Der Kampf gegen Prostitution – unsere Städtegruppe Bremen im Interview

TDF: Liebe Städtegruppe Bremen, ihr habt am 19.03.2025 einen Vortrag mit Dr. Elke Bartels organisiert, der großen Anklang fand. Worum ging es in dem Vortrag?
Meike: In Bremen beschäftigen wir uns schon länger mit dem Thema Prostitution, besonders seit es Pläne gab, die Helenenstraße auszuweiten. Daraus entstand Protest im Stadtteil, auch eine unserer Mitfrauen wohnt dort. Das hat uns motiviert, das Thema öffentlich stärker aufzugreifen - gerade auch wegen der politischen Debatten rund ums Sexkaufverbot. Die Idee, Dr. Bartels einzuladen, kam, als eine Mitfrau ein Interview mit ihr auf der TDF-Website gesehen hatte. Ihre Perspektive als frühere Polizeipräsidentin des Polizeipräsidiums Duisburg war für uns sehr wertvoll, weil sie die Auswirkungen des Prostituiertenschutzgesetzes aus erster Hand kennt. Mich hat ihr persönliches Engagement sehr beeindruckt. Obwohl sie im Ruhestand ist, hält sie solche Vorträge, weil sie das Elend nicht einfach hinnehmen will.
Sabine: Sie hat geschildert, wie schwer es für die Polizei geworden ist, effektiv zu kontrollieren und Frauen zu schützen. Viele ziehen ihre Anzeigen trotz erlebter Gewalt wieder zurück. Sie hat sehr eindrücklich erzählt, wie sie bei Einsätzen Plüschtiere in den Zimmern der Frauen sah, für sie ein Symbol für Trost und Schutzbedürfnis. Und sie hat betont: Der Markt wächst, die Frauen werden immer jünger. Am Ende hat sie Reformvorschläge gemacht, wie z.B. ein höheres Mindestalter von 21 Jahren für Prostitution. Aber klar war auch: Einzelmaßnahmen reichen nicht, es braucht tiefgreifendere Veränderungen.
TDF: Wie habt ihr die Resonanz auf den Vortrag erlebt?
Meike: Der Saal war mit rund 120 Personen voll besetzt, das Publikum war bunt gemischt – Männer und Frauen, Junge und Ältere, darunter auch Menschen aus dem Bildungsbereich und der Polizei. Besonders interessant fand ich die Wortmeldung eines ehemaligen Schulleiters, der schilderte, wie sehr Mädchen heute über Social Media mit problematischen Sexualitätsbildern konfrontiert werden und wie schwer es für Schulen sei, dem entgegenzuwirken. Insgesamt hat es großen Zuspruch gegeben: Viele sprachen sich für das Nordische Modell aus und übten deutliche Kritik an der derzeitigen Gesetzeslage.
Sabine: In der Diskussion kamen bekannte Einwände zur Sprache, etwa die Sorge, ein Sexkaufverbot könne Gewalt ins Dunkelfeld verdrängen oder Pädophilie fördern, diese Argumente hören wir häufiger. Ein Polizist aus Bremerhaven hat außerdem geschildert, dass sich dort die Lage für Prostituierte verbessert habe, was zeigt, wie unterschiedlich die regionale Wahrnehmung sein kann. Besonders schön war: Kaum jemand verließ während der Diskussion den Raum. Und schon am nächsten Tag meldeten sich interessierte Frauen bei uns. Solche Reaktionen motivieren uns, für unsere weitere Arbeit.
TDF: Über welche Kanäle habt ihr die Veranstaltung beworben, und wie ist es euch gelungen, so viele Menschen zu erreichen?
Sabine: Der Termin stand im Veranstaltungsheft MIX und die Veranstaltung wurde zweimal im Weser Kurier erwähnt. Wir haben außerdem sehr viele E-Mails verschickt, z.B. an Parteien, Organisationen, Initiativen und in unser privates Umfeld. Wir haben uns die Adresslisten aufgeteilt und dann hat jede Einzelne viele Kontakte angeschrieben.
