• 15.04.2024

Pressemitteilung
Zum heute vorgestellten Bericht der Kommission für reproduktive Selbstbestimmung

Berlin, 15. April 2024. Heute hat die ExpertInnen-Kommission für reproduktive Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin ihren Abschlussbericht an die Bundesregierung übergeben.

Sina Tonk, Bereichsleiterin Referate bei TERRE DES FEMMES, sagt dazu: „Die Empfehlung, Schwangerschaftsabbrüche zu legalisieren, ist ein großartiger Erfolg für die Arbeit vieler Organisationen und auch von TERRE DES FEMMES, die dies seit Jahrzehnten fordern. Damit würde auch Deutschland endlich der Richtlinie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) folgen. TERRE DES FEMMES fordert die Bundesregierung auf, umgehend einen Gesetzesentwurf zur Neuregelung vorzulegen. Das heißt aber auch, dass weitere Hürden für ungewollt Schwangere abgebaut werden müssen: Viel zu wenige Praxen bieten Abbrüche an, und im Medizinstudium kommen sie nicht vor – hier sieht TERRE DES FEMMES großen Aufholbedarf. Eine vollständige Legalisierung ohne Fristenregelung, sowie die verpflichtende Beratung und die auferlegte dreitägige Wartezeit vor dem Eingriff müssen abgeschafft werden, denn auch sie sind Relikte aus Zeiten, in den Frauen mit staatlicher Autorität dazu gebracht werden sollten, Kinder zu bekommen – auch wenn sie selbst das nicht wollten.“

TERRE DES FEMMES-Stellungnahme an die Kommission zum Schwangerschaftsabbruch

Die Kommission empfiehlt die Beibehaltung des Verbots der Leihmutterschaft. „Eine gute Entscheidung für den Schutz von Frauen und ein gesellschaftlich wegweisendes Signal“, sagt Sina Tonk dazu. „Der Körper einer Frau steht nicht zur Verfügung für die Interessen und Wünsche von Dritten. Wir sehen in anderen Ländern, dass auch bei der sogenannten ‚altruistischen‘ Leihmutterschaft signifikante Aufwandsentschädigungen gezahlt werden und zwischen Leihmüttern und AuftraggeberInnen in der Regel ein erhebliches Machtgefälle besteht. Während Vermittlungsagenturen enorme Gewinne einfahren, wird beim ‚altruistischen‘ Modell von den Frauen sogar erwartet, dass sie ganz und gar selbstlos ihren Körper für andere zur Verfügung stellen – und alle Risiken tragen. TERRE DES FEMMES sieht darin jedoch die Menschenwürde der Frauen verletzt, zudem wird ihre körperliche und psychische Gesundheit aufs Spiel gesetzt, und es besteht die Gefahr der Ausbeutung. Es ist gut, dass die Kommission dies ebenso einschätzt.“

TERRE DES FEMMES-Positionspapier zur Leihmutterschaft

Sina Tonk: „Auch bei der Eizellabgabe bestehen für die Spenderinnen gesundheitliche und psychische Risiken bei der Entnahme. TDF bedauert, dass die Kommission in diesem Punkt nicht auch eine klare Grenze zieht: nämlich da, wo ein weiblicher Körper für die Interessen von Dritten benutzt wird. Eine legale Eizellabgabe würde nach Ansicht von TERRE DES FEMMES darüber hinaus zu einer Nachfrage führen, die nicht durch freiwillige Spenderinnen abgedeckt werden kann. Zu befürchten ist daher, dass dies durch Spenderinnen aus anderen Ländern ausgeglichen würde, wo die Frauen weder medizinisch noch rechtlich ausreichend abgesichert sind und eine mögliche Ausbeutung schlechter nachverfolgbar. TERRE DES FEMMES fordert stattdessen eine stärkere Förderung der Forschung zur Frauengesundheit, sowie der Förderung von alternativen Familienmodellen.“

TERRE DES FEMMES-Positionspapier zur Eizellabgabe: TDF hat 2023 eine neu entwickelte Position zur sogenannten „Eizellabgabe“ beschlossen, die Sie hier nachlesen können.

Pressemitteilung zu allen drei Themen der Kommission (11.4.24)

Forderungen von TERRE DES FEMMES:

Forderungen zu den Themen Schwangerschaftsabbruch, Leihmutterschaft und Eizellabgabe

TDF startet Initiative „Schutz vor reproduktiver Ausbeutung“

Zu den Themen Leihmutterschaft und Eizellabgabe hat TDF die Initiative „Schutz vor reproduktiver Ausbeutung“ ins Leben gerufen. Spenderkinder e.V., BioSkop e.V. und weitere Verbände und Einzelpersonen haben sich bereits angeschlossen. Gemeinsam mit ihnen stellt sich TERRE DES FEMMES gegen die Legalisierung der sogenannten altruistischen Leihmutterschaft und der „Eizellspende“.

Hier lesen Sie die gemeinsame Stellungnahme der Initiative.

Öffentliche Veranstaltungen von TERRE DES FEMMES

Am 18. April 2024 findet die Online-Veranstaltung „Leihmutterschaft – Möglichkeiten der Neuregelung in Deutschland“ statt.

Am 31. Mai 2024 veranstaltet TERRE DES FEMMES einen öffentlichen Abend zum Thema: Das Geschäft mit der Leihmutterschaft: Grenzen und Möglichkeiten des Kinderwunsches. Details finden Sie hier.

Weiterführende Links

Mehr über unsere Arbeit zu sexuellen und reproduktiven Rechten

„Perspektiven auf Leihmutterschaft – eine kritische Betrachtung“ – Online-Veranstaltung vom 4.4.2023, hier auf YouTube nachschauen

Unsere Kampagne „Kein Geburtstag für §218“ (Bildmaterial und Informationen)

Video-Statements von 3 Gynäkologinnen zur Abschaffung von §219a im Jahr 2022

 

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