsperspektiven für afghanische Mädchen und Frauen in Deutschland sowie öffentliche Aktionen und politische Einflussnahme zur Druckausübung auf die Taliban – beruhigten sich die Gemüter im direkten Austausch jedoch wieder. Den Abschluss bildete traditionelle afghanische Musik auf der Rubab und Tabla, dargeboten von Fazila Zamer und Fridoon Miazada.

Nach der Veranstaltung lud TDF zu einem informellen Get-together auf Getränke und Appetizer ins angrenzende Refugio-Café, was sehr viele Gäste zur weiteren Vernetzung nutzten. Dort konnte auch eine Ausstellung von Zeichnungen afghanischer Mädchen, die sich in den 90er Jahren, unter der ersten Taliban-Herrschaft, in Flüchtlingslager in Pakistan gerettet hatten, besichtigt werden.

Zwei Digitalveranstaltungen mit Neswan-Frauenrechtsaktivistinnen

Fortgesetzt wurde die Veranstaltungsreihe mit zwei Digitalveranstaltungen am 17.10. und 24.10.2023. In dem zweistündigen Format wurde für die jeweils bis zu 65 Teilnehmenden greifbar, was das Menschenrecht von Mädchen und Frauen beinhaltet, wo es verankert ist und welche Rolle es für Mädchen und Frauen individuell, aber auch gesamtgesellschaftlich spielt.

Kurze, informative Filme über den Ist-Stand der Mädchen- und Frauenbildung in Deutschland sowie die aktuelle Arbeit des Neswan-Frauenbildungszentrums in Afghanistan regten eine tiefergehende, auch kritische Auseinandersetzung mit dem Schwerpunktthema, vor allem mit Blick auf bestehende Bildungsbarrieren, an. Über geeignete digitale Tools wie Mentimeter und Miroboard wurden die Teilnehmenden immer wieder an Reflexionen beteiligt und konnten sich Wissen zur Geschichte der Frauen- und Mädchenbildung in Afghanistan und Deutschland erschließen.

Auf besonders großes Interesse stieß der Austausch mit je zwei afghanischen Aktivistinnen des Neswan-Frauenbildungszentrums, die nach der Machtübernahme der Taliban nach Deutschland evakuiert werden konnten – am 17.10. mit Mariam Heidari, der ehemaligen Leiterin des Frauenbildungszentrums, und Najibe Alizadeh, der ehemaligen stellvertretenden Leiterin und Programm-Koordinatorin, sowie am 24.10. mit Mariam Heidari und Marziah Safdari, der ehemaligen Verantwortlichen für Öffentlichkeitsarbeit.

Schulveranstaltungen in drei Städten

Drei nicht-öffentliche Schulveranstaltungen in Oberstufenklassen in Leipzig, Schwetzingen und Freiburg von jeweils vier Schulstunden rundeten die Veranstaltungsreihe ab. Besonders der speziell für Jugendliche aufbereitete Input, die stark interaktive Ausrichtung und der direkte Austausch mit afghanischen Frauenrechtsaktivistinnen wurden von den beteiligten SchülerInnen und Lehrkräften als sehr bereichernd und wirksam hervorgehoben.

  • Begrüßung durch die TDF-Geschäftsführerin Christa Stolle
    Begrüßung durch die TDF-Geschäftsführerin Christa Stolle. © TERRE DES FEMMES
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