• 29.01.2025

Pressemitteilung: Zum 20. Todestag von Hatun Sürücü: Podiumsdiskussion "Mehr als nur eine Frau. Gewalt im Namen der Ehre: Verstehen – vorbeugen – verhindern" und aktuelle Fallrecherche

Berlin, 29. Januar 2025. Am 07. Februar jährt sich ihr Todestag zum 20. Mal: Hatun Sürücü wurde 2005 von ihrem Bruder im Namen der vermeintlichen „Familienehre“ ermordet, weil sie frei und selbstbestimmt leben wollte. Sie floh aus einer Zwangsehe und entschied fortan selbst über ihr Leben – gegen den Willen ihrer Familie.

Gewalt im Namen der Ehre wird innerhalb stark patriarchalisch strukturierter Familien und Gesellschaften ausgeübt, um eine vermeintliche Familienehre zu erhalten oder wiederherzustellen. Als Trägerinnen der Familienehre zahlen Frauen und Mädchen für deren Erhalt allzu oft einen hohen Preis: Sie erleiden psychische und physische Gewalt, werden zwangsverheiratet oder sogar getötet.

Anna, Influencerin, macht deutlich: „Ich bin nicht eure Ehre! Es ist mir sehr wichtig, darüber zu sprechen, damit andere Betroffene wissen, dass sie Unterstützung bekommen können und nicht allein sind. Diese Frauen und Kinder müssen geschützt werden.“ 

Der Mord an Hatun Sürücü löste eine bundesweite Debatte über Gleichberechtigung, patriarchalische Traditionen, Zwangsheirat sowie notwendige Präventionsmaßnahmen aus.

Sandra Maischberger, Moderatorin und Produzentin des Films Nur eine Frau, sagt: „Wir müssen alle Gewalttaten an Frauen – auch im Namen einer vermeintlichen Familienehre - thematisieren, denn Menschenrechte und Menschenwürde sowie die Gleichberechtigung von Mann und Frau stehen über allem.“

Denn auch heute, 20 Jahre nach dem Tod von Hatun Sürücü, stellen sich wichtige Fragen: Was muss getan werden, um gefährdete Mädchen und Frauen wirksam zu schützen? Wie können patriarchale Strukturen langfristig überwunden werden? In aktuellen Debatten wird das Thema häufig pauschalisiert, ohne dabei die betroffenen Mädchen und Frauen wirklich im Blick zu haben.

Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan, Psychologe und interkultureller Traumatherapeut, stellt fest: „Wir dürfen nicht wegschauen, wenn unter dem Deckmantel von Kultur, Tradition oder Religion Gewalt im Namen der Ehre praktiziert wird. Ein Einmischen auf Augenhöhe ist notwendig.“

Matthias Deiß, stellv. Leiter des ARD-Hauptstadtstudios und Autor des Buches Ehrenmord – ein deutsches Schicksal, betont: „Hatun Sürücü war Deutsche – der Mörder, ihr Bruder, ist in Deutschland geboren und aufgewachsen.  Ihr Schicksal ist ein deutsches Schicksal, geht uns alle an und steht exemplarisch für das Leiden von vielen Mädchen und Frauen.“ 

Welche Schritte sind also notwendig, damit gefährdete Mädchen und Frauen in Deutschland sicher und selbstbestimmt leben können?

Von Seiten der Politik muss endlich mehr in die Präventionsarbeit mit Jugendlichen zum Thema Zwangsheirat und Gewalt im Namen der Ehre investiert werden - nur so kann Gewalt im Namen der Ehre langfristig verhindert werden.“, fordert Myria Böhmecke, Leiterin des Referats Gewalt im Namen der Ehre bei TERRE DES FEMMES.

Über diese Fragen und Forderungen möchten wir sprechen – mit ExpertInnen zum Thema und mit Ihnen!

Wir laden Sie herzlich zur Online-Podiumsdiskussion (Zoom) „Mehr als nur eine Frau - Gewalt im Namen der Ehre: Verstehen, vorbeugen, verhindern“ am 30. Januar 2025, von 18.00 bis ca. 19.30 Uhr ein.

Anmeldung für Presse bitte an presse@frauenrechte.de

Ablauf:

18.00 Uhr              Begrüßung, Einführung ins Thema und Vorstellung der Podiumsgäste

18:15 Uhr              Podiumsdiskussion

19.00 Uhr              Fragen der ZuschauerInnen

Ca.19.30 Uhr         Ende der Veranstaltung

Gäste:

Sandra Maischberger, Moderatorin und Produzentin des Films: „Nur eine Frau“

Matthias Deiß, stellv. Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, Moderator „Bericht aus Berlin“ und Buchautor (u. a. „Ehrenmord. Ein deutsches Schicksal“)

Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan, Psychologe und Autor (u.a. „Gewalt im Namen der Ehre“)

Anna, Influencerin

Myria Böhmecke, Referatsleiterin, Referat Gewalt im Namen der Ehre, TERRE DES FEMMES e. V.

Moderation: Katie Gallus

Statements und Kurzbiografien der Podiumsgäste finden Sie in der Pressemappe zum Download.

Fälle von „Ehren“-Morden in 2023 und 2024 – Aktuelle Presserecherche von TERRE DES FEMMES

Anlässlich des Todestags von Hatun Sürücü veröffentlicht TERRE DES FEMMES jedes Jahr eine Übersicht mutmaßlicher (versuchter) „Ehren“-Morde in Deutschland. „Ehren“-Mord ist kein juristischer Begriff und die Recherche kann kein vollständiges Bild liefern. Doch möchte TERRE DES FEMMES mit den Ergebnissen auf mögliche Muster und „Warnzeichen“ im Vorfeld aufmerksam machen, um an die Etablierung verbesserter Präventions- und Opferschutzmaßnahmen zu appellieren.

Die vorläufigen Zahlen[1] für 2024 ergeben

  • drei Opfer mutmaßlicher „Ehren“-Morde
  • drei weitere überlebten einen versuchten „Ehren“-Mord
  • Von den 6 Opfern sind 2 männlich und 4 weiblich

Für 2023 ergibt sich abschließend folgendes Bild:

  • 13 Menschen wurden mutmaßlich im Namen der Ehre ermordet
  • 6 weitere überlebten den Mordversuch.
  • Von den 19 Opfern waren 15 Mädchen oder Frauen

Die gesamte TDF-Fallrecherche finden Sie in unserer Pressemappe hier zum Download.

Hintergründe zum Thema Gewalt im Namen der Ehre und Zwangsverheiratung

"Ehren"-Mord und Gewalt im Namen der Ehre: Warum die Begriffe für die Diskussion so wichtig sind.

 

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