Meike: Zusätzlich erschien ein Interview mit Frau Dr. Bartels in der taz. Der Kontakt dazu kam über eine interessierte Reporterin zustande. Das war eine tolle Möglichkeit, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Dazu kamen Flyer, Plakate und Gespräche im Netzwerk. Wir haben alle Kanäle genutzt. Am Ende hat der volle Saal gezeigt, dass sich die Mühe gelohnt hat.
TDF: Eure Städtegruppe wächst. Wie schafft ihr es neue Aktive für eure Arbeit zu gewinnen und langfristig zu motivieren?
Meike: Unsere Veranstaltungen sind der wichtigste Weg, um neue Frauen zu erreichen. Wir legen bei Veranstaltungen Listen aus, auf denen sich Interessierte eintragen können. Sie bekommen dann Infos zu kommenden Aktionen. Auch über die TDF-Webseite finden Frauen zu uns. Aktuell sind wir etwa zehn Aktive - einige berufstätig, andere wie wir im Ruhestand. Wir treffen uns einmal im Monat und je nach Bedarf öfter, vieles läuft auch digital.
Sabine: Es gibt keine feste Rollenverteilung bei uns, aber Aufgaben haben sich mit der Zeit verteilt. Ich betreue z. B. das Postfach, andere machen Öffentlichkeitsarbeit oder organisieren Material. Gryta bereitet meist die Treffen vor. Manche Frauen bleiben nur kurz, andere engagieren sich langfristig - jede Unterstützung ist willkommen.
TDF: Was steht bei euch als nächstes auf dem Plan? Und wie kann man euch unterstützen oder selbst mitmachen?
Meike: Unsere nächste größere Veranstaltung findet am 13. November 2025 im Wallsaal Bremen statt. Thema wird die Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes sein. Der Arbeitstitel lautet: „Kommt in Deutschland bald das Nordische Modell?“. Durch die anstehende Bundestagsdebatte im Juli ist das Thema hochaktuell. Außerdem überlegen wir, uns intensiver mit dem Thema Kinderkopftuchverbot zu beschäftigen. Der Gleichstellungsausschuss der Bremer Bürgerschaft tagt dazu im Juni, mit Beteiligung von Stephanie Walter aus der TERRE DES FEMMES Geschäftsstelle Berlin.
Sabine: Weitere Ideen, wie ein Büchertisch oder eine Lesung, haben wir auch schon überlegt – konkrete Möglichkeiten gibt es dafür in Bremen aber noch nicht. Wer mitmachen möchte, kann uns einfach über die TDF-Webseite kontaktieren - wir freuen uns immer über Unterstützung!
TDF: Wir danken euch für das Gespräch. Ein großes Dankeschön an euch und alle Frauen aus der Städtegruppe Bremen für euer Engagement gegen Prostitution.
Stand: August 2025

TDF: Wie habt ihr die Resonanz auf den Vortrag erlebt?
Meike: Der Saal war mit rund 120 Personen voll besetzt, das Publikum war bunt gemischt – Männer und Frauen, Junge und Ältere, darunter auch Menschen aus dem Bildungsbereich und der Polizei. Besonders interessant fand ich die Wortmeldung eines ehemaligen Schulleiters, der schilderte, wie sehr Mädchen heute über Social Media mit problematischen Sexualitätsbildern konfrontiert werden und wie schwer es für Schulen sei, dem entgegenzuwirken. Insgesamt hat es großen Zuspruch gegeben: Viele sprachen sich für das Nordische Modell aus und übten deutliche Kritik an der derzeitigen Gesetzeslage.
