Pressemitteilung | „Jede einzelne hat ein Recht auf Schutz und Unversehrtheit“
Berlin, 10.12.2025. Die Bundesregierung hat Zahlen zur Weiblichen Genitalverstümmelung (engl. female genital mutilation, kurz FGM) erhoben. Sie sind erschreckend: Rund 11.100 Mädchen in Deutschland sind von FGM betroffen, weitere 25.000 sind gefährdet. 86.500 Frauen, die in Deutschland leben, sind nach der Schätzung des Ministeriums betroffen.
„Diese Zahlen machen deutlich: Weibliche Genitalverstümmelung betrifft auch Mädchen und Frauen, die in Deutschland leben – und jede einzelne von ihnen hat ein Recht auf Schutz und Unversehrtheit", sagt Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES.
Weltweit sind laut WHO geschätzt mehr als 230 Millionen Frauen betroffen. Weitere 4 Millionen Mädchen sind jedes Jahr gefährdet. FGM wird in mindestens 92 Ländern praktiziert, auf allen Kontinenten. In Deutschland ist FGM erst seit 2013 ein eigener Straftatbestand.
„Die Zahlen des BMBFSFJ zeigen das erschreckende Ausmaß, das weibliche Genitalverstümmelung auch in Deutschland hat. Als Staat, in dem körperliche Unversehrtheit ein Grundrecht ist, müssen diese Zahlen absolut alarmierend sein, endlich effektive Maßnahmen zu unternehmen – in der Prävention, in der Aufklärung von Fachpersonal, in der Sensibilisierung von Menschen, die mit Betroffenen und bedrohten Mädchen zu tun haben", sagt Christa Stolle weiter.
TDF arbeitet seit der Gründung des Vereins 1981 zum Thema und hat ebenfalls eine Dunkelzifferschätzung für das Jahr 2024 erstellt. Die Methodik der Schätzung ist ähnlich wie die des Bundesministeriums, und auch TDF kommt zu sehr ähnlichen Zahlen. Die Schätzung des BMBFSFJ ist ein wichtiger erster Schritt, nun müssen Maßnahmen und eine gesicherte staatliche Finanzierung folgen.
Zur Schätzung von TERRE DES FEMMES 2025
Die Arbeit von TERRE DES FEMMES geht noch viel weiter: Aktuell arbeitet TDF im EU-kofinanzierten Projekt S.A.F.E. (SUPPORT and AID for FEMALE GENITALE MUTILATION and EARLY AND FORCED MARRIAGE) mit Menschen aus Communities, in denen weibliche Genitalverstümmelung sowie Früh- und Zwangsverheiratungen häufig vorkommen, und gemeinsam wird in den Communitys sensibilisiert und aufgeklärt. Dies gelingt durch die aktive Unterstützung der Community-ExpertInnen, Leadern und Mitgliedern aus unterschiedlichen Diaspora-Gemeinschaften.
Internationale Entwicklungszusammenarbeit
TDF arbeitet international mit Partner-NGOs in Sierra Leone und Burkina Faso, die sich vor Ort gegen FGM einsetzen, wertvolle Überzeugungsarbeit leisten und Betroffene unterstützen.
Digitale Ausstellung „unversehrt“
TDF hat eine digitale und interaktive Ausstellung zum Thema FGM in Deutschland und in Sierra Leone erarbeitet, die Wissen vermittelt und für das Thema sensibilisiert: https://unversehrt-ausstellung.de/
Mehr zu unserer Arbeit gegen Weibliche Genitalverstümmelung
Was TDF zum Thema weibliche Genitalverstümmelung fordert
Leitfaden für den Umgang mit Betroffenen, entwickelt im TDF-Projekt Join our CHAIN