• 15.02.2023

Urteil im Mordprozess an Maryam H. erwartet -TERRE DES FEMMES fordert bessere Schutzstrukturen für gewaltbetroffene Frauen

Berlin, 15.02.2023. Nach rund 11 Monaten Prozess wird für morgen, den 16.02., das Urteil im Prozess um den mutmaßlichen „Ehren“-Mord an Maryam H. erwartet. Seit März 2022 stehen die zwei Brüder vor Gericht. Sie sind angeklagt, ihre Schwester aus niedrigen Beweggründen ermordet zu haben, da sie deren „teilweise modernere Lebensführung“ nicht akzeptieren konnten.
TERRE DES FEMMES hat den Prozess verfolgt, und auch morgen werden unsere Referentinnen am Gericht sein. Im Laufe des Prozesses wurde von verschiedenen ZeugInnen beschrieben, wie Maryam jahrelange Gewalt und Unterdrückung erfahren hat – mutmaßlich aufgrund überholter Rollenvorstellungen und patriarchaler Ansichten über das vermeintlich „richtige“ Verhalten von Frauen.
Die Staatsanwaltschaft hält beide Brüder des Mordes für schuldig und fordert lebenslange Haft. Die Verteidiger der Brüder plädieren auf Freispruch für den Jüngeren und Körperverletzung mit Todesfolge für den Älteren.

Der Mord an Maryam H. ist kein Einzelfall:
Eine aktuelle Recherche von TERRE DES FEMMES ergab für 2021 19, für 2022 bislang mindestens 7 mutmaßliche Opfer eines versuchten oder vollzogenen „Ehren“-Mordes in Deutschland. Die Muster sind oft ähnlich: Vorausgehende Gewalt, Kontrolle, Unterdrückung, bis hin zur (versuchten) Tötung – eine vermeintlich verletzte Ehre kann eine Triebfeder für Gewalt darstellen, die hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, Frauen betrifft.

Was ist zu tun?
TERRE DES FEMMES fordert eine Verstärkung der Präventionsarbeit, außerdem müssen Schutzeinrichtungen aufgestockt und MitarbeiterInnen in Behörden und Geflüchteteneinrichtungen für das Gewaltphänomen mutmaßlicher Ehrverbrechen geschult werden. 
Frauen, die von Gewalt betroffen sind, müssen umfassend beraten und ggf. in einem Frauenhaus in einem anderen Bundeslanduntergebracht werden. 
Bei akuter Gefahr muss eine schnelle Gefahreneinschätzung erfolgen und sofort gehandelt werden – dafür müssen Behörden besser als bisher zusammenarbeiten. 

Es besteht dringender Handlungsbedarf, damit Morde wie der an Maryam H. verhindert werden können und jede Frau frei, selbstbestimmt und gleichberechtigt leben kann – ohne deswegen Todesangst durchleiden zu müssen. 

 

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