Sabine: In der Diskussion kamen bekannte Einwände zur Sprache, etwa die Sorge, ein Sexkaufverbot könne Gewalt ins Dunkelfeld verdrängen oder Pädophilie fördern, diese Argumente hören wir häufiger. Ein Polizist aus Bremerhaven hat außerdem geschildert, dass sich dort die Lage für Prostituierte verbessert habe, was zeigt, wie unterschiedlich die regionale Wahrnehmung sein kann. Besonders schön war: Kaum jemand verließ während der Diskussion den Raum. Und schon am nächsten Tag meldeten sich interessierte Frauen bei uns. Solche Reaktionen motivieren uns, für unsere weitere Arbeit.
TDF: Über welche Kanäle habt ihr die Veranstaltung beworben, und wie ist es euch gelungen, so viele Menschen zu erreichen?
Sabine: Der Termin stand im Veranstaltungsheft MIX und die Veranstaltung wurde zweimal im Weser Kurier erwähnt. Wir haben außerdem sehr viele E-Mails verschickt, z.B. an Parteien, Organisationen, Initiativen und in unser privates Umfeld. Wir haben uns die Adresslisten aufgeteilt und dann hat jede Einzelne viele Kontakte angeschrieben.
Meike: Zusätzlich erschien ein Interview mit Frau Dr. Bartels in der taz. Der Kontakt dazu kam über eine interessierte Reporterin zustande. Das war eine tolle Möglichkeit, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Dazu kamen Flyer, Plakate und Gespräche im Netzwerk. Wir haben alle Kanäle genutzt. Am Ende hat der volle Saal gezeigt, dass sich die Mühe gelohnt hat.
TDF: Eure Städtegruppe wächst. Wie schafft ihr es neue Aktive für eure Arbeit zu gewinnen und langfristig zu motivieren?
Meike: Unsere Veranstaltungen sind der wichtigste Weg, um neue Frauen zu erreichen. Wir legen bei Veranstaltungen Listen aus, auf denen sich Interessierte eintragen können. Sie bekommen dann Infos zu kommenden Aktionen. Auch über die TDF-Webseite finden Frauen zu uns. Aktuell sind wir etwa zehn Aktive - einige berufstätig, andere wie wir im Ruhestand. Wir treffen uns einmal im Monat und je nach Bedarf öfter, vieles läuft auch digital.
Sabine: Es gibt keine feste Rollenverteilung bei uns, aber Aufgaben haben sich mit der Zeit verteilt. Ich betreue z. B. das Postfach, andere machen Öffentlichkeitsarbeit oder organisieren Material. Gryta bereitet meist die Treffen vor. Manche Frauen bleiben nur kurz, andere engagieren sich langfristig - jede Unterstützung ist willkommen.
TDF: Was steht bei euch als nächstes auf dem Plan? Und wie kann man euch unterstützen oder selbst mitmachen?
Meike: Unsere nächste größere Veranstaltung findet am 13. November 2025 im Wallsaal Bremen statt. Thema wird die Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes sein. Der Arbeitstitel lautet: „Kommt in Deutschland bald das Nordische Modell?“. Durch die anstehende Bundestagsdebatte im Juli ist das Thema hochaktuell. Außerdem überlegen wir, uns intensiver mit dem Thema Kinderkopftuchverbot zu beschäftigen. Der Gleichstellungsausschuss der Bremer Bürgerschaft tagt dazu im Juni, mit Beteiligung von Stephanie Walter aus der TERRE DES FEMMES Geschäftsstelle Berlin.
Sabine: Weitere Ideen, wie ein Büchertisch oder eine Lesung, haben wir auch schon überlegt – konkrete Möglichkeiten gibt es dafür in Bremen aber noch nicht. Wer mitmachen möchte, kann uns einfach über die TDF-Webseite kontaktieren - wir freuen uns immer über Unterstützung!
TDF: Wir danken euch für das Gespräch. Ein großes Dankeschön an euch und alle Frauen aus der Städtegruppe Bremen für euer Engagement gegen Prostitution.