Wege aus der Gewalt in Indien – Projektupdate von BHUMIKAs Unterstützung für Frauen in Not

Die Verbreitung an Gewalt gegen Frauen in Indien bleibt weiterhin alarmierend. Im Jahr 2024 wurden allein im Bundestaat Telangana 2.945 Vergewaltigungsfällen gemeldet. In über 99% kannten die Betroffenen die TäterInnen. Vergewaltigungen, sexualisierte und häusliche Gewalt sowie Femizide sind weit verbreitet. So wurde in Telangana zuletzt am 2. Juli 2025 eine 35-jährige Frau von ihrem betrunkenen Ehemann brutal ermordet, nachdem dieser ihr zuvor mehrfach Untreue vorgeworfen hatte und am 28. Juli 2025 eine 21-jährige Absolventin mutmaßlich von ihrem Bruder getötet. Polizeiliche Ermittlungen ergaben, dass die Betroffene Streit mit ihrem jüngeren Bruder hatte, in dem ihr ein häufiger Kontakt zu einem männlichen Freund vorgeworfen wurde. Fälle wie diese sind keine Seltenheit und zeigen, wie gefährlich die weiterhin stark verbreitete patriarchale Gewalt für Frauen in Indien ist.
Um dieser Gewalt entgegenzuwirken, setzt sich BHUMIKA Women’s Collective – Partnerorganisation von TERRE DES FEMMES seit 2016 – im südindischen Bundesstaat Telangana für die Sicherheit von Frauen ein. BHUMIKA bietet Beratungen für von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffene Frauen und Mädchen an. Ebenso leistet BHUMIKA Aufklärungs- und Präventionsarbeit und schult u.a. PolizistInnen, RichterInnen und AnwältInnen.
Projekterfolge von Juli 2024 bis Juni 2025
584 gewaltbetroffene Frauen suchten im Zeitraum von Juli 2024 bis Juni 2025 BHUMIKAs Beratungsstelle in Karimnagar auf und wurden von BHUMIKA über u.a. rechtliche Handlungsmöglichkeiten aufgeklärt sowie psychologisch unterstützt. Davon kamen 423 Betroffene zum ersten Mal in die Beratungsstelle. Die Überlebenden berichteten von emotionalem Missbrauch, wirtschaftlicher, physischer und sexueller Gewalt, die von den Ehemännern oder anderen Familienmitgliedern ausgeht. Familienstreitigkeiten, patriarchale Einstellungen und alte Traditionen, wie z.B. hohe Mitgiftforderungen sind oft Auslöser der Gewalt. Dazu kommen auf der Seite des Ehemannes häufig Alkohol- und Onlinespielsucht, emotionale Instabilität und finanzielle Schwierigkeiten aufgrund von Arbeitslosigkeit oder hohen Schulden.

Beratungen für gewaltbetroffene Frauen
Insgesamt führte BHUMIKA im Projektjahr – zwischen Juli 2024 und Juni 2025 – 2143 Beratungen durch. Diese werden entweder mit der Überlebenden allein, mit dem Ehemann allein, mit dem Paar gemeinsam oder mit einer Gruppe durchgeführt. Wie BHUMIKAs Mitarbeiterinnen berichten, wird die Arbeit häufig durch die patriarchalen Einstellungen vieler Beteiligter erschwert. Trotzdem erreichte die Organisation in 129 Fällen eine nachhaltige Versöhnung. Positive Entwicklungen, wie das gerechte Aufteilen von Care-Arbeit, weniger Alkohol- und Onlinespielkonsum und eine reguläre Arbeit konnten in diesen Fällen beobachtet werden. Wichtig ist BHUMIKA dabei stets, auch im Nachgang an Beratungserfolge Überlebenden weiterhin als Kontakt zur Verfügung zu stehen. Regelmäßig erkundigen sich daher BHUMIKAs Mitarbeiterinnen durch Telefonanrufe bei den KlientInnen auch nach Beratungsende und bieten in besonders schweren Fällen Hausbesuche an. Im Berichtszeitraum fanden insgesamt 92 Hausbesuche statt.
Wirtschaftliches Empowerment
Nach Trennungen stehen viele Frauen ohne Einkommen da. BHUMIKA unterstützt sie beim Aufbau wirtschaftlicher Unabhängigkeit – z. B. mit Nähmaschinen oder sogenannten Push Carts (Handkarren) für den Gemüseverkauf. Eine 36-jährige Frau mit zwei Söhnen, die von ihrem Mann verlassen wurde, erhielt z.B. Anfang des Jahres von BHUMIKA eine Nähmaschine. Sie berichtet:
„Am wichtigsten ist, dass ich gelernt habe, mein Leben nach meinen eigenen Vorstellungen zu leben. Ich scheue mich nicht mehr, über Frauenthemen zu sprechen. Ich informiere andere Frauen aktiv über die BHUMIKA Beratungsstelle und ermutige sie, sich Unterstützung zu suchen, Selbstvertrauen zu gewinnen und Möglichkeiten zu nutzen, die Ihnen helfen, ein Leben in Würde und Unabhängigkeit zu führen – genau wie ich.“
(Übersetzt aus dem Englischen von TDF)
Zusammenarbeit mit der Polizei
BHUMIKA arbeitet zudem in enger Abstimmung mit der Polizei. Dies ist für BHUMIKAs Arbeit wichtig, da so Sicherheitsregeln während Beratungssitzungen gewährleistet werden können. BHUMIKA und die örtliche Polizei stehen in ständigem Austausch miteinander. Der neue Polizeikommissar besuchte zuletzt die Beratungsstelle und zeigte große Wertschätzung und Interesse für BHUMIKAs Arbeit. Der direkte Kontakt ermöglicht es, dass die Polizei Betroffene an die Beratungsstelle verweisen kann und BHUMIKA wiederum Frauen, die z.B. rechtliche Schritte einlegen möchten, unmittelbar an die Polizei weiterleiten kann.
Weiterbildung des BHUMIKA Personals
Die Beraterin und Sozialarbeiterin von BHUMIKA nahmen zwischen Juli 2024 und Juni 2025 an diversen Schulungen und Trainings teil, wie z.B. einer Fortbildung zum besseren Verständnis von Herausforderungen der LGBTQIA+ Community und zum Schutz von Frauen vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.
Öffentliche Aufklärungs- und Präventionsarbeit
BHUMIKA veranstaltete fünf Awareness-Meetings, die im Rahmen der 16 Days of Activism Against Gender-Based Violence Camapign im November 2024 und demInternational Women’s Day im März 2025 durchgeführt wurden. Dabei fand Aufklärung zu Frauenrechten, unterschiedlichen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt und deren Auslösern sowie zu Präventivmaßnahmen statt.
Anhaltende Gewalt gegen Frauen in Indien braucht ein starkes Hilfesystem! BHUMIKA bietet vielen Frauen Zugang zu Beratungsangeboten und wirtschaftlichem Empowerment. Mit Ihrer Spende können Sie dies unterstützen!
Stand: 07/2025