• 15.06.2022

Zwangsverheiratungen von SchülerInnen: TDF-Umfrage bei Lehrkräften ergibt 1.468 Verdachtsfälle und 379 gesicherte Fälle // TDF startet mit der Berliner Polizei die „Weiße Woche“ zur Prävention

Zum ersten Mal findet in diesem Jahr die „Weiße Woche“ statt, ins Leben gerufen von  TERRE DES FEMMES und der Berliner Polizei, in Anspielung auf ein zumeist weißes Hochzeitskleid. Vom 27.06. bis 01.07. sind wir in Berliner Schulen präsent und sensibilisieren zu Früh- und Zwangsverheiratung.

Zwangsverheiratungen und Frühehen finden aber nicht nur in Berlin statt: TERRE DES FEMMES hat im Vorfeld der „Weißen Woche“ eine anonyme bundesweite Online-Umfrage unter Lehrkräften und SchulpädagogInnen durchgeführt, um ein aktuelles Schlaglicht auf dieses Gewaltphänomen zu werfen. Auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ ist: Insgesamt gaben die teilnehmenden Lehrkräfte und SchulsozialarbeiterInnen im Rahmen der Umfrage 1.847 Fälle (inkl. Verdachtsfälle) von angedrohten oder vollzogenen Frühehen und Zwangsverheiratungen unter SchülerInnen an. Bei 379 Fällen waren sich die teilnehmenden Lehrkräfte bzw. SchulsozialarbeiterInnen sicher, dass eine Frühehe/Zwangsverheiratung unter ihren SchülerInnen bereits vorliegt oder konkret geplant sei. Weiterhin nannten sie 1.468 Verdachtsfälle.

Zur Auswertung der TDF-Umfrage

„Diese Zahlen sind erschreckend. Jede Frühehe oder jede Zwangsverheiratung verletzt das Recht auf ein freies und selbstbestimmtes Leben, vor allem von Mädchen. Die Politik muss handeln. Präventionsarbeit an Schulen und konkrete Hilfsangebote für SchülerInnen sind dringender und notwendiger denn je. Jedes Mädchen muss uns wichtig sein.“, sagt Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES.

TERRE DES FEMMES fordert dringend eine wissenschaftliche repräsentative Studie zum Vorkommen von Früh- und Zwangsverheiratungen in Deutschland.

Viele Lehrkräfte und SchulsozialarbeiterInnen fühlten sich unzureichend über das Thema informiert, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Sie wünschten sich Informationen über Beratungsstellen, Schulungen zu diesem Thema und auch verstärkt Kooperationen mit Behörden oder außerschulischen Trägern.

Die „Weiße Woche“ greift dies direkt auf: Lehrpersonal und Schülerschaft werden im Vorfeld der Sommerferien sensibilisiert, Hilfen aufgezeigt und Beratungsstellen vorgestellt.

In Zukunft soll die „Weiße Woche“ vor den Sommerferien als bundesweites Präventionsprojekt etabliert werden und jeweils gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern in unterschiedlichen Bundesländern stattfinden.

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