Projekt für neue Perspektiven und ein selbstbestimmtes Miteinander:

„Gemeinsam für Gleichberechtigung“
Ab April 2025 startet TERRE DES FEMMES ein neues, auf drei Jahre angelegtes Projekt mit dem Titel „Gemeinsam für Gleichberechtigung“, gefördert von Aktion Mensch. Im Mittelpunkt steht eine zentrale Frage: Wie können wir junge Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte dabei unterstützen, ihre eigenen Wege zu gehen – frei von starren Rollenbildern, selbstbestimmt und in gegenseitigem Respekt?
Was genau passiert im Projekt?
Das Herzstück des Projekts ist ein kreativer und zugleich sehr persönlicher Zugang zu den Jugendlichen. Hier setzt TERRE DES FEMMES auf direkte Begegnung, auf Austausch – und auf Mitgestaltung.
Gemeinsam mit Jugendlichen mit Flucht- und Migrationsgeschichte und drei professionellen TheaterpädagogInnen entwickelt TERRE DES FEMMES ein interaktives Theaterstück. Dabei fließen ihre eigenen Erfahrungen, Konflikte und Wünsche ein – so entsteht ein Stück, das ihre Lebensrealität widerspiegelt.
Das Stück wird in 20 Einrichtungen für geflüchtete Menschen in ganz Berlin aufgeführt. Dabei steht nicht nur das Zuschauen im Fokus: Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden eingeladen, selbst auf die Bühne zu treten, Handlungsverläufe zu verändern und neue Denk- und Verhaltensmuster auszuprobieren. Unterstützt wird das Theaterteam und die Mitarbeiterinnen von TDF dabei durch eine erfahrene externe Beraterin, die während der Veranstaltungen ansprechbar ist und bei Bedarf Beratungsgespräche anbietet.
In begleitenden Workshops werden die Themen im Nachgang mit den Jugendlichen vertiefend aufgearbeitet, über Rechte und Schutzmöglichkeiten gesprochen – und gemeinsam überlegt, wie Gleichberechtigung ganz konkret im Alltag gelebt werden kann.
Unterstützung für Fachkräfte
Oft sind es die SozialarbeiterInnen in Unterkünften oder Lehrkräfte in Willkommensklassen, die die Jugendlichen täglich begleiten, aber nicht immer wissen, wie sie sensible Themen wie (geschlechtsspezifische) Gewalt oder Rollenerwartungen ansprechen sollen. Deshalb bietet TERRE DES FEMMES praxisnahe Schulungen an, in denen Fachwissen und Handlungsmöglichkeiten vermittelt sowie extra erstellte Materialien für die Zielgruppen verbreitet werden.
Aufklärung in Schulen – vor den Sommerferien besonders wichtig
Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Kooperation mit der Berliner Polizei. Gemeinsam organisiert TERRE DES FEMMES jedes Jahr vor den Sommerferien eine Aktionswoche, die sogenannte „Weiße Woche“. In rund 90 Workshops an Schulen spricht TERRE DES FEMMES mit Jugendlichen über das Thema Zwangsverheiratung und Verschleppung ins Ausland. Denn viele Mädchen und junge Frauen müssen befürchten in den Ferien gegen ihren Willen verheiratet und verschleppt zu werden. TERRE DES FEMMES klärt auf, stärkt das Verständnis für die Rechte der SchülerInnen und zeigt Wege auf, wie sie sich schützen können.
Aufklärung und Unterstützung durch Stadtteilmütter
Veränderung darf nicht bei den Jugendlichen aufhören, deshalb bindet TERRE DES FEMMES auch das familiäre Umfeld mit ein. Besonders wichtig ist dabei die Arbeit mit den sogenannten „Stadtteilmüttern“ – Frauen mit eigener Migrationsgeschichte, die in Berliner Kiezen unterwegs sind und Frauen und Familien begleiten. Fünf bis zehn von ihnen werden gezielt zu Ansprechpartnerinnen für die Themen Zwangsverheiratung und Frühehen ausgebildet. Sie führen anschließend Workshops z. B. in Elterncafés durch – sensibel, bei Bedarf in der Herkunftssprache und auf Augenhöhe. So erreicht TERRE DES FEMMES vor allem Frauen, die sonst selten Zugang zu solchen Themen haben und öffnet einen Raum für Austausch, Fragen und Unterstützung.

Theater, das bewegt: Warum das Projekt wichtig ist
Viele der Jugendlichen, die im Rahmen des Projektes angesprochen werden sollen, wachsen in familiären Strukturen auf, in denen patriarchale Vorstellungen stark präsent sind. Mädchen und junge Frauen sind oftmals von Früh- oder Zwangsverheiratung bedroht, während Jungen in Rollen gedrängt werden, die Kontrolle und Dominanz verlangen. Auch sie leiden unter diesen Erwartungen, vor allem, wenn sie alternative Lebenswege einschlagen möchten. Diese traditionellen Rollenbilder prägen das Leben junger Menschen und machen es ihnen schwer, sich davon zu lösen.
Mit dem neuen Projekt möchte TERRE DES FEMMES neue Perspektiven eröffnen und den Jugendlichen helfen, sich ihrer Rechte bewusst zu werden. Sie werden über Hilfsangebote informiert und ermutigt, andere Lebensentwürfe kennenzulernen und zu leben. In dem Bewusstsein, dass Veränderungen nicht einfach sind, schafft TERRE DES FEMMES Räume, in denen Fragen gestellt, Erfahrungen geteilt und neue Sichtweisen ausprobiert werden können. Dabei soll der Wunsch nach Veränderung, nach Freiheit, nach Gleichberechtigung und nach einem selbstbestimmten Leben aufgegriffen und gemeinsam weiterentwickelt werden.
Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist, dass nicht nur mit den Jugendlichen gearbeitet, sondern auch ihr Umfeld einbezogen wird. Eltern, Stadtteilmütter und pädagogische Fachkräfte spielen eine Schlüsselrolle. Nur durch die enge Zusammenarbeit mit diesen AkteurInnen kann sichergestellt werden, dass Veränderungen langfristig und nachhaltig verankert werden. „Gemeinsam für Gleichberechtigung“ setzt auf Begegnung, Vertrauen und gemeinsames Wachstum, um so einen wirkungsvollen Beitrag zu mehr Gleichberechtigung zu leisten.
Stand: April 2025