• 01.07.2024

Neues BMZ-Projekt: Gewaltschutz und Empowerment für Frauen in Burkina Faso

ABN und TDF im Gespräch mit Frauen in einem Camp für Binnenvertriebene in der Nähe der Hauptstadt Ouagadougou, Bildrecht – ABN

Gute Neuigkeiten:

Im Juni startete ein neues, vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördertes TDF-Kooperationsprojekt mit Association Bangr Nooma (ABN) in Burkina Faso. In einer fast fünfjährigen Projektlaufzeit bis Ende April 2029 sollen 12.315 Personen, darunter 1.200 akut von Gewalt betroffene Frauen aus 25 Dörfern der Provinz Kadiogo im Landesinneren, in ihrem Wissen sowie ihren Schutz- und Handlungsmöglichkeiten gegenüber geschlechtsspezifischer Gewalt gestärkt werden. Das Projekt berücksichtigt dabei ganz besonders die Bedarfe binnenvertriebener Frauen und Mädchen.

Burkina Faso: „die am meisten vernachlässigte Krise weltweit“

Erst kürzlich veröffentlichte das Norwegian Refugee Council (NRC) seinen jährlichen Bericht der am meisten vernachlässigten Krisen weltweit. Burkina Faso rangiert zum zweiten Mal in Folge auf Platz 1. Spätestens seit den zwei Militärputschen 2022 befindet sich das Land in einer schweren humanitären Krise. Die amtierende Militärregierung hat mehr als 40 Prozent des eigenen Staatsgebiets nicht mehr unter Kontrolle. Viele tausend Menschen fielen bereits Terrorangriffen zum Opfer. Allein 2023 kamen 8.400 Personen durch entsprechende Gewalttaten ums Leben. Ganz generell ist die Versorgungslage besorgniserregend, denn Burkina Faso leidet massiv unter klimawandelbedingter Ressourcenknappheit. Der zunehmend eingeschränkte Zugang zu Bildung (ca. 6.000 geschlossene Schulen) und wichtigen Gesundheitsleistungen verschärft die Lage. Die größte Herausforderung bleibt aber die extreme Binnenflucht. 2023 wurden 707.000 neue Binnenvertriebene registriert, womit sich derzeit über zwei Millionen Menschen auf der Flucht im eigenen Land befinden. Tausende können ihre Grundbedürfnisse nicht decken, auch weil 2023 nur 37 Prozent der beantragten humanitären Hilfe in Burkina Faso angekommen sein sollen.

Die Community Worker von ABN freuen sich auf das neue Projekt und bereiten es voller Elan vor

ABN-Gewaltschutzzentrum wird mehr Frauen beraten

Vor allem binnenvertriebene Frauen (ca. ein Viertel aller Binnenvertriebenen) und Kinder (ca. 59 Prozent) sind in hohem Maße Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt. Kinderarbeit, Prostitution und Arbeitsausbeutung als „Gegenleistung“ für den Zugang zu „Hilfsangeboten“ aus Aufnahmegemeinden oder teils auch Hilfsgütern sind verbreitet. Auch die Zahl an Frühverheiratungen ist drastisch gestiegen, meist in der Absicht, die familiäre Versorgungslast zu senken.

Im Rahmen des neuen Projekts will ABN daher vor allem auch binnenvertriebene Frauen und Mädchen erreichen. Zukünftig sollen bis zu 25 Frauen (statt bis zu 15 Frauen wie bisher) monatlich im Gewaltschutzzentrum beraten werden können. Den Frauen stehen dabei psychologisches, rechtliches und medizinisches Fachpersonal zur Seite.

Auch das mobile Beratungsangebot von ABN wird ausgebaut, denn die wenigsten Binnengeflüchteten wissen um ihre Rechte und Möglichkeiten, sich zur Wehr zu setzen. Auch kennen viele das Gewaltschutzzentrum von ABN nicht oder verfügen nicht über die Mittel, es aufzusuchen. Insgesamt vier Community Worker werden daher in Geflüchtetencamps und Aufnahmegemeinden über Gewaltformen, Schutzmaßnahmen und Handlungsmöglichkeiten informieren.

Vor allem Frauen und Kinder sind vor Terror und Gewalt in die Hauptstadt Ouagadougou geflüchtet. In das neue Projekt werden sie eng eingebunden.

Mehr lokale Sicherheitsnetze und Schutzstrukturen

Außerdem plant ABN, auf kommunaler Ebene Schutzstrukturen aufzubauen. Dazu werden 965 MultiplikatorInnen – darunter 125 JugendbotschafterInnen an Schulen – ausgebildet, die ihr Umfeld zur Prävention und Verfolgung von geschlechtsspezifischer Gewalt sensibilisieren und im Gewaltfall als kompetente erste AnsprechpartnerInnen für Betroffene fungieren sollen. Ziel ist, dass die MultiplikatorInnen eine Brücke zu ABN und den wenigen anderen Einrichtungen bauen, die gewaltbetroffene Frauen und Mädchen fachkundig beraten und unterstützen können. Die MultiplikatorInnen sollen zudem in den Gewaltschutz-Komitees mitwirken, die in allen Dörfern des Projektgebiets gegründet werden. Diese Komitees werden die aus ihrer Sicht dringendsten Gewaltschutzmaßnahmen identifizieren und mithilfe von ABN umsetzen. Vor diesem Hintergrund plant ABN auch, traditionelle und religiöse Führungspersonen umfassend zu schulen und beim Thema Gewaltschutz von Frauen und Mädchen in die Verantwortung zu nehmen. So werden niedrigschwellig Sicherheitsnetze geschaffen, wo sie derzeit fehlen.

Wirtschaftliches Empowerment und Nothilfe für den Gewaltausstieg

Zuletzt will ABN Frauen in ihrer finanziellen Unabhängigkeit stärken, damit ein Ausstieg aus gewalttätigen Abhängigkeitsverhältnissen überhaupt gelingen kann. Durch Berufsschulungen (z.B. zur Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte, Kleintierzucht und Textilfärbung), Fortbildungen zu Unternehmensaufbau und -management sowie den Zugang zu Startkapital, soll zahlreichen Frauen ermöglicht werden, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Geplant sind 25 berufsbildende Kurse von je bis zu sechs Monaten.

Neu daran ist die gezielte Einbindung binnenvertriebener Frauen. Um ihnen die regelmäßige Teilhabe an Bildungs- und Beratungsangeboten zu ermöglichen, leistet ABN u.a. dringend benötigte Nothilfe (z.B. durch Verteilung von Nahrungsmitteln). Wer Hunger oder Schmerzen leidet, ist körperlich und mental nicht in der Lage, Bildungs- und Beratungsinhalte aufnehmen. Erst müssen die Grundbedürfnisse gedeckt sein!

Ohne Ihre Unterstützung geht es nicht!

Die finanzielle Unterstützung des BMZ ermöglicht es ABN, viermal so viele Frauen und Mädchen zu erreichen wie in rein TDF-geförderten Projekten. Da das BMZ jedoch nur 75 Prozent der Projektkosten trägt, muss TDF einen großen Betrag an Eigenmitteln einbringen. Dafür sind wir unverändert auf Spenden angewiesen. Wir bitten um Unterstützung dort, wo sie am meisten benötigt wird. Tragen Sie mit Ihrer Spende dazu bei, dass in Burkina Faso so viele Frauen wie möglich Chancen auf ein Leben frei von Gewalt haben! Wir danken Ihnen von Herzen!

Stand: 06/2024

nach oben
Jetzt spenden