• 02.06.2025

Marl macht mit - Die Städtegruppe stellt sich vor

Von Links: Regina, Jäs, Anabelle und Effi von der Städtegruppe Marl

Die neue TERRE DES FEMMES Städtegruppe Marl setzt sich seit März 2025 für Frauenrechte, Sichtbarkeit und konkrete Unterstützung vor Ort ein. Im Interview erzählen drei aktive Frauen – Dr. Regina Lorenz-Krause, Effrosyni Koulizaki-Bagrac (Effi) und Jäs – von ihrer Motivation, ihren Erfahrungen und den Herausforderungen in ihrer Stadt.

TDF: Bitte stellt euch vor. Warum habt ihr die Städtegruppe Marl gegründet?

 

Regina:
Ich bin Krankenschwester und Sozialwissenschaftlerin und beschäftige mich seit über 30 Jahren mit Frauenrechten, insbesondere mit den internationalen Zusammenhängen und Frauengesundheit. In meinem Umfeld habe ich immer wieder Gewalt gegen Frauen miterlebt und oft Unterstützung leisten müssen. Besonders meine Arbeit in der Drogentherapie hat mich geprägt und mir gezeigt, wie sehr Gesundheit und Gewalt zusammenhängen. Vor etwa drei Jahren hat mich eine Mitfrau, die in Marl seit Jahren engagiert ist, auf TERRE DES FEMMES aufmerksam gemacht. Weil es keine Städtegruppe mehr gab, habe ich mich direkt eingebracht.

Effi:
Ich komme ursprünglich aus Griechenland und lebe seit über 30 Jahren in Deutschland. Für Frauenrechte engagiere ich mich, seit ich denken kann. Sowohl in Griechenland als auch in Deutschland. Hier arbeite ich in der medizinischen Fußpflege und als Reiki-Therapeutin. In dieser Arbeit erzählen mir viele Frauen von Gewalt, die sie in ihren Beziehungen erfahren. Ich wollte mich unabhängig engagieren und bin so zu TERRE DES FEMMES gekommen. In Marl war TDF zunächst kaum bekannt, deshalb habe ich die Idee eingebracht, uns beim Volksparkfest mit einem Stand zu präsentieren.

Jäs:
Ich bin die Jüngste in der Gruppe und bin über das Volksparkfest zu TERRE DES FEMMES gestoßen. Das Thema Gewalt gegen Frauen beschäftigt mich schon lange, aber ich wusste nie, wie ich mich konkret einbringen kann. Bei TDF habe ich dann einen Platz gefunden. Heute kümmere ich mich um die Social-Media-Arbeit der Städtegruppe. Mir ist wichtig, dass das Thema mehr Aufmerksamkeit bekommt – gerade bei jungen Menschen.

TDF: Welche Probleme gibt es in Marl und mit welchen Herausforderungen seid ihr konfrontiert?

Regina:
Marl ist geprägt von sozialen Herausforderungen wie hoher Arbeitslosigkeit, gesundheitlichen Belastungen und wirtschaftlicher Unsicherheit. Davon sind Frauen besonders betroffen. Gleichzeitig erleben wir hier eine große Offenheit im Umgang mit Problemen, was wir als Stärke der Stadt empfinden. Marl ist kulturell sehr vielfältig, doch genau deshalb braucht es tragfähige Strukturen, insbesondere niedrigschwellige Angebote und Schutzräume. Aktuell fehlt es an beidem. Ein Frauenhaus existiert nicht mehr, und viele betroffene Frauen wissen nicht, wohin sie sich wenden können. Deshalb setzen wir uns politisch für neue Anlaufstellen ein – unter anderem im Dialog mit Koordinationsstellen und der Familienministerin in NRW.

Effi:
Gerade für viele Migrantinnen ist die Situation besonders schwierig. Ich erlebe häufig, dass Frauen Anzeigen wegen Gewalt zurückziehen, weil sie keine Unterstützung finden oder sich allein gelassen fühlen. Es mangelt an Orten, die Schutz bieten und Frauen konkret auffangen. Das wollen wir ändern.

TDF: Wo könnt ihr als Städtegruppe ansetzen und was macht ihr genau?

Jäs:
Unser Ziel ist es, Aufmerksamkeit zu schaffen und Informationen zugänglich zu machen. Wir sind z.B. bald mit einem Stand bei einem Christopher Street Day in Marl vertreten. Dort verteilen wir Flyer, kommen mit Menschen ins Gespräch und zeigen auf, wo Betroffene Hilfe finden können. Vor allem wollen wir mehr junge Menschen erreichen z.B. durch unsere Social-Media-Kanäle, aber auch ganz direkt.

Effi:
Ich finde es besonders wichtig, Jugendliche für das Thema zu sensibilisieren, am besten schon in der Schule. Eine Idee ist zum Beispiel eine Menschenkette in der Aula einer Schule, bei der wir über das Thema Gewalt aufklären und Informationen weitergeben. Wir möchten vor allem die Altersgruppe um 16, 17 Jahre ansprechen, da Jugendliche auch in ihren Familien etwas bewirken und Wissen weitertragen können.

Regina:
Eine tolle Erfahrung war für uns unsere Veranstaltung „Stärke aus der Dunkelheit“ bei den FrauenKulturTagen. Zwei Frauen, die Gewalt auf der Flucht erlebt haben, haben ihre Geschichte erzählt. Diese Veranstaltung war interaktiv, praxisnah, und sie hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, auch positive Wege sichtbar zu machen. Wir wollen Hoffnung vermitteln und zeigen: Es gibt ein Leben nach der Gewalt. Wir erleben immer wieder, wie wichtig genau das für viele Frauen ist.

TDF: Welche Frauen wünscht ihr euch noch in eurer Gruppe, und welche Unterstützung könntet ihr gut gebrauchen?

Effi:
Unsere Gruppe ist altersmäßig breit aufgestellt. Das ist eine große Stärke, denn jede bringt ihre eigene Perspektive mit. Besonders freuen wir uns über Frauen aus sozialen Berufen, wie zum Beispiel Sozialarbeiterinnen.

Regina:
Wir wünschen uns Frauen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten und Erfahrungen – gerne auch Jüngere, die neue Perspektiven und Zugänge zu Themen einbringen. Besonders willkommen sind auch Frauen, die selbst Gewalt erlebt haben und wissen, warum sie sich engagieren. Grundsätzlich ist bei uns aber natürlich jede Frau willkommen, die sich für Frauenrechte einsetzen möchte.

TDF: Herzlichen Dank für dieses Gespräch und eure Initiative, wieder eine Städtegruppe Marl zu gründen!

Wir wünschen der ganzen Städtegruppe Marl viel Erfolg vor Ort und danken euch für euer Engagement!

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