UN-Dialog mit den Taliban - aber afghanische Frauen bekommen keine Stimme!
Afghanische Frauen nicht mit am Tisch
Die Vereinten Nationen haben zum dritten Mal seit dem Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan zum internationalen Dialog geladen: An dem am 30. Juni 2024 gestarteten zweitägigen Treffen in Doha, der Hauptstadt Katars, nahmen VertreterInnen von 25 Ländern teil, um über die prekäre humanitäre Lage in Afghanistan zu beraten. Das Erschütternde: Während den radikalislamischen Taliban erstmalig ein Platz am Tisch zugestanden wurde, bekamen die afghanischen Frauen, um deren Schutz es zu großen Teilen gehen sollte, keine Stimme!
Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 werden die Taliban von den meisten Staaten nicht als offizielle Regierung anerkannt, das Land ist mit zahlreichen internationalen Sanktionen belegt. Der Hauptgrund dafür ist die Missachtung von Menschen- und insbesondere Frauenrechten. Die bereits zuvor schwächelnde afghanische Wirtschaft liegt inzwischen am Boden: Nach Angaben der UN leben heute bis zu 97 Prozent der AfghanInnen unterhalb der Armutsgrenze und die humanitäre Lage in Afghanistan wird immer katastrophaler.
Frauen werden ihrer Menschenrechte beraubt
Afghanische Frauen und Mädchen sind immer stärker gefährdet und eingeschränkt. Sie dürfen in den meisten Berufsfeldern nicht mehr arbeiten, nicht mehr ohne die Begleitung eines Mannes das Haus verlassen und ihre Schulbildung endet bereits nach der sechsten Klasse. Die Taliban treten die Rechte der Frauen mit Füßen. Erst kürzlich machten sie bekannt, eine Frau in der Provinz Herat öffentlich ausgepeitscht zu haben.
Dementsprechend war der internationale Aufschrei groß, als bekannt wurde, dass nun die Taliban erstmalig zum internationalen Dialog der Vereinten Nationen eingeladen wurden, während den Hauptbetroffenen der von ihnen verübten Menschenrechtsverletzungen, den afghanischen Frauen, ein Platz am Tisch verweigert wurde. Sie und die gesamte afghanische Zivilgesellschaft waren vom Dialog ausgeschlossen. Mit ihnen fand ein eigenes separates Treffen am Folgetag statt, um den Dialog mit den Taliban nicht zu gefährden.
Klare Haltung der UN in Frage gestellt
Die UN-Untergeneralsekretärin Rosemary DiCarlo betonte bereits vor Beginn der Gespräche in Doha, dass die Einladung der Taliban nicht deren Anerkennung oder eine Akzeptanz ihrer Politik bedeute. Das Ziel sei es lediglich, die Lage der notleidenden AfghanInnen nachhaltig zu verbessern. Im Fokus des Treffens stünde vor allem die Etablierung eines nachhaltigen Friedens in Afghanistan, sowie die Einhaltung von Menschenrechten und Völkerrecht. Diese Aussagen verlieren jedoch an Glaubwürdigkeit, wenn Frauen von einem Dialog über die eigenen Rechte ausgeschlossen bleiben. Insbesondere, weil afghanische Frauen deutlich gemacht haben, dass sie sich viel von direkten Gesprächen mit den Taliban in einem, von der internationalen Gemeinschaft geschaffenen, sicheren und neutralen Raum versprechen würden.
Gleichzeitig gibt es in der afghanischen Diaspora große Uneinigkeit darüber, ob man überhaupt Gespräche mit den Taliban führen sollte. Während manche einen Dialog als unausweichlich sehen, um den Menschen im Land zu helfen, kritisieren andere, dass überhaupt eine Diskussion über Frauenrechte zuzulassen schon ein fehlgeleiteter und gefährlicher Ansatz sei. Zumal die gesamte Politik der Taliban seit ihrer erneuten Machtübernahme vor nun fast drei Jahren zeigt, dass sie hinsichtlich Frauenrechten zu keinem Kompromiss bereit sind.
Helfen Sie jetzt!
Ob der zweitägige Dialog der Vereinten Nationen tatsächlich langfristige Verbesserungen für die afghanische Bevölkerung herbeiführen konnte, bleibt abzuwarten. Die Situation der afghanischen Frauen bleibt katastrophal. TERRE DES FEMMES leistet in Zusammenarbeit mit dem afghanischen Frauenbildungszentrum Neswan Unterstützung vor Ort. Durch Näh-, Alphabetisierung- und Englischkurse wird Frauen im westafghanischen Herat ein Zugang zu Bildung geboten. Psychologische Betreuung ermöglicht den Frauen zudem, sich über das Erlebte, ihre Perspektiven und Hoffnungen auszutauschen. Helfen Sie uns, diese Frauen auch weiterhin zu unterstützen!
Spenden Sie jetzt und erhalten sie den afghanischen Frauen zumindest einen kleinen Lichtblick im Alltag!