„Ich habe das trotzdem gemacht!“: STARK!-Austausch über Rollen- und Berufsbilder

Rollenbilder bewusst machen und kritisch hinterfragen sowie Mädchen ermutigen, sich nicht von Stereotypen und Vorurteilen in der Berufswahl beeinflussen zu lassen. Das waren die Ziele des Austauschtreffens im Projekt „STARK!IMG 5702© TERRE DES FEMMES Töchter und Väter gemeinsam für Gleichberechtigung“ am 5. Mai 2022.

Bei einer Einstiegsübung zu sozialen Normen und Rollenbildern sollten die Mädchen und Väter getrennt voneinander Bilder, auf denen Berufe, Aktivitäten und Alltagsgegenstände zu sehen waren, den Kategorien „weiblich“, „männlich“ oder „geschlechtsunabhängig“ zuordnen. Die Mädchen waren sich schnell einig, dass das Geschlecht nichts über die persönlichen Stärken, Interessen und Begabungen aussagt und dass nichts „typisch weiblich“ oder „typisch männlich“ ist. Bei den Vätern wurde mehr diskutiert – über die individuelle bzw. gesellschaftliche Perspektive und über verschiedene Generationen. Dass Stereotype und Rollenbilder veränderbar sind, hat Naya anhand eines Beispiels verdeutlicht: „Früher haben Männer immer rosa getragen.“ In der Tat galt rosa bis Anfang des 20. Jahrhunderts als „Jungenfarbe“.

 

IMG 5762Physikerin und MINToring Projektkoordinatorin Dr. Audrey Houillon begeistert mit Experimenten © TERRE DES FEMMESVeränderungen brauchen aber auch Zeit. Nach wie vor sind in Deutschland Frauen in sogenannten MINT-Berufen deutlich unterrepräsentiert. 2021 lag die Zahl bei lediglich 15,5 Prozent. Dr. Audrey Houillon, Physikerin und MINToring Projektkoordinatorin an der Freien Universität Berlin, ist eine von ihnen. Die Naturwissenschaften haben Audrey Houillon früh fasziniert. Besonders ihr Vater, mit dem sie viel in der Natur war, hat sie inspiriert und unterstützt. Auch sie ist Vorurteilen, wie Physik sei nichts für Mädchen, konfrontiert worden. Das hat sie aber nicht daran gehindert, ihren Weg zu gehen: „Ich habe das trotzdem gemacht!“

„Was ist euer Bild von einer Wissenschaftlerin?“

An diesem Donnerstagabend hat Audrey Houillon die Anwesenden mit in ihre Welt genommen. Zunächst hat sie die Töchter und Väter gefragt, wie sie sich eine Wissenschaftlerin vorstellen. Von wenig Schlaf und Augenringen bis zum weißen Kittel und Brille war alles dabei. „Ich habe nie einen Kittel an und wenn ich kann, schlafe ich gerne lang“, widerlegte Audrey Houillon die Stereotype. Wissenschaftlerinnen gebe es nicht nur im Bereich der Naturwissenschaften, sondern beispielsweise auch in den Geisteswissenschaften. Viele hätten jedoch automatisch eine Chemikerin vor Augen. Die Wissenschaften seien aber so divers wie die Wissenschaftlerinnen selbst. Mit luftigen Experimenten hat Audrey Houillon ganz praktisch gezeigt, dass Physik in vielen Alltagsphänomenen steckt und sowohl die Mädchen als auch ihre Väter sichtlich begeistert.