• 30.05.2024

Pressemitteilung: Weibliche Genitalverstümmelung darf in Gambia nicht wieder legal werden!

Berlin, 30.05.2024. Weibliche Genitalverstümmelung ist seit 2015 in Gambia verboten. Dies könnte sich jedoch bald wieder ändern. Ein entsprechender Gesetzesvorschlag zur Legalisierung von weiblicher Genitalverstümmelung wurde im März von einer Mehrheit der Abgeordneten befürwortet. In der gambischen Nationalversammlung sind aktuell 58 Abgeordnete, nur fünf von ihnen sind Frauen. Eine Gesetzesänderung würde einen massiven Rückschritt für die Rechte von Mädchen und Frauen in Gambia bedeuten. Weibliche Genitalverstümmelung (engl. FGM – female genital mutilation) ist in jedweder Form und Ausprägung eine schwere Menschenrechtsverletzung. Betroffene haben oft ihr Leben lang mit gesundheitlichen und psychischen Folgen zu kämpfen


Breites Bündnis aus der deutschen Zivilgesellschaft protestiert

TERRE DES FEMMEs fordert gemeinsam mit 30 weiteren Organisationen in einem Offenen Brief die Bundesregierung auf, auf diplomatischem Wege tätig zu werden. Im Brief, der von TDF initiiert wurde und den u.a. UN Women Deutschland, German Doctors, PLAN International und terre des hommes mitunterzeichnet haben, heißt es:

Wir, ein deutschlandweiter Zusammenschluss aus Frauen- und Menschenrechtsorganisationen, wenden uns daher heute an Sie, mit der dringenden Bitte, alle Ihnen zustehenden diplomatischen Mittel zu nutzen und auf die gambische Regierung einzuwirken, sodass das derzeitige bestehende Verbot weiblicher Genitalverstümmelung in Gambia in Kraft bleibt. Wir folgen damit einer Bitte um Unterstützung von BefürworterInnen des bestehenden Verbots im Land sowie VertreterInnen der Diaspora in Deutschland und stellen uns solidarisch an ihre Seite.“

In den Leitlinien des Auswärtigen Amtes für „feministische Außenpolitik“ wird weibliche Genitalverstümmelung explizit genannt: „Einem antifeministischen Push-back stellen wir uns entgegen. Gerade bei sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechten, sexueller Selbstbestimmung und der Überwindung weiblicher Genitalverstümmelung gibt es Rechtslücken, daher hat dies für uns Priorität.“

Es ist jetzt notwendig und an der Zeit, diesen Leitlinien zu folgen und sich stark zu machen für die Beibehaltung dieses Gesetzes – und für die Mädchen und Frauen in Gambia, in der gambischen Diaspora in Deutschland, und auch in anderen Ländern, für die eine solche Legalisierung eine fatale Signalwirkung haben könnte.

Eine Reise gegen den Rückschritt

Vorige Woche ist die TDF-Community Trainerin und Aktivistin Fatou Mandiang Diatta (3.v.l. im Bild oben) nach Gambia gereist und hat dort einen weiteren Offenen Brief, unterzeichnet von 54 internationalen NGOs, an VertreterInnen der Gambischen Nationalversammlung übergeben. Der Brief richtet sich an den gambischen Präsidenten, Adama Barrow, sowie die Gambische Nationalversammlung.

Die Aktivistin Isatou Barry kommt aus Gambia und arbeitet mit TDF in verschiedenen Projekten gegen FGM zusammen. Sie sagt: „FGM ist keine Religion, keine Tradition und nicht einmal eine Kultur. FGM ist eine gesellschaftliche Norm. Jede Frau und jedes Mädchen hat das volle Recht, alle Teile und Organe ihres Körpers […] zu behalten.“

Fatou Mandiang Diatta, Aktivistin und langjährige Community Trainerin in verschiedenen TDF-Projekten zur Bekämpfung von FGM, berichtet von ihrer Reise nach GambiaIch bin nach Gambia gereist, um mit einer Gruppe von Parlamentariern zu verhindern, dass das Gesetz gegen weibliche Genitalverstümmelung aufgehoben wird. Das erste was mir auffiel, war die Anwesenheit von Betroffenen [bei einer Sitzung im Parlament], die sehr entschlossen waren, in der Nationalversammlung für ihre Rechte zu kämpfen. Ich traf auch auf einige sehr starke junge AktivistInnen. Die Abgeordneten sind in dieser Frage gespalten: Die Befürworter [des FGM Verbots] werden unter anderem von europäischen Organisationen unterstützt, die Gegner sind eher religiös und werden von marabutischen Lobbys unterstützt. Wir werden eine Vielzahl von Frauen sehen, die das Land verlassen, um sich vor FGM zu schützen. Die gambische Nationalversammlung hat 58 Abgeordnete, davon 53 Männer und 5 Frauen.Trotzdem drücke ich die Daumen und bleibe positiv.“

Fatou Mandiang Diatta und Isatou Barry, die beide seit Langem mit TERRE DES FEMMES in verschiedenen EU-Projekten zur Bekämpfung und Prävention von FGM arbeiten, stehen für Interviews zur Verfügung, ebenso die TDF-Referentin zum Thema weibliche Genitalverstümmlung, Marlene Keller.

FGM weltweit und in Gambia

Weltweit sind nach neusten Schätzungen von UNICEF ca. 230 Millionen Mädchen und Frauen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. In Gambia sind es ca. 73% der Mädchen und Frauen zwischen 15 und 49 Jahren. Immer wieder sterben Mädchen und Frauen als Folge von FGM, auch in Gambia.
 

Weiterführende Links

Reise gegen den Rückschritt - das Engagement gegen FGM in Gambia

Offener Brief an die Bundesregierung

Open Letter to H.E. President Adama Barrow and the National Assembly of the Gambia

Fotos von der Übergabe des Offenen Briefes in Gambia (Download)

Unsere Arbeit gegen FGM

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