Pressemitteilung | "Wenn die Gewalt nicht aufhört" - TERRE DES FEMMES protestiert gegen Partnerschaftsgewalt
Berlin, 25. November 2024. Zum heutigen Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen hat TERRE DES FEMMES mit einer Kundgebung am Brandenburger Tor in Berlin ein starkes Zeichen gegen Partnerschaftsgewalt gesetzt: "Wenn die Gewalt nicht aufhört - Partnerschaftsgewalt endlich wirksam beenden". Auf großen Schildern wurde auf verschiedene Formen von Gewalt aufmerksam gemacht, sowie Forderungen aufgestellt.
Rednerinnen:
Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Bündnis90/DIE GRÜNEN)
Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin TERRE DES FEMMES
Sina Tonk, Bereichsleiterin Referate TERRE DES FEMMES
Anwesend waren die Bundestagsabgeordneten Leni Breymaier (SPD), Silvia Breher (CDU) und Gesine Lötzsch (Die Linke).
Pressefotos und Pressemappe können Sie hier herunterladen.
Bundesfrauenministerin Lisa Paus:
"Die Vorstellung der neuen Zahlen zu geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Gewalt in der letzten Woche hat deutlich gezeigt: Deutschland braucht ein starkes Gewalthilfegesetz, um das Recht auf Schutz und Beratung für alle Betroffenen von geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt zu verankern. Das Gewalthilfegesetz wird Leben retten, denn es schafft ein flächendeckendes, niedrigschwelliges Unterstützungsangebot, in der Stadt, genauso wie auf dem Land! Für alle Frauen - unabhängig davon, wo sie wohnen, wie hoch ihr Einkommen ist, wie ihre körperliche Verfassung, oder wie ihr Aufenthaltsstatus ist. Ich bin zuversichtlich, dass das Bundeskabinett das Gewalthilfegesetz diese Woche beschließen wird und werbe auch weiterhin für Zustimmung über Parteigrenzen hinweg - denn der Schutz von Frauen darf nicht abhängig sein von parteipolitischem Kalkül. Den bedrohten, geschlagenen und um ihr Leben fürchtenden Frauen ist es vollkommen egal, wer regiert."
Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin TERRE DES FEMMES:
"Das Leid und unter Umständen sogar die Lebensgefahr für Frauen während, aber auch nach einer Beziehung mit einem Gewalttäter darf nicht länger unterschätzt und verharmlost werden. In etwa 90 Prozent der Fälle geht die Gewalt auch nach der Trennung weiter und kann sich sogar verstärken. Behörden und Politik müssen dafür sorgen, dass Täter gestoppt und Frauen nicht nur geschützt, sondern auch unterstützt werden, sich ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung aufzubauen. Die traurige Realität: viele Femizide hätten verhindert werden können, wären die Frauen besser geschützt worden.“
Es gibt viele Gründe dafür, dass die Gewalt einfach nicht aufhört. Die Verantwortung liegt dabei immer beim Täter und beim Staat, der Frauen leider immer noch nicht ausreichend schützt.
155 Femizide durch Partner oder Expartner gab es allein 2023. Oft gehen den Taten Kontakt- oder Annäherungsverbote voraus, deren Umsetzung nicht ausreichend überprüft wird.
TERRE DES FEMMES fordert daher die elektronische Fußfessel für Gewalttäter zur Überwachung von Näherungsverboten.
Gewalttätige Ex-Partner bedrohen Mütter über Umgangs- und Sorgerechtsangelegenheiten. Sie drohen damit, das Sorgerecht zu entziehen oder erwirken Umgänge, die das Kind gefährden können. Behörden und Institutionen stellen sich dabei oft auf die Seite der Väter und blenden die Gefahr für Mutter und Kind aus. Die TDF-Umfrage „Umgangsrecht: Einfallstor für Nachtrennungsgewalt“ hat dies deutlich gezeigt.
TERRE DES FEMMES fordert daher: Kein Umgangsrecht für gewalttätige Väter
Sogar bei Justiz- und Strafverfolgungsbehörden fehlt das Wissen zu den Dynamiken von Partnerschaftsgewalt, zu Betroffenenverhalten und Täterstrategien. Die Folge: Partnerschaftsgewalt, die ohnehin nur selten angezeigt wird, wird noch seltener geahndet. Die Betroffenen werden alleingelassen.
TDF fordert daher: Verpflichtende Fortbildungen und Schulungen für Polizei und Justiz
Noch immer gibt es zu wenige Frauenhausplätze und Beratungsstellen. Eine Frau, die um ihr Leben fürchtet, findet zu oft keinen Schutzraum, um dem Gewalttäter zu entkommen. Das vom BMFSFJ vorgeschlagene Gewalthilfegesetz könnte Abhilfe leisten. Die endgültige Verabschiedung vor den Neuwahlen ist aber noch nicht gesichert.
TERRE DES FEMMES fordert: Gewalthilfegesetz jetzt: mit mindestens 14.000 zusätzlichen Frauenhausplätzen
… damit jede Frau #SicherGehen kann!